Bundestagswahl im Visier
U18-Wahl spannend wie bei den "Großen"
Unter Federführung des Stadtjugendrings hat mit fünf Wahllokalen in Zusammenarbeit mit einer Schule, sechs Jugendhäusern und einem Verein die U18-Wahl zur Bundestagswahl in Wesel stattgefunden.
Gewonnen hat im Vergleich der Direktkandidaten Rainer Keller von der SPD. Seine Führung gegenüber der aktuellen Inhaberin des Direktmandates ist aber nur hauchdünn. Kein Grund für ihn also, sich entspannt zurückzulehnen. Außerdem ist die U18-Wahl "nur" die Wahl für alle, die nicht wahlberechtigt sind und liefert daher nur ein Stimmungsbild der Sichtweise junger Menschen, die in die Bundestagswahl am 26. September gar nicht einfließt.
Im Wahlkreis Wesel 1 haben auch in Voerde, Schermbeck, Hamminkeln, Xanten, Alpen, Rheinberg und Kamp-Lintfort U18-Wahlen stattgefunden. Ein Gesamtergebnis dieser Veranstaltungen liegt nicht vor, sodass allein aus dem Weseler Ergebnis keine Schlüsse auf die Beliebtheit einzelner Kandidatinnen und Kandidaten oder ihrer Parteien bei den nicht wahlberechtigten Kindern und Jugendlichen gezogen werden können.
Dennoch sei ein kurzer Blick auf das Weseler Wahlergebnis erlaubt:
Lediglich 13 Stimmen trennen im Direktvergleich nach Erststimmen Sieger Rainer Keller (SPD) von Sabine Weiss (CDU). Etwas komfortabler fällt der Abstand zu Hans-Peter Weiß aus. An vierter Stelle folgt Bundestagsmitglied Bernd Reuther (FDP), der über die Landesliste in den 19. Bundestag eingezogen ist.
Bei der Auswertung der Zweitstimmen, die für die Zusammensetzung des Bundestages ausschlaggebend sind, verbleiben sechs Parteien im 20. Bundestag. Ohne die Berücksichtigung von Überhang- und Ausgleichsmandaten bilden 300 Stimmen die absolute Mehrheit. In einer Zweierkonstellation ist dies nach dem U18-Wahlergebnis nur für eine erneute Große Koalition der Fall. Denkbar knapp verfehlt Rot-Grün den Wert um nur vier Mandate.
Dass Kinder und Jugendliche ihre eigenen Prioritäten setzen zeigt sich daran, dass sie die Tierschutzpartei in den 20. Bundestag berufen.
Die konkreten Werte sind den anhängenden Grafiken zu entnehmen.
Ergebnis der U18-Wahl sollen allerdings nicht zentral solche Wahlergebnisse im klassischen Sinne sein. Viel wichtiger ist den Organisator*innen bundesweit und auch in Wesel eine Heranführung junger Menschen an die Demokratie. "Wie funktioniert unsere Demokratie?", "Welchen Sinn haben die ´Rituale´ bei der Wahl wie etwa das Wahlgeheimnis?", "Wie ist unser Land organisiert und warum?" - das sind wichtige Fragen, die bei Vorbereitung und Durchführung der U18-Wahl geklärt werden. "Keine Erstwähler*in und erst recht nicht die jungen Menschen, die an der U18-Wahl teilnehmen, haben je erlebt, dass "Wahl"-Ergebnisse massiv manipuliert wurden oder dass ein Kreuz an "falscher" Stelle oder eine unliebsame Meinung negative Konsequenzen haben konnten", führt Silke Villbrandt, Koordinatorin für die U18-Wahl in Wesel dazu aus.
Die U18-Wahl ist übrigens nicht das einzige Projekt zur politischen Bildung rund um die Bundestagswahl in Wesel. Es gab neben Diskussionsveranstaltungen mit Kandidaten im Sem;kolon z.B. auch eine große Diskussionsrunde von "Juniorpolitikern" vor Schülerinnen und Schülern von Andreas-Vesalius-Gymnasium und Konrad-Duden-Gymnasium. Anschließend daran findet am Montag auch eine sog. Junior-Wahl statt, die ähnlich wie die U18-Wahl funktioniert aber ausschließlich an Schulen durchgeführt wird. "Da kann das Wahlergebnis für Wesel schon wieder ganz anders aussehen - ein Erfolg für die Demokratie ist das aber in jedem Fall" meint hierzu Michaela Leyendecker als Vorsitzende des Stadtjugendrings.
Autor:Stadtjugendring Wesel (Silke Villbrandt) aus Wesel |
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