Kein Steuergeld für AKW-Bauten im Ausland
„ACHTUNG, ACHTUNG, eine Durchsage. Im niederländischen Atomkraftwerk Borssele ereignete sich heute um 12:01 Uhr ein Unfall, wodurch es zu einer Explosion des Kernreaktors gekommen ist. Durch diese Explosion wurde die Ummantelung des Kernreaktors zerstört. Die hoch radioaktive Strahlung entweicht ungehindert nach außen. Nach aktuellen Meldungen des Wetterdienstes wird eine erste radioaktive Wolke aufgrund der Westwinde gegen 15 Uhr erwartet."
Worte, die den ein oder anderen Weseler am Samstag, 3. März, in der Fußgängerzone erschreckt haben werden. Zum Glück nur Fiktion. Aber ist das, was sieben Aktivisten von Greenpeace Niederrhein als Straßentheater inszinierten, tatsächlich so fiktiv?
"Keinesfalls", machen die Umweltschützer klar. Im Fall des Austritts einer radioaktiven Wolke in Folge eines Atomunfalls, ist es alles andere als Fiktion, dass auch der Niederrhein betroffen sein könnte. Mit dem Ausstieg der Bundesrepublik aus der Atomenergie, ist Sicherheit also noch lange nicht garantiert.
Dem besagten Atomausstieg stehen die Akteure ohnehin negativ gegenüber. Neben der Tatsache, dass der Ausstieg statt bis 2022, wie von der Bundesregierung beschlossen, schon sieben Jahre eher möglich ist, bürgt Deutschland für ausländische Atomkraftwerke. "Der deutsche Atomausstieg ist inkonsequent und unehrlich, solange weiterhin AKW-Projekte im Ausland gefördert werden", sagt Rudolf Brinkmann, Energie-Ansprechpartner bei Greenpeace Niederrhein.
Mit der Absicherung von Krediten, so genannten Hermesbürgschaften, wird der Neubau von Kraftwerken mit Steuergeldern finanziert. In China, Russland und Frankreich gibt es bereits Absicherungen wie diese. "Zu einer weiteren soll es nicht kommen", wird gefordert. Damit ist explizit der Bau des Atomkraftwerks "Angra 3" in Brasilien gemeint.
Voraussichtlich kommende Woche soll über eine Bürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro für das erdbeben- und erdrutschgefährdete Kraftwerk entschieden werden. Ein kleiner Vergleich: "Angra 3" ist baulich vergleichbar mit dem deutschen Atomkraftweerk in Grafenrheinfeld, jenem Kraftwerk, welches als nächstes vom Netz gehen soll. Die Abschaltreihenfolge wurde auf Grundlage einer Sicherheitsbewertung der Reaktorsicherheitskommission (RSK) erstellt.
Von Abschaltreihenfolgen hielten die jungen Besucher des Infostandes nichts. Sie wollten sofort jegliche Atomkraftwerke verschwinden lassen. Jedoch handelte es sich lediglich um Atomkraftwerke, welche liebevoll aus Schokoküssen und Schokosticks „gebaut“ wurden (siehe Bilder).
Eine sofortiges „verschwinden lassen“ aller Atomkraftwerke weltweit ist tatsächlich Fiktion. Jedoch zumindest dem Bau neuer Kraftwerke kann entgegengewirkt werden. Neunzig, persönlich an Angela Merkel (CDU), signierte Anschreiben, in welchen sich gegen die Atom-Außenpolitik der Bundesregierung ausgesprochen wurde, unterschrieben Passanten am Samstag in der Fußgängerzone.
Mit diesem Ergebnis der kreativen Aktion ist Greenpeace Niederrhein zufrieden, hofft jedoch auf ein zukünftig noch höheres Interesse in der Bevölkerung. „Wir sind alle betroffen“, mahnen die Gruppenmitglieder.
Autor:Moritz Lohmann aus Wesel |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.