Weseler Verwaltungsleiterinnen kritisieren den Kölner Tatort (Thema: Gewalt an Frauen)

"Spannend, aber ohne echte Angebote für Frauen, einen Weg aus dem Dilemma zu finden

Die Endlos-Krimireihe "Tatort" gehört zu den Deutschen Heiligtümern, wie der Schrebergarten, der Sonntagsspaziergang oder der Zweitwagen. Aber nicht jedem gefällt alles, was das Fernsehen ausstrahlt - auch nicht, wenn's "Tatort" heißt.

So meldeten sich heute zwei wichtige Frauen aus dem Weseler Rathaus, um ihren Unwillen bezüglich der „Kölner“-Tatort-Folge am 21. März 2021 kund zu tun. In ihrem Brief an die Medien schreiben Gleichstallungsbeauftragte Regina Lenneps und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp:

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Tatort fasziniert und elektrisiert viele Menschen seit Jahrzehnten jeden Sonntagabend. Dabei greifen Sie als Produktionsteam kritische, zeitgemäße Themen auf, die häufig tabuisiert werden oder denen keine Beachtung geschenkt wird; so auch am 21. März 2021.

In der „Kölner“-Folge wurden die Themen Gewalt an Frauen sowie die häufig daraus resultierende Obdachlosigkeit filmisch spannend in Szene gesetzt. Leider haben wir feststellen müssen, dass bei diesem hochsensiblen und „lebensgefährlichen“ Thema die Möglichkeiten für die betroffenen Frauen kaum bis gar nicht zur Sprache gekommen sind.

Im Gegenteil: Am Schluss zeigen die beiden Kommissare einer jungen Protagonistin lediglich zwei Alternativen auf, die beide für betroffene Frauen mehr als fatal enden können. Die eine bestand darin, zurück zum gewalttätigen Mann zu kehren und die andere, die Flucht ins Ungewisse anzutreten. Wir hätten uns erhofft, dass auch Hilfsangebote der zahlreichen Fraueninitiativen, Gleichstellungsstellen und anderen Institutionen (wie zum Beispiel Wohlfahrtsverbände) benannt werden.

Dennoch ist es richtig, dass Sie diese Themen in den Mittelpunkt gerückt haben. Leider werden sie immer noch allzu häufig unter „den Teppich“ gekehrt.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Westkamp (Bürgermeisterin)
Regina Lenneps (Gleichstellungsbeauftragte)