Erhebliches Entwicklungspotenzial
FlixTrain-Halt Wesel

Sehr geehrte Frau Westkamp,

der Rat der Stadt Wesel beauftragt die Stadtverwaltung, sich bei den zuständigen Institutionen der Bundesregierung und der Deutschen Bahn AG auch für privatwirtschaftliche Initiativen zur Einrichtung schneller Zugverbindungen zwischen dem Rheinland und Amsterdam mit Halt in Wesel einzusetzen.
Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, bemüht sich die Bürgermeisterin um Unterstützung durch den Kreisdirektor und die Bürgermeister der Kommunen, deren Bürgerinnen und Bürger von einem Schnellbahnhalt in Wesel profitieren würden.

Begründung:
In den vergangenen Jahren hat sich die Stadt Wesel mehrfach um einen ICE-Halt in Wesel bemüht. Bisher sind diese Initiativen immer wieder gescheitert. Aus der Rheinischen Post (Ausgabe vom 1.8.2023) haben wir erfahren, dass sich das Unternehmen FlixTrain um eine vergleichbar schnelle Verbindung vom Rheinland nach Amsterdam einrichten möchte. Aus den Zeitungsberichten geht auch hervor, dass dabei ein Halt in Wesel derzeit noch nicht im Gespräch ist.

Wir begrüßen ausdrücklich auch privatwirtschaftliches Engagement auf den Schienen der DB Netz.
Einen Halt am Bahnhof Wesel halten wir aus folgenden Gründen für geboten:
1. ERHEBLICHE POTENZIALE IN DEN KREISEN WESEL UND KLEVE
Der örtliche Besteller des SPNV, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, sieht in den Kreisen Wesel und Kleve erhebliches Entwicklungspotenzial und hat deshalb vor einem Jahr zusammen mit den Landkreisen Wesel und Kleve mit der Errichtung von drei X-Buslinien (stündlich an 7 Tagen die Woche 5-23 Uhr) begonnen, die alle auf den Bahnhof Wesel zulaufen (von Kleve, Xanten, Goch und Dorsten).
2. WEITERER AUSBAU BUSNETZ GEPLANT
Ein zweites Bündel in gleicher Qualität soll folgen, u.a. von Rheinberg/Moers aus nach Wesel.
3. EINFACH HINFAHREN – EINFACH PARKEN
Anders als in Duisburg HBf ist die P+R-Situation unkritisch (weil kostenlos und ausreichend),
und der Bahnhof ist aus dem Umland viel schneller zu erreichen als beispielsweise in Oberhausen oder Essen.
4. DB KEINE KONKURRENZ
Die DB Fernverkehr lehnt die Bedienung von Wesel mit ihren ICEs nach wie vor kategorisch ab; eine Konkurrenzsituation entsteht im FV nicht, auch nicht im künftigen Deutschland-Takt.
5. GROßER NUTZERKREIS
Der Intercity, bzw. FlixTrain-Halt in Wesel würde für die 63.600 Einwohner*Innen und alle weiteren 60.000 im direkten Umland sowohl in die Niederlande wie nach Düsseldorf/Duisburg attraktivere
Fahrzeiten bieten als der vorhandene Nahverkehr (RE5, RE19, RE49). Allein Richtung Düsseldorf pendeln von Wesel aus jeden Morgen mehrere tausend Menschen.
6. ATTRAKTIVE REICHWEITE
Der jetzige RE5 Wesel-Koblenz, die einzige Langstreckenverbindung in unserem Kreis, soll nach dem neuen Zielnetz der Landesregierung NRW künftig nur noch bis Düsseldorf fahren, sodass nicht einmal mehr nach Köln eine umsteigefreie Verbindung vorhanden sein wird.
7. ATTRAKTIVE PREISE
Auf bereits bestehenden privaten Zuglinien profitieren die Kunden von deutlich niedrigeren Preisen. Beispielsweise ist die Reise von Duisburg nach Berlin bei Flixtrain, bei ähnlicher Reisezeit nur halb so teuer, wie bei der Deutschen Bahn.
8. AUTOBAHN-SITUATION
Die A57 Richtung Düsseldorf ist täglich überlastet. Gleiches gilt für die A 3 zwischen Oberhausen,
Duisburg und Kreuz Breitscheid; der geplante Ausbau des Oberhausener Kreuzes sowie der anstehende sechsstreifige Ausbau der A 57 bei Krefeld wird diese Situation noch auf Jahre hin verschärfen. Gleiches gilt für die hiesigen Rheinbrücken. Das Auto ist für die Fahrt nach Düsseldorf für viele nicht mehr die bevorzugte Wahl.
9. HISTORISCHE VERBUNDENHEIT DES NIEDERRHEINS MIT DEN NIEDERLANDEN
Der Niederrhein ist über die Grenze hinweg mit den Niederlanden historisch wie familiär eng verbunden.
10. VERKEHRSWENDE AM NIEDERRHEIN HAT BEGONNEN
Mit der Einführung des Deutschland-Tickets herrscht auch in den Kreisen Wesel und Kleve
Aufbruchstimmung mit dem Willen, die Zentren der Region und darüber hinaus möglichst klimaneutral zu erreichen.
11. LAST BUT NOT LEAST
Wesel hat lange Bahnsteige (passend für 2 RRX-Garnituren), die barrierefrei sind.
Die vorgebrachten Argumente wurden bereits in einem Antwortschreiben der Flixbus GmbH gewürdigt. Im gleichen Schreiben weist der Sprecher des Unternehmens, Herr van Well auf eine Benachteiligung kleinerer privater Verkehrsunternehmen im Schienenverkehr hin.
Zitat: „In Deutschland müssen Eisenbahnverkehrsunternehmen die höchsten Trassenpreise in Europa zahlen. Diese bilden für kleinere Unternehmen und Newcomer den größten Kostenblock und erschweren damit den Einstieg in den Markt.
Ein zusätzlicher Halt in Wesel würde die gesamte Linie weiter verteuern.
Denn aufgrund der Trassenpreissystematik schlagen bei dieser Art Zwischenhalte automatisch erhebliche Zusatzgebühren bei Trassen, Tarifen und Bahnhöfen zu – so sehr, dass wir das durch die zusätzliche Nachfrage in kleineren oder mittelgroßen Orten nur schwierig refinanzieren können.“
Abschließend bittet Herr van Well um unsere politische Unterstützung: „Wenn wir gemeinsam an besseren Bedingungen arbeiten, ist eine Anbindung Wesels nicht aus der Welt. Denn wir wollen weiterwachsen, das Angebot ausbauen und in den Regionen präsent sein. Dafür aber ist politische Unterstützung und bessere Regulatorik unerlässlich.“

Mit freundlichem Grüßen

Ulrich Gorris, Fraktionssprecher

Autor:

Ulrich Gorris/ Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Wesel aus Wesel

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