Öffentliche Fachtagung „Älter werden im Kreis Wesel – Seniorengerechtes Wohnen?“
Der demographische Wandel und die Anforderungen an modernes altersgerechtes Wohnen war das Thema einer Fachtagung der SPD-Kreistagsfraktion Wesel.
Unter dem Titel- „Älter werden im Kreis Wesel – Seniorengerechtes Wohnen?“ diskutierten rund 60 Interessierte unter der Leitung des SPD-Sprechers im Sozialausschuss, Ulrich Weber, mit Fachleuten über verschiedene Modelle zur Umsetzung neuer Wohnformen und der Gestaltung von Lebensräumen für ältere Menschen.
Peter Ponthöfer von Evonik Wohnen GmbH unterstrich den großen Handlungsbedarf, der angesichts des rapiden Wachstums von Menschen über 60 Jahren bestehe. Allerdings sei es problematisch, die älteren der gut 15 000 Evonik-Wohnungen im Kreis Wesel seniorengerecht herzustellen. Da lohne eher ein Umzugsmanagement und ein Neubau. Unter 7 Euro 50 netto pro Monat Kosten für die Mieter sei das aber kaum zu machen.
Spannend war ein generationenübergreifendes Projekt des Vereins „InGe - In Gemeinschaft Leben“ aus Hamminkeln, das deren Vorsitzende Beate Schmitz vorstellte - mit 16 Wohnungen und einer Anbindung an Pflegediensten und Tagespflege. Sie berichtete auch von den Problemen, für ihr Modell einer Wohnungsgenossenschaft Mitglieder zu werben, die den Mut haben, sich auch finanziell zu engagieren.
Das sei bei 1000 Euro Rente auch problematisch, wurde aus dem Plenum kritisch angemerkt.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neukirchen-Vluyn, Cornelia Hüsch, stellte in ihrem Vortrag die vielfältigen Aktivitäten und Initiativen dar, mit der die Stadt das selbstständige Leben von Älteren befördert, Barrierefreiheit und das Leben im Quartier unterstützt.
Sie unterstrich dabei die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements, wie bei den zehn ausgebildeten Seniorenbegleitern, dem Nachbarschaftsnetzwerk und -café in Neukirchen oder bei den stadtteilbezogenen Projektgruppen.
Franz Schumacher, Wohn-Fachreferent des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, veranschaulichte am Beispiel der Stadt Köln die Vielfalt generationsübergreifender Pflege-Wohngemeinschaftsprojekte – mit Intensivräumen für körperlich und psychisch beeinträchtige Personen. So könne der Quartiersgedanke gestärkt werden – und der Verbleib von älteren Menschen in einer vertrauten Umgebung.
In der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass die Verwirklichung dieses Wunsches gerade im ländlichen Raum auf große strukturelle Probleme trifft – von der Frage bezahlbaren Wohnraums für ältere Menschen, über die Schaffung einer Lebensinfrastruktur mit Angeboten für Mobilität, bis hin zur sozialen Anbindung für Menschen mit Demenz oder der Pflege im Bedarfsfall.
Ferner wurde bedauert, dass in den linksrheinischen Kommunen Alpen, Sonsbeck und Xanten immer noch keine Seniorenbeiräte eingerichtet wurden.
Einig waren sich aber alle Diskussionsteilnehmer darin, dass der nachhaltige Ausbau von Lebensquartieren, der Ansatz generationenübergreifenden Wohnens eine Perspektive zur Überwindung dieser Probleme darstellen kann.
„Wir sind da lange nicht am Ende“, wertete Ulrich Weber die Diskussion als guten Startschuss. „Der Inklusionsgedanke wird da noch mehr Drive reinbringen“, warnte er aber davor, diesen Prozess auf seine Kosten zu reduzieren. „Wenn wir Inklusion nur wirtschaftlich sehen, braucht wir gar nicht anzufangen.“
Autor:Peter Kiehlmann aus Wesel |
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