Ein Brite wird Deutscher
Der Brexit und seine Folgen
Seit Monaten beherrscht der Brexit die Nachrichten und treibt auch am Niederrhein die Menschen um. Das Austrittsdatum rückt für London und Brüssel bedrohlich näher. Für die Europabeauftragte der SPD Kreis Wesel, Marion Nasskau, entfaltet der Brexit nicht nur politisch, sondern auch ganz privat seine Folgen.
Liebe über Grenzen hinweg
Vor 31 Jahren zog es Marion Nasskau der Liebe wegen nach Großbritannien. Die Deutsche heiratete einen Briten, Peter. Bis 2011 lebte und arbeitete das Paar im englischen Southend unweit von London und zog dort zwei Söhne groß. Während Marion Nasskau als Lehrerin tätig war, arbeitete ihr Mann in der IT-Branche. Vor acht Jahren ging es dann an den Niederrhein zurück, wo das Ehepaar in Xanten-Vynen lebt.
Freiheit dank Europa
„In unserem Leben spielten unsere Nationalitäten keine Rolle. Mein Mann ist Brite und ich Deutsche, aber wir konnten unser Leben frei gestalten, über Grenzen hinweg. Die Europäische Union und das Recht auf freies Reisen, Arbeiten und Wohnen hat es möglich gemacht. Aber der Brexit und der wiedererstarkende Nationalismus reißen ein, was für uns und für viele andere selbstverständlich war“, erklärt Marion Nasskau. Seit dem Brexit beobachtet das Ehepaar mit großer Sorge die Entwicklungen in Großbritannien, die auch privat nicht ohne Folgen bleiben.
Brexit traf wie ein Paukenschlag
Der Ausgang des Referendums im Juni 2016 traf beide wie einen Paukenschlag. Vorher musste sich Ehemann Peter keine Sorgen um seine Rechte machen. Als Brite und EU-Bürger galt auch für ihn das europäische Recht auf Freizügigkeit. In Deutschland konnte er leben und an den Kommunal- und Europawahlen teilnehmen. Durch den Brexit wich die einstige Sorglosigkeit jedoch der Unsicherheit. Was vorher selbstverständlich schien, geriet plötzlich ins Wanken. „Ob die europäischen Freiheiten für meinen Mann bestehen bleiben oder mit dem Brexit verloren gehen, steht in den Sternen. Bis heute fehlt ein klares Austrittsszenario“, betont Marion Nasskau. Deshalb traf Peter Nasskau eine wichtige Entscheidung. Der Brite wollte die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben. Dafür galt es Hürden zu überwinden. Erfolgreich bestand er den Sprach- und den Einbürgerungstest. Darüber hinaus lebt er bereits seit acht Jahren in Deutschland.
Einsatz für Europa
Vor wenigen Tagen war es dann soweit. Peter Nasskau nahm im Weseler Kreishaus seine Einbürgerungsurkunde entgegen und ist nun deutscher Staatsbürger. Er ist nicht der einzige. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2017 rund 7.500 Briten eingebürgert, während es 2015 noch 622 waren. Privat hat das Ehepaar damit eine Brexit-Sorge weniger. Doch die eigene Lebensgeschichte spornt Marion Nasskau mit Blick auf die Europawahl am 26. Mai an. „Ich kämpfe für die Einheit Europas und stelle mich einem weiteren Auseinanderdriften und den nationalen Tendenzen entgegen. Europa hat meiner Familie und mir vieles ermöglicht und ich möchte, dass diese Freiheiten auch für andere Generationen bestehen bleiben. Der Brexit zeigt eindrucksvoll wie schnell große Errungenschaften verloren gehen können“, so die Sozialdemokratin abschließend.
Autor:Benedikt Lechtenberg aus Hünxe | |
Webseite von Benedikt Lechtenberg |
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