Schwieriger Start in Deutschland
Delux Kaffee - Mit Umwegen über einige Stolpersteine in das neue Leben in Wesel
Homs liegt im Westen Syriens und ist die drittgrößte Stadt, nur Damaskus und Aleppo sind bevölkerungsreicher. Die Stadt, die einst die Hochburg syrischer Rebellen war, wurde während des Bürgerkriegs schwer getroffen und ist die Heimat von Mohamad Alaswad. Die Familie hat alles Hab und Gut hinter sich gelassen und ist im November 2014 nach Deutschland geflohen.
Mohamad Alaswad ist Palästinenser und hat in Syrien Elektrotechnik studiert. Als Elektroingenieur hat er 17 Jahre Berufserfahrung und schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Bevor der Krieg in Syrien ausbrach, war er als Abteilungsleiter in einer Zuckerfabrik beschäftigt. In Deutschland angekommen, wollten sie sich direkt integrieren, die Sprache lernen und so schnell es geht eine Arbeit finden.
„Ich war noch nie arbeitslos, das kenne ich gar nicht“, sagt Mohamad. „Die deutschen Gesetze sind komisch. Denn erst, wenn man die Aufenthaltsgenehmigung hat, bekommt man einen Sprachkurs bezahlt. Das hat ein Jahr gedauert und so lange wollten wir nicht warten“, ergänzt er. Aus diesem Grund haben er und seine Frau einen A1 Deutschkurs bei der Volkshochschule in Wesel absolviert und aus eigener Tasche finanziert. Das Studium wurde von der Bezirksregierung Düsseldorf auch anerkannt und somit sollte einer vorbildlichen Integration doch nichts mehr im Wege stehen.
Denkt man. Den A2 Kurs haben er und seine Frau dann von zu Hause aus gemacht und auch die weiterführenden Sprachkurse haben sie aus eigener Tasche bezahlt. Deutscher Bürokratie sei Dank. Eine gelungene Integration sieht anders aus. Dank der hohen Eigeninitiative sieht die Welt doch anders aus.
Seine Frau, Alaa Zhori, ist nun seit Februar 2018 approbierte Apothekerin, hat eine gute Stelle in Wesel gefunden und auch die Tochter (8) hat sich hier gut eingelebt. Nur eine Stelle für Mohamad Alaswad scheint es hier, in erreichbarer Nähe, nicht zu geben. Er hat schon Weiterbildungen gemacht, ein Praktikum absolviert. Es gab mehrere Angebote, allerdings alle außerhalb von Nordrhein-Westfalen, sogar Norwegen war dabei. „Wir haben aber hier in Wesel ein neues Zuhause gefunden. Gerade unserer Tochter wollen wir nicht schon wieder das neu gewonnene Umfeld nehmen, wir wollen nicht weg“, sagt Mohamad. Nach stolzen 250 Absagen, kam ihm die Idee.
Kaffee spielt in den arabischen Ländern eine große Rolle. Die Kaffeekultur orientalischer Länder ist mit unserer überhaupt nicht zu vergleichen. Kaffee erzählt eine Geschichte und wird gelebt. Und genau dies möchte er mit Delux Kaffee nach Wesel bringen. „Ich habe in ganz Nordrhein-Westfalen kein Geschäft gefunden, das so einen guten Kaffee verkauft“, sagt er. Und so hat er am 02. März 2019 seinen eigenen Laden „Delux Kaffee“ eröffnet. Zu finden ist er direkt neben dem Extrablatt im schönen Domviertel. Den Kaffee bezieht er aus einer Kaffeerösterei aus Wien. Er bietet verschiedene Röstungen an, kolumbianische und brasilianische Bohnen jeweils in hell und dunkel, dazu kommen noch die Espressobohnen.
Wer möchte, ist herzlich dazu eingeladen einen Kaffee direkt vor Ort zu genießen. Der typisch arabische Kaffee wird mit Kardamom angerichtet und ganz nach Wunsch des Kunden mit mehr oder weniger Kardamom zubereitet. Es ist auch möglich einen Espresso oder Latte Macchiato zu genießen. Dazu kann man sich auch die Süßigkeiten und Nüsse schmecken lassen, die angeboten werden. Derzeit werden diese noch bei einem Freund in Holland hergestellt, aber sollte das Geschäft gut anlaufen, möchte Mohamad diese selbst vor Ort produzieren. Und auch kleine süße Geschenke kann man kaufen, ob für die Hochzeit mit Namensgravur auf der Holzschachtel, der Taufe oder einfach nur als kleines Mitbringsel.
Der Name Delux Kaffee setzt sich aus den zwei Leidenschaften des Syrers zusammen. „Es gibt eine Software für die Arbeit des Elektroingenieurs, das nennt sich DIALux. So verbinde ich beides“, erklärt Mohamad mit einem Lächeln.
Delux Kaffee hat montags bis samstags von 9.30 bis 19.00 Uhr geöffnet. „Am Sonntag habe ich geschlossen, denn da wird der süße Nachschub aus den Niederlanden geholt“, so Mohamad.
Autor:Ines Wenzel aus Wesel |
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