"Engagiert helfen, aber auch nüchtern streiten, was christlich verantwortlich ist!"
Superintendent Thomas Brödenfeld nimmt Stellung zur Flüchtlingsfrage auf der Kreissynode
Selbstkritische Töne im Hinblick auf die Haltung der Kirche - auch in der Flüchtlingsfrage - bildeten den Auftakt des umfangreichen Berichtes des Superintendenten Thomas Brödenfeld auf der diesjährigen Kreissynode am 13. November in der Emmericher Christuskirche.
Sind wir Protestanten in der Evangelischen Kirche im Rheinland eher "humanistisch orientiert" als "evangelisch profiliert"? Haben wir eine gewisse "kritische Distanz" zum Staat verloren? Und seien wir - wie auch die Gesellschaft insgesamt - tatsächlich nicht in der Lage, die Flüchtlingsfrage "differenziert, nüchtern und klug zu analysieren?"
Brödenfeld mahnte, nicht einfach nur für grenzenlose Aufnahme der Menschen zu werben, sondern den Fokus auf den Umgang mit den Ursachen der Flüchtlingsproblematik zu setzen.
Brödenfeld lobte die bislang tatkräftig Hilfe vieler Gemeinden und Flüchtlingsinitiativen, die sich bemühten durch (Sach-)spenden, durch Bereitstellen von Wohnraum, Beratungen und Begegnungsmöglichkeiten Hilfe zu leisten. Der Superintendent schloss mit dem Statement: "Ich wünsche mir, dass sich beides in Zukunft nicht ausschließt: Die engagierte Hilfe für die, die hier ankommen und das nüchterne Streiten darüber, was politisch, rechtsstaatlich und christlich verantwortlich ist."
Die anstehenden Presbyteriumswahlen im Februar 2016 betrachtet der Superintendent mit Sorge, was die schwindende Anzahl an Kandidaten und Kandidatinnen anbelangt. Er sieht nach derzeitigem Stand bei den meisten Gemeinden im Kirchenkreis keine echte Wahlentscheidung, da die erforderliche Zahl der Kandidaten und Kandidatinnen bislang nicht erreicht sei. Diese Entwicklung sei "gefährlich" für die presbyterial-synodale Ordnung der Kirche. Man würde "auf Dauer den Anspruch (verlieren), eine demokratische, gleichsam 'von unten nach oben' aufgebaute und geleitete Kirche zu sein." Die Ursache in der fehlenden Attraktivität, dieses Amt anzustreben, sieht er in vielen "privaten" Gründen und der Abneigung vieler wegen der zu erwartenden Belastungen des Presbyteramts und angesichts eigener Beanspruchungen im beruflichen und familiären Kontext.
Erfreuliches konnte der Superintendent von den Finanzen vermelden. Die Erträge aus Kirchensteuermitteln seien so gut wie seit Jahren nicht mehr. Dank der wirtschaftlichen Entwicklung werde das Kirchensteueraufkommen in den nächsten beiden Jahren sehr positiv von der Landeskirche eingeschätzt, was den Gemeinden zu Gute käme. Angesichts der großen Probleme, die man wegen rückläufiger Zahlen in der Zukunft erwarte, müsse die Landeskirche insgesamt trotzdem "bei dem Kurs der Haushaltskonsolidierung" bleiben.
Am nächsten Tag - 14.11. - und mit Kenntnis der Terrorangriffe in Paris lud der Superintendent alle Synodale ein, den Opfern und ihrer Angehörigen zu gedenken. Die Synodalen drückte ihre Anteilnahme mit Gebeten und einer Schweigeminute aus.
Autor:Albrecht Holthuis aus Wesel |
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