Diskussion: Wählervertrauen in kleine Parteien - große Unterschiede

Kleine Parteien in der Wählergunst - das verstehe wer will
  • Kleine Parteien in der Wählergunst - das verstehe wer will
  • hochgeladen von Andreas Rohde

Umfrage / Diskussion:

Warum wird den einen Parteien irgendwie alles verziehen...immer wieder. Und andere werden gnadenlos und gründlich aussortiert, auch wenn sie sich lange keinen Skandal leisteten und ansonsten einfach ruhige Rats- und Parlamentarbeit machen?

Inhaltlich sind die hier genannten Parteien nicht vergleichbar oder mindestens sehr inkompatibel, wenn auch alle zumindest programmatisch 'irgendwas mit Liberal' auf ihren Fahnen stehen haben. Aber mir geht es hier auch eher um die grundsätzlichere Frage, wo der entscheidende Unterschied liegt, der dieses Wählerverhalten bewirkt.

Die FDP schien sich mit der Abkehr vom Sozialen und der Konzentration auf 'wirtschaftsliberal' langsam aber sicher ins Wähler-Aus bewegt zu haben. Am Ende war dann auch für den Uninteressiertesten klar, das dort (nur noch) unverhohlen reine Industrie-Lobbypolitik betrieben wurde und günstige Entscheidungen regelrecht käuflich waren.
Heute ging die Meldung von der Erholung der FDP durch die Zeitungen. Zwar hatte sich weder an der Haltung, an deren Inhalten noch am Personal wesentlich etwas verändert, aber dennoch verdoppeln sie aktuell den Wählerzuspruch und kehren in die Landtage zurück.

Gleichzeitig erleben wir eine AfD, bei der sich ein Landesverband nach dem anderen zerledert. 'Zerstritten' beschreibt nicht annähernd, was bei denen los ist. Es ist offener Krieg. Reihenweise gerade gebildete Fraktionen zerfallen gleich wieder. Echte politische Arbeit konnte man da noch keine beobachten. Und dennoch ziehen sie weiterhin in einen Landtag nach dem anderen ein.

Ich bin Pirat, also Mitglied der Piratenpartei. Und heute stehe ich mal wieder besonders ratlos da. Nach dem Hype von 2012 waren 4 Landtage erobert. Es dauerte dann natürlich ca. ein Jahr, bis die Neuen sich eingearbeitet und jede Menge Spielregeln gelernt hatten. Gleichzeitig brach eine elend-lange - und mit übelsten Mitteln ausgetragene - Gewichtungsdiskussion los. Klar, dass so etwas beim Wähler nicht gut ankommt. Die folgenden Verluste waren verdient und absehbar.

Darüber gibt es auch von mir kein Gejammer. Aber:
In Gegenteil zu den anderen hier genannten Parteien wurde bei den Piraten unter großen Schmerzen an diesem Problemen gearbeitet. Heute machen hunderte von Stadt- und Kreisräten und dutzende Landtagsabgeordnete einfach gute und meist unspektakuläre Polit-Arbeit. Die Horden von Trollen, die jedes vernünftige Arbeiten blockierten, sind längst weiter gezogen. Skandale oder sogar politisches Versagen kommen heute quasi nicht mehr vor. Auf kommunaler Ebene - zumindest in meinem Heimatkreis Wesel - gab es derartige Probleme nicht mal, zu keiner Zeit.

Und doch scheinen Wähler und Medien bei dieser kleinen Partei sehr viel gnadenloser zu sein, als sie es bei anderen sind. Und ich frage mich, warum. Was ist es, dass der Wähler den Piraten auch nach langer skandal-freier Zeit und gleichzeitiger ruhiger Arbeit nicht verzeihen können?
Protestwähler ziehen meistens zur gerade aktuellen Hippster-Partei. Der Inhalt war dabei immer schon fast gleichgültig. Die waren schon seit 2013 irgendwo anders und können eigentlich nichts mit dem heutigen Phänomen zu tun haben.

Was meint ihr? Woran liegts? Was ist so besonders 'schlecht' an dieser einen kleinen, linksliberalen Bürgerrechts-Partei, dass sie einfach kein Bein mehr auf Wählerboden bekommt? Oder was haben andere, dass es dort auch ohne 'Arbeiten an sich selbst' so eben nicht passiert?

Autor:

Andreas Rohde aus Wesel

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