Hungerlohn

Herr Schulz von der Gruppe „DIE LINKEN“ nahm Stellung zum Pressebetrag von Dr. Terwiesche, Vorsitzender der FDP Kreis Wesel. Seiner Meinung nach sei der Streik von Verdi und die Forderung nach 6,7% mehr Lohn gerechtfertigt, weil keiner für Hungerlöhne arbeiten wolle.

Diese Aussage hat mich neugierig gemacht.
Wer arbeitet im Öffentlichen Dienst für Hungerlöhne?
14 Entgeltgruppen gibt es im Öffentlichen Dienst. In der Gruppe 14 z.B. wird – ohne Zulagen – ein Jahreseinkommen von 65.850 € erzielt, 5.478 € monatlich. Erzieher in der Entgeltgruppe 9 (Teamleiter) erhalten ein Jahresgehalt von 33.400, monatlich im Durchschnitt 2.800 €.

Ich meine, es ist nicht sachgerecht, hierbei von Hungerlöhnen zu sprechen.
Man könnte sich aber durchaus vorstellen, in den unteren Tarifgruppen die Gehälter stärker anzuheben, um zu verhindern, dass durch die prozentuale Erhöhung über alle Tarifgruppen hinweg, die Lohnschere noch weiter geöffnet wird. Meine diesbezüglich Nachfrage bei Verdi Duisburg blieb unbeantwortet. Und so weiß ich bis heute nicht, für wen gestreikt wird: für die Beschäftigten der Entgeltgruppe 14 oder für die unteren Entgeltgruppen.

Noch weniger sachgerecht finde ich an der Aussage von Herrn Schulz, dass er verschleiert, dass die für Hungerlöhne arbeiten, die durch Gewerkschaftspolitik nun schon seit Jahrzehnten ausgegrenzt werden.

Hier macht die Gewerkschaft ihre Hausaufgaben nicht. Ich kenne viele Personen, die für sehr niedrigen Stundenlohn arbeiten. 7,90 € um auch hier ein Beispiel zu nennen.

Die Idee der Tarifautonomie ist es, dass es in Betrieben ab 5 Mitarbeiter Betriebsräte gibt und die Mitarbeiter sich gewerkschaftlich organisieren. Keiner meiner Bekannten erzählt mir, dass im Schutze der Gewerkschaft eine betriebliche Interessenvertretung aufgebaut wird. Keiner erzählte mir, dass sie bei der Wahrnehmung ihrer Interessen unterstützt werden.

Diese Zielgruppen, die wirklich für wenig Geld versucht, gemeinsam mit den Arbeitgebern neue Marktsegmente zu erschießen bzw. zu halten, die sind für die Gewerkschaften ein blinder Fleck.

Aber das Argument „Hungerlohn“ wird gerne bemüht, die Lohnkosten im öffentlichen Dienst in die Höhe zu treiben, auch wenn die Kommunen in der Haushaltssicherung sind.

Autor:

Eva Mola aus Wesel

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