Günther Wagner – roter geht’s nicht ;-)
Er wirkt immer so ernst, der Günther, und ich vermute das liegt u.a. daran, dass er sich schon sein ganzes Erwachsenenleben mit Politik beschäftigt.
Geboren und aufgewachsen im Süden der Republik als 'Bayrischer Staatsbürger'. Das es so etwas gibt, habe die Autorin dieses Artikels vorher auch nicht gewusst. „Dafür kann man sich nichts kaufen.“, scherzt Günther. „Aber es ist tatsächlich so, wenn du in Bayern geboren wirst, bist du offiziell Bayrischer Staatsbürger.“
Schon eine ganze Weile hatte ich mich gefragt wie das wohl ist, als überzeugter Sozialist im tief schwarz-konservativen Bayern aufzuwachsen. Aber solchen Fragen ist Günther seit langem entwachsen.
Schon sein Vater war bei der SPD und gewerkschaftlich engagiert, aber in seinen Kindertagen hatte Günther für Politik noch nicht viel übrig.
So machte Günther als junger Erwachsener auch nur deswegen bei der IJGD mit (Internationale Jugendgemeinschaftsdienste) weil sich hier die Gelegenheit kostengünstiger Urlaube bot und zudem die Möglichkeit, diesen mit jungen Leuten aus der ganzen Welt zu verbringen.
Das hier seine erste Politisierung stattfinden würde, hatte er damals nicht geahnt.
Nach dem Zivildienst im Altenheim begann Günther im Jahr 1969 das Studium der Volkswirtschaft an der Uni München. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er während dieser Zeit als Straßenbahnschaffner. Das war ganz praktisch, denn auf den Früh- und Spätschichten war wenig los und er konnte für das Studium lernen.
„Aber Volkswirtschaft besteht zu 20% aus Statistik und der Rest ist Ideologie.“, sagt Günther und lächelt verschmitzt.
An der Uni in München erlebte er den Höhepunkt der Studentenrevolte. Er lernte oppositionelle Studenten aus dem Iran kennen. Damals war der Iran noch eine Monarchie unter Mohammad Reza Pahlavi, vielen besser bekannt als der „Schah von Persien“, ein von der CIA gestützter Alleinherrscher, der die Opposition brutal unterdrückte. Sie machten ihn mit der Geschichte der Revolutionen und der marxistischen Theorie bekannt. Er schloss sich der entstehenden maoistischen Bewegung an.
Er wurde in die KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten) aufgenommen und in München sehr schnell Leitungsmitglied. Aus politischen Gründen gab er sein Studium und sein geliebtes Bayern auf, um beim Aufbau von Betriebsgruppen in den Großbetrieben den Ruhrgebiets zu helfen. So zog er nach NRW und machte bei Thyssen eine Ausbildung zum Elektromaschinenbauer. Eine zu scharfe Rede auf einer Betriebsversammlung beendete seine Karriere als Handwerker bei Thyssen. (so ein Revoluzzer ;-)
Ja er ist ein echter 68er, der Günther. Bei allen wichtigen Demos dieser bewegenden Zeit ist er dabei gewesen. So zum Beispiel gegen die „Notstandsgesetze“ 1968 in Bonn, „Anti-Vietnam-Krieg“ in München, „Anti-Atom“ in Brockdorf und Wyhl, „gegen NATO-Nachrüstung“ u.v.m.!
In den 80er Jahren lernte er seine Frau Barbara kennen, sie heirateten und bekamen drei Kinder.
Von der Last der Verantwortung Milde geworden? Mitnichten! Als die Kinder noch klein waren engagierten er und Barbara sich bei der Gründung eines Elterninitiativkindergartens , in der Elternpflegschaft und im Förderverein der Schulen. Sie initierten in Flüren eine der ersten oGaTas (offene Ganztagsschulen) in Wesel und sorgten dafür, dass die Kooperation der Weseler Gymnasien
in den Leitungskursen eingeführt wurde.
Im Jahr 2004 gründete sich die WASG (Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit) auch hier war Günther von der ersten Stunde an dabei.
Schlusssatz:
Ja er ist immer so ernst, der Günther. Als Politprofi mit viel Erfahrung ist er an „Kummer und Enttäuschung“ gewöhnt und trotzdem hat er seine Ideale nicht verraten und ist sich selbst treu geblieben.
Und ich denke, dass ist schon bewundernswert.
Autor:Imke Schüring aus Wesel |
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