Trotz Ärger um "G8": Rückzieher? - - - Keineswegs!
Beide Weseler Gymnasien haben sich deutlich für die Beibehaltung des G8-Konzepts (Gymnasium in acht Jahren) ausgesprochen. Nicht alle Eltern können oder wollen das nachvollziehen.
Doch könnte eine Rückkehr zum alten G9-System überhaupt halten, was sich Manche davon versprechen? Jürgen Berner, Direktor des Andreas-Vesalius-Gymnasiums, sagt: „Nein!“ Er will bestehenden Irrglauben und Unkennnis in der Bürgerschaft aus dem Weg räumen.
Die Aussagen des Direktors sprechen für sich. Deshalb verzichten wir auf umschreibende Worte und veröffentlichen Berners Darlegungen so, wie er sie uns zukommen ließ.
Jürgen Berner schreibt ...
Bedingt durch die mediale Berichterstattung der jüngeren Zeit konnten viele Menschen den Eindruck gewinnen, Gymnasien könnten, wenn sie es nur wollten, zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) zurückkehren, denn die neue Landesregierung in NRW würde dies ja neuerdings gestatten.
So mancher wundert oder ärgert sich außerdem darüber, dass offenbar kein Gymnasium weit und breit diesen Weg beschreiten will, obwohl es doch viel Kritik an der eingeführten achtjährigen Gymnasialzeit (G8) gibt.
Der falsche Eindruck, die Gymnasien verschlössen sich der Rückkehr zu einer vernünftigeren Schulpolitik, konnte jedoch nur entstehen, weil die meisten Medien sich nicht die Mühe machten, die Menschen gründlich über die tatsächlichen Fakten zu informieren, und die Fakten sind diese:
In NRW besteht ein Schulgesetz, das besagt, dass man in unserem Land in achtjähriger Gymnasialzeit zum Abitur gelangt. Ein bestehendes Gesetz zu ändern, bedarf aber eines recht langwierigen parlamentarischen Prozesses. Eine schnelle Lösung kann nur darin bestehen, einer Reihe von Schulen zu erlauben, an einem Schulversuch teilzunehmen, der eine ganze Weile dauert (bis 2024) und schließlich beendet und ausgewertet wird.
Die neue Landesregierung konnte also keineswegs kurzfristig eine Rückkehr zum alten Schulsystem G9 gestatten, wohl aber einen Schulversuch mit neuen Bedingungen. Ein Schulversuch, der einfach die Rückkehr zum alten System vorsähe, wäre ja auch ein Witz, denn, was sollte man an einem System, das seit Jahrzehnten erprobt ist, auch „versuchen“.
Diese neuen Bedingungen sind folgende:
a) Abitur wie früher in 9 Jahren, aber:
b) Ausweitung der Unterrichtszeit durch zwölf Ergänzungsstunden. Ergänzungsstunden sind Unterrichtsstunden, welche die Schule nach eigenem Gutdünken auf bestimmte Fächer in der Sekundarstufe I verteilen kann, um den Unterrichtsstoff zu vertiefen und Schüler zu fördern. In der Konsequenz bedeutet das aber Ausdehnung des Unterrichts auf den Nachmittag (wie bei G8).
c) Beginn der zweiten Fremdsprache ab Klasse 6 (wie bei G8)
d) Beginn des Wahlpflichtfaches II ab Klasse 8, z.B. dritte Fremdsprache etc. (wie bei G8)
e) Abschlussprüfung am Ende der Klasse 10 (wie bei G9 alt).
Übrigens müssten für das neue G9 schon wieder neue Lehrpläne entwickelt werden mit den dazugehörigen Schulbüchern, die natürlich die gerade erst für die G8er Schüler noch nicht immer komplett eingeführten neuen Lehrwerke wieder ersetzen müssten.
Es sei auch der Hinweis erlaubt, dass sich nicht die störrischen Schulleiter gegen den neuen Schulversuch entschieden haben, sondern die Schulkonferenzen der Gymnasien, die allein solche Entscheidungen treffen können und in denen schließlich auch Eltern- und Schülerscha ft Mitbestimmungsrecht haben. Wenn sich selbst diese Personengruppen, wie zum Beispiel am AVG geschehen, einstimmig gegen das neue G9 entscheiden, werden sie wohl ihre Gründe haben!
Den Schulen bleibt vernünftigerweise nichts anderes übrig, als mit G8 zu leben und die Situation für alle Beteiligten so erträglich und gut wie möglich zu gestalten. Ich bin sicher, dass dies auch gelingen wird. Die Verbesserung gegebener neuer Bedingungen braucht eben Zeit. Man bedenke nur, was es am Anfang für ein Theater um das Zentralabitur gab, das heute eine Selbstverständlichkeit ist, über die kaum noch geredet wird.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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