Klimaschutzdemo in Wesel
Demonstration in Wesel für das Klima
Fridays for Future Wesel demonstrierte am Freitag, den 25.3 mit dem Motto „people not profit“ (Menschen statt Profit) um 17 Uhr am Großen Markt. Zu Beginn der Demonstration mit ca. 130 Teilnehmenden ging Marie Poloczek auf den aktuellen Bericht des Weltklimarates (IPCC) ein: „Schon seit Jahren warnt der Weltklimarat vor den Folgen des Klimawandels. Wenn es jetzt heißt, dass die Folgen und Auswirkungen sich noch stärker zeigen und viel schneller und zerstörerischer auftreten als bisher gedacht, alarmiert das umso mehr.
3,5 Milliarden Menschen sind von den Klimafolgen hochgradig gefährdet. Das sind Menschen, die an Küstenregionen leben, welche von Überschwemmungen bedroht sind. Das sind Menschen, die in Regionen leben, die durch die Folgen nicht mehr bewohnbar sind. Das sind Menschen, die schon seit Jahren von den Klimafolgen betroffen sind und die Konsequenzen unseres profitorientierten Handelns tragen. Viele dieser Menschen müssen fliehen.
Wir haben die Möglichkeit und die Pflicht, etwas zu tun, dass sagen auch viele Wissenschaftler*innen. Widersprüchlich dazu werden aber neue Autobahnen durch Wälder geplant, wo Wälder gerodet und intakte Ökosysteme zerstört werden.
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass dieser Bericht die Politik alarmiert hat und sie jetzt ihre einmalige riesengroße Chance nutzen, aber es hat sich zu oft gezeigt, dass nach langem Gerede nichts passiert ist.
Der IPCC Bericht zeigt zum letzten Mal Möglichkeiten auf, was getan werden kann, um Schlimmeres zu verhindern. Die nächsten Berichte werden nur um Verminderung der Folgen gehen. Wir wissen, dass wir eine Wahl haben. Nutzen wir diese letzte Chance“.
Klimaschutz und Frieden gehören zusammen
Danach hielt Antonia Hochstrat eine Rede zum Russland-Ukraine-Krieg: „Der Zusammenhang zwischen Klimagerechtigkeit und globalem Frieden war wohl noch nie so unübersehbar wie er es jetzt ist.
Wie naiv waren wir eigentlich zu glauben, dass unsere Demokratie sicher und unabhängig ist, wenn die Energie, die Sie am Laufen hält, aus einem Land kommt, das von einem Tyrannen regiert wird?
Wir stehen hier alle solidarisch, aber gleichzeitig kaufen wir weiterhin Russlands fossile Energieträger und machen Putin seine Kriegskasse voll.
Kohle, Öl und Gas sind nicht mehr nur dreckig, spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass an dieser Kohle, diesem Öl und diesem Gas auch noch Blut klebt“
Die Rolle der Banken
Im Anschluss an diese Rede zogen die Demonstrierenden zum Berliner Tor, wo Mathis Kock sich zum Thema Verantwortung der Banken äußert: „Die meisten Banken bekennen sich zwar zum Pariser Klimaabkommen, aber verstecken sich hinter inkonsequenten Richtlinien. So werden finanziert die Commerzbank beispielweise keine Kohlekraftwerke direkt, aber die Firmen, denen diese gehören, und die Unternehmen, die die Kohle aus der Erde holen. Und so kommt es, dass aller schönen Selbstverpflichtungen zum Trotz die Commerzbank seit dem Pariser Klimaabkommen die Finanzierung fossiler Energiefirmen laut Berechnungen von Reclaim Finance mehr als verdoppelt hat. So wird dem kurzfristigen Wachstum und schnellen Profit unsere Zukunft geopfert. Uns ist klar: „Keine Kohle für die Kohle“ mehr.“
Konkrete Ideen für Wesel
Nachdem es wieder zurück zum großen Markt stellte Thomas Trail, Teil der Weseler Klimaschützer*innen, die Forderungen vor, die das Bündnis an die Stadt Wesel stellt:
„Seit 1990 hat es in Deutschland praktisch keinen(!) Rückgang des CO2-Ausstoßes aus dem Auspuff gegeben. Im Kreis Wesel ist unterdessen die Zahl der zugelassenen Autos und LKW weiter gestiegen.
Gerade im Verkehr mangelt es aber nicht an Ideen. Ich rede noch nicht von autonomem Fahren oder ähnlicher Zukunftsmusik. Ich rede erst einmal von einem funktionierenden, attraktiven Bus- und Bahnnetz. Warum fahren auf unseren Straßen so viele Autos und so wenige Busse? Wie wäre es, wenn jede halbe Stunde ein bequemer, barrierefreier Bus zu erschwinglichen Preisen käme, auch nachts und am Wochenende, auch in Bislich und Perrich, notfalls als Rufbus? Wir wissen, dass die Mühlen der Verwaltung langsam mahlen, dass überall Machbarkeiten geprüft, Anträge gestellt und Genehmigungen eingeholt werden müssen. Unsere Expertise liegt nicht im Überwinden dieser Hürden. Unser Blick gilt dem greifbaren, ökologischen Endergebnis, der Frage: ob Wesel seinen fairen Beitrag dazu leistet, das 1,5-Grad-Ziel doch noch zu erreichen.
Im Zweifel gilt: falls bürokratische Hürden wirksamen Klimaschutz ersticken, dann müssen diese Hürden in Frage gestellt werden. Zur Förderung der Wirtschaft geschieht dies regelmäßig und ohne ein stabiles Klima gibt es auch keine stabile Wirtschaft.
Wir wissen auch, dass das alles Geld kostet. Daran führt kein Weg vorbei. Konsequent – im Sinne des Klimaschutzes – wäre es, hier den Autoverkehr zu belasten, etwa über Standgebühren für öffentliche Straßen und Plätze oder über Parkpreise in der Innenstadt. Auch eine Verkehrsabgabe für private und öffentliche Unternehmen über mit 10 oder mehr Beschäftigten ist denkbar. Frankreich macht’s vor.
Das alles sind keine Maximalforderungen. Es sind realistische, diskutable kommunalpolitische Ideen, die viele bereits gehabt haben, weil sie sich schlicht und einfach aufdrängen. “
So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen
Abschließend sprach Ruth Sekura über die Frage, ob die Klimakrise noch aufzuhalten sei: „Was können wir dagegen tun? Verzweifeln? Ignorieren? Den Kopf in den Sand stecken? Ich weiß, dass ihr es besser wisst.
Schuld am Klimawandel haben in erster Linie die Industrieländer, wie - Überraschung - auch wir. Deutschland scheint klein, im Vergleich zu den USA, China, all den anderen. Es wäre logisch, würden die sich zuerst ändern.
Jedoch haben wir mit nur etwa 80 Mio Einwohnern, von rund 7,95 Milliarden Menschen auf der ganzen Erde einen zweiprozentigen Anteil am globalen CO2- Ausstoß.
Außerdem hat Deutschland am Pariser Klimaschutzabkommen ein Versprechen gegeben, was es nicht brechen darf!
Ich weiß, dass es vieles gibt, was uns zurzeit Sorgen machen kann. Dazu gehört ganz klar der Krieg in der Ukraine und an vielen anderen Orten der Welt. Corona sitzt uns außerdem im Nacken. Und ich weiß, dass es ermüdend ist, seit Jahren nach Klimagerechtigkeit zu schreien und doch kaum Erfolg zu sehen.
Es ist gut, zu hinterfragen, ob das was wir hier tun, die richtige Herangehensweise ist.
Aber wir sind lebendig, wir haben das Recht uns aufzulehnen, unsere Meinung zu äußern, ohne Freiheit oder Kopf zu verlieren.
Mitschuld ist sicher auch unsere Gesellschaftsform, immer weiter und weiter wachsen zu wollen, und der Lobbyismus, der die Politik darin maßgeblich beeinflusst. Ist eine Klimawende in unserer versteiften Politik überhaupt vorstellbar?
Wenn wir weiter demonstrieren, immer wieder aufzeigen, dass es so, wie es voran geht, nicht weiter gehen kann, dann können wir vielleicht etwas verändern. Denn es wird sich etwas ändern, egal ob wir es wollen oder nicht. Wir wollen, dass es möglichst gut ausgeht.
Um Greta Thunberg zu zitieren: Change is coming, wether you like it or not!"
Am Ende der Veranstaltung lud die Ortsgruppe zum nächsten offenen Treffen und Austausch am 8.4 um 15.30 Uhr ins Pfarrheim in der Martinistr. 10 ein.
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