"Angezettelt spezial" zur wahrscheinlich vorvorvorletzten Zeitumstellung
Fiese Ode an die Sommerzeit, oder: Warum ich das "Lieberlängerhell"-Gesäusel nicht mehr hören kann.

Ach Süße, wie ich mich auf dich freue! Auf deinen Anblick eine Stunde vor Mitternacht. Wenn blaues Licht deine Kurven sanft umschmeichelt, während die Drossel hoch oben auf der Zypresse ihr Gutenachtlied zwitschert.
Gar nicht mehr lang, und ich kann dich in meine Arme schließen, du allerfeinste Sommerzeit.

Die gar liebliche Melodei eines Lobliedes huldigt deiner langjährigen Unschuld: "Komme endlich und bleibe ewig" - so singen deine Jünger*innen seit ehedem. Hoffnungsvoll recken sich dir erste Triebe zarten Grüns entgegen und - - - -

TÖNG !!!!

- jetzt ist aber Schluss mit diesem ekelerregenden Gesäusel!

SOMMERZEIT. Ja, sachma! Muss dat wirklich sein?! Sollen wir die tatsächlich einführen, nur damit's im Sommer bis Elf und im Winter bis Fünf hell bleibt?
Klare Antwort: Nein - sollten wir nicht! Denn die Nachteile einer konstanten Sommerzeit überwiegen die Vorteile bei weitem! Das haben Wissenschaftler diverser Fachrichtungen festgestellt. Ob's die Kaltefüßefraktion (= Frauen) wahrhaben will oder nicht.

Ich fang mal mit den Vorteilen an, denn die sind überschaubar: Es ist abends eine Stunde länger hell. Im Juli und August heißt das: Wir können länger draußen sitzen. Falls und die Tigermücken nicht vorher erwischen und wir schon um 21.30 Uhr ins Malaria-Koma fallen. Und damit hätten wir die Vorteile auch schon abgearbeitet.

Eigentlich wollte ich als zweiten Vorteils-Punkt die steigende gute Laune nennen. Aber nö - der fällt weg, weil's nämlich morgens eine Stunde länger dunkel bleibt  - auch (und gerade) im Winter. Daran darf ich als Frühaufsteher gar nicht denken. Dann isset schnell Essich mit der guten Laune! Stellen Sie sich mal vor, Sie sitzen um 9 Uhr (seit ein bis zwei Stunden) auf der Arbeit und es ist immer noch nicht hell. Achwat - macht doch nix, dafür gibbet ja noch 'n bissken Tageslicht, wenn Sie um halb Fünf nach Hause fahren (Ironie aus!) ...

So Leute - und jetzt die Nachteile (wegen der Fülle ihrer Übermacht im Telegrammstil): mehr Menschen öfter müde + Schüler haben Probleme mit Konzentration + Diabetesrate steigt an +  mehr Übergewichtige zu erwarten + Schlafstörungen nehmen zu + Kosten des Gesundheitssystem explodieren + Burnout-Quote steigt, wirtschaftliche Produktivität sinkt + Menschen werden insgesamt unzufriedener.

Das lassen Sie jetzt mal 'ne Minute lang auf sich wirken! Und dann sagen Sie nochmal laut den Satz: "Ich will ewige Sommerzeit!" Natürlich gibt's jetzt ein paar Doofe (sorry), die genau das Voranstehende tun. Klar, ist doch sooo schön, wenn abends lange hell ist. Poah Leute, lasst Euch einmotten oder wandert aus nach Kolumbien!

Der Ausgewogenheit zuliebe muss man zwei Dinge nennen, die eine Zeitumstellung für Sommerfrischler leichter machen würden:
1) die Schule beginnt erst um 9 Uhr
2) die Preise in der Gastronomie sinken, damit sich wirklich alle erlauben können, nach dem Essen beim Italiener noch bis Mitternacht im Biergarten zu sitzen.

Bis dahin hoffen wir, dass man in der EU an den richtigen Schräubskes dreht, damit das Zeitumstellungschaos keine Bexit-ähnlichen Züge annimmt.
Apropos Züge: Fahren die dann im Sommer auch 'ne Stunde länger?

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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