Gaststätten-Gewerbe strikt gegen Rauchverbot

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„Nein“ zum strikten Rauchverbot in der Eckkneipe: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Kreis Wesel lehnt es ab, den Bürgern ein absolutes Rauchverbot in Kneipen und bei Volksfesten per Gesetz zu verordnen. Das sei „zu starker Tobak“. Die NGG reagiert damit auf entsprechende Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) schieße damit weit übers Ziel hinaus. „Sie setzt die Kneipenlandschaft im Kreis Wesel und damit auch ein Stück Kultur aufs Spiel. Zur Eckkneipe gehören das Bier und die Frikadelle genauso wie die Zigarette“, sagt Hans-Jürgen Hufer. Der Geschäftsführer der NGG Nordrhein befürchtet ein „Kneipensterben“ im Kreis Wesel.

Dadurch seien auch Arbeitsplätze in den nordrhein-westfälischen Brauereien, in der Tabakindustrie und der Getränkewirtschaft gefährdet.

Es sei ohne Zweifel wichtig, so Hufer, etwas für den Nichtraucherschutz zu tun. Dazu gehöre auch der Arbeitsschutz für die Beschäftigten. „In der Kneipe steht aber meistens der Wirt selbst am Zapfhahn. Und für ihn gehört der Griff zur Zigarette nun einmal zur Selbstverständlichkeit bei der Arbeit“, sagt der NGG-Geschäftsführer. Bislang habe es bei der NGG von Beschäftigten, die zu Thekenmannschaften gehören, im Übrigen kaum Klagen gegeben.

Die NGG spricht sich dafür aus, Gästen die Wahlfreiheit zu lassen: „Der Kreis Wesel hat schon jetzt ein breites gastronomisches Angebot für Nichtraucher. Schließlich wird auch kein Vegetarier genötigt, ins Steakhouse zu gehen“, sagt Hans-Jürgen Hufer. In Sachen Nichtrauchen plädiert die NGG grundsätzlich für Toleranz: „Dass in einem Speiselokal nicht geraucht werden darf, ist in Ordnung. Bei einem generellen Rauchverbot muss allerdings berücksichtigt werden, dass viele Wirte bereits kräftig in Raucherbereiche investiert haben. Mit fünfstelligen Summen haben sie dafür gesorgt, dass Raucher die Verdauungszigarette ohne Belästigung der nichtrauchenden Gäste genießen können.“

Hans-Jürgen Hufer appelliert an die heimischen Landtagsabgeordneten aller Fraktionen, dem totalen Rauchverbot in Kneipen einen Riegel vorzuschieben – und die „eckkneipenpolitische Notbremse“ zu ziehen: „Jeder im Düsseldorfer Landtag ist gut beraten, die Kirche im Dorf zu lassen – und damit die Kippe in der Kneipe.“

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Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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7 Kommentare

Andreas Rohde aus Wesel
am 29.01.2012 um 13:44

Das würde mich wundern, wenn es wirklich keine Nichtraucherkneipen dort gäbe. Falls es doch so ist, ist natürlich bedauerlich. Aber:
Was sagt einem das denn?

Wenn in einer ganzen Stadt wirklich kein Wirt Vorteile darin sieht, sich als Nichtraucherrefugium zu profilieren, kein Angestellter klagt...dann soll per Gesetz verordnet werden, wie Gäste und Wirte sich zu verhalten haben, was sie im eigenen Hause und der Gaststätte ihrer Wahl dürfen uns was nicht?
Die Mär von den Bayrischen Kneipen, die ja trotz striktem Verbot keine Umsatzeinbußen hätten, stimmt nämlich nicht. Viele krebsen seitdem am Existenzminimum rum, und es kommen keinesfalls derart viele Nichtraucher hinzu, die das kompensieren würden. Der durchschnittliche Raucher ist laut Erhebungen nämlich wirklich der geselligere (Kneipen-)Mensch.

So lange das Rauchen an sich legal ist, finde ich derartige Massenbevormundung untragbar. Die Politik traut sich einerseits nicht, einem ganzen Drittel der Bevölkerumg noch fester aufs Maul zu hauen (wie sie es ja mit stetigen, enormen Steuersteigerungen tut, auf die die Politik natürlich keinesfalls verzichten mag), geht stattdessen mit dieser schleichenden Herabwürdigung Schritt für Schritt weiter voran...und macht den Raucher an sich zum ausgegrenzten enfant terrible der Gesellschaft.

Man spekuliert mal wieder nur auf Wählerstimmen. Es stehen schließlich 2/3 Nichtraucher bereit...da kann man das andere Drittel - und deren Rechte - schon mal ignorieren. Frau Steffens scheint mir aber ganz allgemein auf dem Wege zu Landesobergesundheitserzieherin zu sein. Und bist du nicht willig (erzogen zu werden), dann eben per Gesetz. Ob dabei Kultur vernichtet wird, bleibt egal.

Ich bitte das nicht falsch zu verstehen. Auch ich selbst (als Raucher) habe eine nicht oder wenig rauchbelastete Umgebung lieber...und ging schon zum rauchen vor die Türe (wenn ich sonst Nichtraucher belästigt hätte), als noch kein Gesetz es forderte. Was ich anprangere ist die Inkonsequenz dieser Gesundheitsvolkserzieher, diese Doppelmoral und Feigheit, die wahren Beweggründe auch zu nennen. Ich habe diese Verarsche satt.

Mario Schmithuisen aus Xanten
am 29.01.2012 um 20:32

Die Umsetzung eines totalen Rauchverbotes würde eine Menge an neuen Problemen hervor bringen. Letztens waren wir in Wesel in einer reinen Dartkneipe wo gefühlte 90% der Gäste Raucher waren. Wenn die alle zum Rauchen vor die Tür gehen würden, wäre drinnen kaum noch Umsatz zu erzielen und die Nachbarn wären sicher auch nicht begeistert. Aber was wir jetzt für ein Gesetz haben, das überhaupt nicht zu kontrollieren ist, ist nichts weiter als wischi-waschi. Entweder komplett freigeben oder verbieten, alles Andere kann nicht funktionieren. Wobei ich mir nicht anmaße zu sagen was nun das Richtige wäre. Ich sehe durchaus die Probleme die ein Verbot mit sich bringen würde. Aber andererseits habe ich mich am nächsten Morgen nach dem Besuch in der Dartkneipe in Wesel gefühlt als hätte ich selber eine ganze Schachtel geraucht.

Helmut Hentschel aus Recklinghausen
am 01.02.2012 um 21:05

Sehr geehrte Frau Steffens, ich kenne da einen guten Arzt. Da sollten Sie dringend mal hin. Sollten Frau Steffens Forderungen Wahrheit werden, fordere ich den Abriss des Brandenburger Tors. An dieser Stelle soll dann ein Denkmal stehen, welches den rauchenden Autofahrer zeigt. An dieser Stelle kann Frau Steffens dann Kränze niederlegen und um die entgangenen Steuermilliarden weinen. Das Autofahren kann man sich demnächst eh nicht mehr leisten. Man denke an den Vorschlag der Grünen, den Benzinpreis auf 5€ anzuheben. Möglicherweise liegt es ja daran, dass einige Parteigenossen früher nicht nur Tabak geraucht haben.