Corona-Leugner verteilen Flyer mit fragwürdigen Aussagen in Wesel / Staatsanwaltschaft ermittelt
Ulrike Westkamp: "Ich bin mir sicher, dass die allermeisten Menschen in Wesel (...) dieses gefährliche Virus ernst nehmen!"
"So etwas Unverantwortliches ist kaum vorstellbar!" So kommentiert Klaus Schmellenkamp einen Flyer, den er gestern im Briefkasten seines Hauses an der Reitzensteinstraße in Wesel vorfand. Der Textinhalt der Wurfsendung: höchtsbrisante Formulierungen überzeugter Schutzmasken-Gegner.
Auf der einen (blauen) Seite des Flyers sprechen die Verfasser ihre Leser direkt an ("Wusstest Du ...?") und stellen fragwürdige Behauptungen gegen die Wirksamkeit von Atemschutzmasken auf. Zusätzlich listen sie eine Reihe von angeblich medizinischen Erkenntnissen auf, unter anderem bezüglich der Auswirkung des Maskentragens auf die körperliche und seelische Verfassung der Menschen.
Auf der (grünen) Rückseite des Flyers wird's inhaltlich noch kruder: Die "wichtigen Informationen für dein Immunsystem" lassen sich über den angeblich nachhaltigen Effekt von "Küssen, Knuddeln und Umarmen" aus. Die Verfasser dokumentieren ihre Aversion gegen AHA-Regeln und die gebotene Vorsicht durch Sätze wie: "Durch den Austausch von Viren und Bakterien lernt das Immunsystem die fremden Mikroben kennen und ist in Zukunft besser vor Ihnen gewappnet."
Reaktionen auf den Inhalt des Leugner-Flyers
Wesels Bürgermeister Ulrike Westkamp bekundet ihr absolutes Unverständnis in der Sache und schreibt: "Unsere Demokratie ist wehrhaft! Wo uns solche Lügen hinführen, haben unsvor wenigen Wochen die USA vor Augen gehalten. Trumpisten, Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker stürmten das Kapitol, das Herz der amerikanischen Demokratie! Wer die Bilder gesehen hat, sah einen losgelassenen „Mob“, der die Grundfeste der freiheitlichen Gesellschaft mit Füßen getreten hat.
Ich stehe entschieden für eine tolerante Welt, in der wir uns achten undunsere Mitmenschen schützen. Dazu gehört auch das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes. Zahlreiche renommierte Forschungseinrichtungen in Deutschland und in der ganzen Welt haben nachgewiesen, dass das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, das Abstand-Halten sowie regelmäßiges Hände-Waschen das Risiko sich anzustecken, deutlich verringern.
Ich traue unserem Gesundheitspersonal. Ich traue der Wissenschaft, die es möglich gemacht hat, dass Frauen und Männer in Deutschland heute häufig über 85 Jahre alt werden – Tendenz steigend. Und ich bin mir sicher, dass die allermeisten Menschen in Wesel, in Deutschland und in der Welt dieses gefährliche Virus ernst nehmen.
Wir alle müssen uns seit Monaten täglich den schwierigen, ungewohntenHerausforderungen stellen. Viele sind alleine, weil sie oft niemanden haben. Andere müssen ihre Kinder zuhause betreuen und ihrem Beruf nachgehen. Wir machen das alle gemeinsam, um dieses Virus endlich zu besiegen.
Es stimmt mich glücklich zu sehen, wie viele Menschen in dieser Pandemieanderen geholfen haben und noch helfen. Ich höre von vielen Menschen im meinem Umfeld, dass sie ihren Bekannten, Verwandten, Freunden und Nachbarn bei der Vergabe eines Impftermins geholfen haben. Das ist die Mehrheit.
Deshalb danke ich allen Menschen für ihr Engagement, ganz besonders denen,die jeden Tag Menschen heilen und pflegen.
Auch der Kreispolizei Wesel ist der Vorgang bekannt. "Wir haben die Flyer zur rechtlichen Bewertung an unsere Direktion Kriminalität weiter geleitet. Eine rechtliche Bewertung wird grundsätzlich durch die Staatsanwaltschaft und nicht durch die Polizei vorgenommen. Zur Prüfung wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", erklärt Daniel Freitag vom Pressestab der Polizei.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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