Global Marijuana March 2014 – Protest für die Vernunft

Seit 1999 findet jedes Jahr am 3. Mai der weltweite Protesttag 'Global Marijuana March' statt. Und jedes Jahr werden es mehr Menschen, die für ein Ende der unsinnigen Prohibition von Hanf demonstrieren. Alleine in Deutschland fanden gestern in 16 Städten Umzüge mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern statt. In NRW konnte man die bunten Proteste in Dortmund, Köln und Wuppertal erleben.

Während in Deutschland die Politik stur an längst widerlegten Ammenmärchen – wie beispielsweise die Behauptung, Cannabis wäre eine gefährliche (Einstiegs)-Droge – festhält, hat man in anderen Ländern mittlerweile verstanden, dass das Schädlichste daran die Strafverfolgung ist. Sogar in den USA – immerhin treibende Kraft hinter den heute geltenden weltweiten Verboten – legalisiert ein Bundesstaat nach dem anderen das Marijuana wieder. Und siehe da, die prophezeiten apokalyptischen Zustände blieben aus. In Gegenteil zeigen sich sofort Effekte, die von der Prohibition über Jahrzehnte verhindert wurden:

  • Erwachsene Bürger werden einfach brave Steuerzahler, statt sinnfrei kriminalisiert zu werden.
  • Jugendschutz wird endlich möglich, weil der Staat in diesem kontrollierten Rahmen überhaupt erst Einfluss darauf bekommt. Denn Dealern auf dem Schwarzmarkt ist das Alter der Kunden völlig egal.
  • Das, was Cannabis unter Verboten tatsächlich auch zur Einstiegsdroge machen kann, wird verhindert. Denn der staatlich kontrollierte Hanfshop bietet nicht wie der Dealer an der Ecke sämtliche anderen Drogen gleich mit an.
  • Verbraucherschutz und fachliche Beratung wird dort so normal, wie bei tausend anderen Genussmitteln. Und so wird dort ein weiteres Problem, dass alleine durch das Verbot existierte, behoben: Die teils hoch gesundheitsgefährdenden Streckmittel (z.B.Kunststoffe oder Blei), die Dealer aus Profitgier beimischen, werden nun durch Qualitätskontrolle verhindert.
  • Der Trend auf sogenannte Legal Highs zurück zu greifen, weil das vergleichsweise harmlose Cannabis ja verboten ist, wird gestoppt. Diese teils sehr gefährlichen Ausweichprodukte – oft eine wilde Mischung aus Badesalzen, undefinierbaren Kräutern und synthetischen Cannabinoiden – lassen bei uns jährlich mehr Menschen auf Intensivstationen landen. Und sehr häufig sind das dann Jugendliche.
  • Ganz nebenbei entdecken die, die den Mut haben dieses über 50 Jahre alte Verbotsdogma zu durchbrechen, dass der Hanf als Pflanze ja außer seinen berauschenden Blüten noch sehr viel mehr zu bieten hat. Eine Aufzählung aller Einsatzmöglichkeiten würde hier zu weit führen. Es sind zu viele. Genannt seien aber z.B. Papier, Textil, Farben, Lacke, Lösungsmittel, Tierfutter, Bau- und Dämmstoffe. Und als sehr schnell nachwachsender, ökologisch wertvoller Rohstoff kann der Hanf viele Produkte, die wir heute nur aus Plastik kennen, vollkommen natürlich ersetzen. Übrigens gibt es die bis heute geltenden Verbote nicht etwa, weil man sich so große Sorgen um die Gesundheit der Menschen gemacht hatte. Dahinter steckte in den 50er und 60er Jahren alleine das Ansinnen, den Hanf als lästiges Konkurrenzprodukt zu Baumwoll- und petrochemischen Produkten von Weltmarkt zu verdrängen.
  • Viele Millionen Menschen in Deutschland rauchen hin und wieder gerne mal einen. Die meisten finden dabei ihr persönliches und völlig unproblematisches Maß. Und sie empfinden sich dadurch nicht als Kriminelle.
    Ein gewisser Anteil aber findet dieses Maß leider nicht. Das ist nicht gut. Aber es ist keine Cannabis-Besonderheit (oder die sonst einer Droge). Bei allem, was Menschen Spaß macht, was ihnen schmeckt, was sie als angenehm empfinden, wird es immer der Reiz der Übertreibung da sein. Aber für diesen Anteil der Konsumenten sollte Beratung und Hilfe da sein, nicht vorrangig nur Kriminalisierung und soziale Ausgrenzung.

    Und so demonstrieren jährlich mehr Menschen weltweit – und vor allem auch in Deutschland – für ein Ende dieser widersinnigen Prohibition. Schließlich gibt es weltweit kein einziges Beispiel, wo eine Prohibition jemals das erklärte Ziel erreicht hätte. Nie bewirkte ein Verbot, dass die Menschen es dann brav nicht mehr machten. Sie machen es dann nur heimlich und teils unter sehr bedenklichen Rahmenbedingungen. Auf der anderen Seite gibt es haufenweise Beispiele, wie solche Verbotsgesetze dann mächtig nach hinten losgehen. Unter der US-Alkoholprohibition in den 30er Jahren wurde Alkohol erst zur Volksdroge Nummer eins in Amerika. Gleichzeitig war dieses Gesetz die Geburtsstunde des organisierten Verbrechens dort. Quasi ein Persilschein zum Gelddrucken. Nach wenigen Jahren musste die US-Regierung einsehen, dass es so nicht funktioniert. Das Gesetz wurde ersatzlos wieder gestrichen.
    Umso erstaunlicher, dass genau das gleiche Land dann wenige Jahre später die weltweiten Cannabis-Verbote voran trieb. Nur knapp 20 Jahre reichten, um den Gesetzes-GAU aus den 30ern wieder vollkommen vergessen (oder verdrängt) zu haben. Zwar war damals – wie schon erwähnt – nicht die Sorge um die Volksgesundheit Anlass für die Verbotsbestrebungen für Cannabis. Aber am Endeffekt ändert es nichts. Was uns immer wieder als Begründung für die Verbote verzapft wird, ist schlicht selbst die Ursache für die Probleme.

    Weltweit wollen immer mehr Menschen das nicht mehr klaglos hinnehmen. Und darum machen sie sich dafür stark, dass hierbei endlich die Vernunft wieder eingeschaltet wird.

    Hier ein paar Eindrücke vom GMM2014 gestern in Dortmund:

    (Eröffnungsrede, Andreas Rohde, Piratenpartei, Wesel)

    (Demozug)

    Autor:

    Andreas Rohde aus Wesel

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