Ethik, Demos, Katastrophen - Ring frei zur Atomdiskussion

Ostermarsch in Gronau - groß und bunt wie nie zuvor | Foto: Foto: aaa-west (aaa-west@gmx.de) , mit freundlicher Genehmigung
  • Ostermarsch in Gronau - groß und bunt wie nie zuvor
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Das Unglück in Fukushima zeigt uns allen erneut, dass die Energiegewinnung durch Kerntechnologie nicht sicher beherrschbar ist. Ob Naturkatastrophen, technische Probleme, oder menschliches Versagen, in jedem Fall ist es einfach nicht erträglich, dabei dann von Restrisiken zu sprechen. Die GAUs von 'Majak' (1959), 'Harrisburg' (1979), Tschernobly (1986) und Fukushima (2011) sprechen da eine deutliche Sprache. Und dass es wirklich keine Erdbeben und Tsunamis braucht, um auch unsere ach so sicheren deutschen AKWs an den Rand eines GAUs zu bringen, das belegt der große Störfall in Bilblis vor nichtmal 2 Wochen.
Und dennoch wurde bisher stets nur abgewartet, verharmlost, desinformiert, bis sich das Volk wieder beruhigt hat...um dann seelenruhig weiter zu machen wie gehabt.

Am Ostermontag versammelten sich erneut überall in Deutschland Zehntausende zum Protest gegen diese Atompolitik. In NRW war hierbei die Urananreicherungsanlage in Gronau der Ort der Demonstration, und es wurde - wie schon einen Monat zuvor in Köln - die Größte, die es jemals gab.
(Video: Weseler beim spontanen Trommeljam in Gronau)

Die allmontaglichen Mahnwachen in hunderten Städten gab es ebenfalls so noch nie.Und auch diese werden weiter veranstaltet, um den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft nun klar zu zeigen, dass dieser Weg nicht länger hingenommen wird, dass wir uns diesmal nicht wieder einschläfern lassen.
Auch in Wesel sind die Bürger - die ich hier mal ausrücklich für ihre regelmäßige, zahlreiche Teilnahme loben möchte - am Montag, den 02.05. um 18 Uhr wieder zur Fukushima-Mahnwache am Berliner Tor eingeladen.

Das Märchen vom teuren Ökostrom
Laut neusten Umfragen sind über 60 Prozent der Deutschen bereit, pro Monat 10 Euro mehr für ihrem Strom zu bezahlen, wenn dieser dann aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Dabei zeigen die bekannten Vergleiche, dass schon heute ein Wechsel zu Anbietern vom Ökostrom keineswegs teurer sein muß. Im Gegenteil, die meisten würden keinen - manche eher einen positiven - Unterschied auf der Stromrechnung bemerken. Nur dass ihr Geld dann nicht mehr den Atomkonzernen zufließt. Und genau an dieser Stelle sitzt der wirksamste Hebel für jeden Verbraucher etwas zu bewegen. Mahnwachen und Demonstrationen sind starke Zeichen, die unsere Politik beeinflussen können. Die Konzerne jedoch zeigen sich da ungerührt, solange die Gewinne weiter fließen. Dort zählt - wie erst vergangene Woche RWE-Chef Großmann eindrucksvoll belegte - vorallem die Aktionärszufriedenheit, nicht irgendein Bürger-/Gesellschaftsinteresse.

Ethik?
Heute findet zur Atompolitik die erste Sitzung der sogenannten Ethikkommission statt. Ethik an sich spielte ja bisher in dieser Thematik kaum eine Rolle. Wie sonst läßt sich erklären, dass Jahr für Jahr weiter Atommüll produziert wird, für den es nirgendwo auf der Welt akzeptabele Entsorgungsmöglichkeiten gibt.
Wie etisch ist es, immer mehr höchst giftige, jahrtausende lang strahlende Abfälle zu erzeugen, und diese einfach den folgenden Generationen in und unter den Lebensraum zu verklappen?
Wie ethisch ist es, den bereits gefundenen Minimalkonsens zum Atomausstieg kurzerhand zugunsten reiner Konzerninteressen über Bord zu werfen?

Gewinner und Verlierer
Unsere Resourcen sind nunmal endlich, unsere Umwelt schon enorm belastet. Wir brauchen hier den Wechsel hin zu zukunftsfähigen Herangehensweisen. Und mit Zukunft meine ich nicht das nächste Börsenquartal oder die nächste Legislaturperiode.
Neben dem Oberbegriff 'erneuerbare Energien' ist hierbei 'dezentrale Versorgung' ein entscheidender Begriff. Immer mehr Kommunen entscheiden sich nun zum Eigenengagement, dazu, selbst die Versorgung ihrer Bürger zu übernehmen. Dabei steht meist auch der gleichzeitige Wechsel hin zu ökologisch vertretbareren Energiekonzepten im Vordergrund.
So wird ein ums andere Mal das Märchen widerlegt, es wäre in unserem Land nicht - oder nur unter enormen Verschlechterungen für die Verbraucher - möglich so etwas einfach zu machen. Verschlechtern dürften sich dabei lediglich die exorbitanten Milliardengewinne weniger Oligopolisten und die Wiederwahlaussichten einiger Politiker.

Und selbst?
Ich werde die Diskussionen dieser Ethikkommission aufmerksam verfolgen.
Ich werde genau darauf achten, ob in Ministerien weiterhin Studien in untersten Schubladen verschwinden, die gegen den Weiterbetrieb vom AKWs sprechen und erneuerbaren Energien beste Aussichten bescheinigen.
Ich werde auch weiterhin - hoffentlich mit vielen von ihnen - Woche für Woche anmahnen, dass dieses Moratorium seine angedachte Rolle als 'Beruhigungspille fürs Volk' eindeutig verfehlt.

Autor:

Andreas Rohde aus Wesel

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