Antwort auf "Angezettelt" (9.10.2021)
Betrachtung von *innen

Guten Abend Herr Bohlen.

Hier nur meine Blitzreaktion auf "Angezettelt" vom 9.10.2021. Klar, *innen nervt. Sarah Bosetti würde da wohl zustimmen. Aber wer A sagt, muss auch B sagen, und weil sie das besser kann als ich, mache ich es jetzt kurz und schmerzlos und verlinke einfach ihr Video:

https://www.youtube.com/watch?v=9Lz7PLG2xOA

Viel Spaß damit, tschüss und bis bald!

PS: und klar, wir sollten ggf. auch Terrorist*innen schreiben.

(...)

PPS: Hier meine Rückmeldung auf die Kommentare. Danke erst einmal dafür! Re: ANA´ stasia Tell: Ich hatte den Bezugsartikel auf die Schnelle nicht gefunden (jetzt schon - danke für die Verlinkung) und deshalb einfach einen eigenen geschrieben. Außerdem sollte er ursprünglich länger werden. Was ich weggelassen habe, kommt jetzt:

Ich liebe klare Sprache und mag deshalb keine krummen Formulierungen. Ich verstehe alle, die politisch korrekte Kunstworte hassen. Das generische Maskulinum mag ich aber noch weniger. Im Allgemeinen begeistert mich die Geschichte in unserer Sprache, aber hier höre ich ein Echo einer Zeit, die den Mann als Norm und die Frau als Abweichung sah. Diese Sicht lebt heute unauffällig weiter, etwa in der Gender-Datenlücke. Für den Fall, dass das nicht bekannt ist: Männer und Frauen haben z.B. andere Herzinfarkt-Symptome, aber die weiblichen sind immer noch weit weniger bekannt. Die Folge: bei Frauen wird der Infarkt auch in der Praxis häufiger übersehen. Auch Crashtest-Dummys sind m.W. öfter Männern nachempfunden, sodass Autosicherheit auf männliche Körper zugeschnitten ist. The list goes on. Was das mit Gendern zu tun hat? Ich denke, Sprache beeinflusst das Denken und Denken das Handeln. Vielleicht ticken andere anders, aber ich weiß, dass ich bei "Bäcker" oder "Polizist" instinktiv eher einen Mann als eine Frau vor Augen habe, auch wenn es generisch gemeint ist. Das will ich nicht. Ich habe keine Lust, unterbewusst blind für die Belange von Frauen zu werden. Deshalb bin ich dankbar für die irritierenden Suffixe.

Deshalb, um weder hässlich noch unfair zu schreiben, gehe ich beim Gendern einen dritten weg: ich benutze wo immer möglich neutrale Begriffe wie "wer", "wir", "alle", "Kind" oder "Mitglied" (nein, es gibt keine "Mitgliederinnen" #brechreiz #grammarnazi). Davon hat das Deutsche ja zumindest eine Handvoll zu bieten. Hätte es genug davon im Repertoire, bräuchten wir den "innen"-Terz nicht und könnten ganz unauffällig geschlechtsneutral schreiben. Hat es aber nicht. Wenn ich zur Wahl gezwungen bin, gendere ich.

Dass manche Frauen über all das mit den Achseln zucken können, ist schön für sie, heißt aber nicht, dass die anderen einen an der Waffel hätten und eine Entspannungskur bräuchten. Am meisten stört mich, wie unverhältnismäßig viel über das Gendern geschimpft wird. Es ist hässlich (was nicht so bleiben muss - Kreative vor), aber irgendwo doch eine verdammte Lappalie. Richtig wäre meiner Meinung nach, die schwerwiegendsten Probleme in den Vordergrund zu rücken. Meine Erfahrung ist aber, dass in manchen (nicht allen) Männerrunden häufig, selbstverständlich und abfällig über Frauen, Feminismus und das Gendern gelästert wird, über die viel gravierenderen Probleme, denen der Feminismus zu begegnen sucht, aber kaum ein Wort fällt. Hand aufs Herz, Männer: wie oft habt ihr euch mit euren Kumpels über die Gender-Datenlücke oder Vergewaltigung in der Ehe geärgert? Ja, wer Stress in der Ehe hat, braucht vielleicht ein Ventil und dann besser so als anders. Trotzdem ist da für mich ein krasses Missverhältnis.

Autor:

Biostation Kreis Wesel und Krefeld (Thomas Traill) aus Wesel

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