So gross wie nie - Anti-Atom-Proteste mit Rekordbeteiligung
- Wesel/Köln - 26.03.2011 - Teilnahmebericht eines Weselers von der Anti-Atom-Grossdemonstration in Köln -
( http://www.ausgestrahlt.de/mitmachen/26maerz/koeln.html )
Die bundesweiten Montags-Mahnwachen wiesen schon darauf hin. Von Woche zu Woche mahnten, gedachten und protestierten immer mehr Teilnehmer in immer mehr Städten rund um das Thema Atomunfall in Fukushima/Japan und den Atomausstieg in Deutschland. Auch in Wesel verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen jedes mal. Aber das, was dann am vergangenen Samstag in Köln los war, konnte keine Mahnwache vermuten lassen.
Mit Spruchbanner und guter Laune im Gepäck wurde schon bei der Ankunft in der Domstadt klar, dass dies keine kleine Sache wird. Anti-Atomkraft-Fahnen und Ballons, wohin man auch blickte. Überall bunte Menschengruppen auf dem Weg zur Auftaktkundgebung am Ottoplatz. Dort angekommen wummerte uns schon laute Musik vom der Bühne des Aktionsbündniss *Fukushima Mahnt - Abschalten jetzt* entgegen. Wir waren um ca. 11 Uhr recht früh dran, aber dennoch war der Platz bereits übervoll. In einem Fahnen- Ballon- und Transparentemeer suchten wir unsere Leute am vereinbarten Treffpunkt. Dort wurden nach großen Hallo erstmal auch unser Transparent entrollt und aufgestellt.
" Wo gibts denn eigentlich die Ballons hier? ". Mehrere Arme deuteten nach irgendwo links rüber. Nach kurzer Suche finde ich dann auch den 'Ballon-Fabrikanten', ein Mitgkied der Grünen, den ich sogar schon länger kenne und schätze. Statt einen Ballon zu bekommen - die waren gerade ausgegangen - durfte ich aber erstmal nur beim Tragen der halbvollen Gasflasche helfen. Es ist garnicht so einfach dieses ziemlich schwere und lange Ding durch wabernde Menschenmassen zu buxieren. Heil am Lieferwagen angekommen wurde die gute Tat dann aber durch eine übersehene Tüte Ballons belohnt, so dass auch ich nun zwei dieser Anti-Atom-Rundlinge ans Trasparent basteln konnte.
Um 11:30 begrüßten die Veranstalter die Menge vor der Bühne. Unter tosendem Ablaus hielten dann mehrere führende Mitglieder der Teilnehmenden NGOs ihre Eröffnungsreden - in jeder Sprechpause begleitet von 'Abschalten,Abschalten'-Sprechchören.
Danach rockten noch Liedermacher die Menge, bevor sich dann um 12 Uhr der Demonstrationszug Richtung Deutzer Werft - dem Zielort der Kölner Anti-Atom-Sternmäsche - aufmachte.
Bereits hier müssen es weit über zehntausend Menschen gewesen sein, die friedlich, aber laut den sofortigen Atomaustieg in Deutschland forderten. "Heck Meck Meck - weg mit dem Atomdreck" skandierte eine ca. 30-Köpfige Kindergruppe direkt hinter uns.
Das Gelände an der Deutzer Werft ist riesig, füllte sich aber sehr schnell. Eine sehr große Bühne war dort aufgebaut worden, von der uns schon neue und altbekannte Protestlieder - u.a. von Wolf Maahn und Klaus, dem Geiger entgegen schallten. Der Zug schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Die Menge wurde immer größer und dichter. Die Eindrücke vom Ottoplatz wurden hier vom hunderte Meter langen Meer aus wehenden Fahnen, klassischen und neuen Protestschildern, und singenden Menschenmassen leicht in den Schatten gestellt. Überall um uns herum raunte es 'Wow - welch ein Anblick'.
Ab 13:30 begrüßte Christioph Bautz vom Kampagnennetzwerk 'Campact' auf der Bühne die mittlerweile ca. 25000 auf dem schon gut gefüllten Platz. Aber wir waren dort erst die erste Hälfte der Demonstranten in Köln, denn der Zug vom 2. Auftakttreffpunkt, dem Neumarkt, kam gerade erst über die Rheinbrücke direkt am Gelände. Und auch dieser schien kein Ende nehmen zu wollen. Noch um 14:15, als gerade zur Schweigeminute für die Opfer in Japan aufgerufen wurde, schlängelte sich der Tross vom Neumarkt Richtung Werftgelände. Aber die großen Bühnenlautsprecher wurden auch auf der Brücke gehört. So wurde also auch auf der Strasse inne gehalten zum Gedenken an Fukushima und auch die Tsunamiopfer.
Um umgefähr 15 Uhr gaben die Veranstalter die Teilnehmerzahlen bei den 4 Grossdemonstrationen in Berlin, Hamburg, München und eben Köln bekannt. Und der Jubel kannte darauhin keine Grenzen mehr. Mit ca. einer viertel Millionen Menschen war dieser Tag zur mit Abstand größten Anti-Atom-Demonstration aller Zeiten in Deutschland geworden. In Köln waren es am Ende wohl um die 40000.
Es folgte ein buntes Programm aus Reden, Aufrufen, Musik, Sprechchören und Gesängen. Das Gelände war dann auch bald rappelvoll und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Wir sangen, tanzten, und trafen dabei auch immer mehr Freunde und Bekannte, die sich an unserem grell-oragnenen Transparent links vor der Bühne gut orientieren konnten.
Drei Stunden - und viele bekannte Kabarett + Musik-Acts (z.B. 'Klee') - später lief dieser tolle Tag langsam aus. Am Ende wurde noch zur Teilnahme an den Veranstaltungen zum 25. Jahrestag des Tschernobyl-Atomunfalls aufgerufen. Und so werden sich wohl auch am Ostermontag, den 25.04.2011 wieder viele tausend Atomkraftgegner versammeln. Für NRW wird hier speziell die Demonstration an der Uran-Aufbereitungsanlage in Gronau nahegelegt.
( http://www.tschernobyl25.de/ )
So, das ist also mein kleiner Bericht aus Köln. Ich hoffe, der eine oder die andere findet den auch interessant.
Zum Schluss möchte ich aber noch auf unsere nächste Weseler Anti-Atom-Mahnwache heute, 28.03.2011, um 18 Uhr am Berliner Tor hinweisen. Wir hoffen, dort auch diese Woche wieder viele von Ihnen begrüßen zu dürfen:
http://www.lokalkompass.de/wesel/politik/mahnwache-fuer-den-atomausstieg-wesel-fukushima-ist-ueberall-d50070.html
Autor:Andreas Rohde aus Wesel |
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