Oh, diese Jugend

Sind die wirklich alle so brav und angepasst? (Fotos: Hoch, Bohlen/ Collage: dibo)
  • Sind die wirklich alle so brav und angepasst? (Fotos: Hoch, Bohlen/ Collage: dibo)
  • hochgeladen von Dirk Bohlen

Die Diskussionen in jüngster Zeit zur Jugendarbeit veranlassten mich zu folgenden Gedanken, die ich zum Nachdenken einstelle.

Schon Sokrates (470-399 vor Chr.) soll geseufzt haben: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. (...) Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ .. und die Polizei, könnte hinzugefügt werden.
Die Beschreibung passte vermutlich damals und passt auch heute nur auf einen geringen Teil der Jugendlichen, denn die „Jugend“ gibt es nicht, weil ihre Entwicklung sehr unscharf ist. Die meisten verfügen zwar über ein plastisches Anla-gengefüge, das in eine bestimmte Richtung gelenkt, oft sicher auch eingeengt wird. Ältere Jugendliche sind noch teilweise von einigen Bereichen ausgeschlossen, dass führt zu Enttäuschungen und erklärt die Aggressionslust der Jugend - auch Flegeljahre genannt. Die Entwicklung ist bei unterschiedlichen sozialen und kulturellen Schichten ungleich, daher müssen Erwachsene die Jugend bei dem Hineinwachsen in die Gesellschaft begleiten.
Die jüngsten jugendlichen Attacken auf einen Bundespolizisten und eine Lehrerin sind ganz schlimm, aber sie müssen auch psychologisch eingeordnet werden. Auch haften Eltern für ihre Kinder bis 18 Jahren.
Den wiederholt geäußerten Wunsch nach mehr Jugendarbeit gibt es seit den 50er Jahren. Jede Jugendgeneration hat offensichtlich das Gefühl, vernachlässigt zu werden. Bestimmt könnte einiges mehr oder anders gemacht werden. Politik und Verwaltung unterstützen die Jugendarbeit in Wesel im besonderen Maße. Einige Städte müssen aus finanziellen Gründen Jugendeinrichtungen schließen, Wesel richtet eine neue Einrichtung ein. In allen Stadtteilen und einigen Wohnquartieren gibt es verbandliche oder kommunale Jugendeinrichtungen und eine Vielzahl von Jugendverbänden sowie etlichen Jugendabteilungen in den Sportvereinen. Die Qualität und inhaltliche Gestaltung der Jugendarbeit hängt allerdings auch von dem Engagement der Jugendlichen selbst ab. Auch hierzu gibt es zahlreiche positive Beispiele, die fortgesetzt und ausgebaut werden könnten. Wenn es Probleme mit Kindern und Jugendlichen, z.B. im Mehrgenerationenpark Dorotheenweg, gibt, dann sollten Gespräche, das Aufzeigen von Alternativen und Begleitung folgen. Auch könnte überlegt werden, ob der dortige AWO-Treff sein Angebot nicht mit einem „Straßencafé“ bereichert.

Autor:

Neithard Kuhrke aus Wesel

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