Sessions-Absagen im Kreis Wesel / Wie werden die Karnevalisten am Niederrhein reagieren?

Angezettelt: Was Narrentreiben mit Verantwortung, Infektionsrisiko und Lockdowns zu tun hat.

Niederrheinische Narren sind Realisten. Die Vereinsköpfe rund um den neuen Weseler CAW-Präsidenten Ludger Becker haben die Veranstaltungen der Session 2020/2021 komplett abgesagt. Schwarzmaler? Miesepeter? Spielverderber? Nö - überhaupt nicht.

Die Hansestadt-Jecken haben die Zeichen der Zeit erkannt - genauso wie die allermeisten Karnevalsfans zwischen Obermörmter und Bönninghardt. Deshalb, ganz ehrlich: Glückwunsch!

Allerdings bleibt ein Restrisiko - nämlich der Faktor Privatvergnügen. Ob sich die Partyfraktion an generalgültige Regeln hält, wenn in rund drei Monaten der Hoppeditz erwacht? Ob - wie bei mancher Vereinsfete oder in mancher Kneipe auch - die Masken fallen und munter gebützt wird, wenn die Blutalkoholwerte steigen und die Vorsicht sinkt?

Unterm Strich sind also nicht die offiziellen Feiern das Problem, sondern die kleinen unangemeldeten. Juchei, Helau und Kölle Alaaf - d'r Virenzoch kütt!

Lockerungsskeptiker reden ja zurzeit gerne von einer zweiten Infektionswelle. Und die läuft - allen Verschwörungstheorien zum Trotz. Der Kreis Wesel ist im NRW-Infektionsranking nach oben gerückt. Mitverantwortung tragen vor allem Reiserückkehrer, laut RKI liegt ihr "Anteil" am Erkrankungsgeschehen bei über 40 Prozent. Aber das hört natürlich niemand gern, der viermal (und mehr) pro Jahr im Ausland urlaubt.

Warten wir also die Herbstferienzeit ab - und die Diskussionen, die ganz gewiss folgen werden. Mal sehen, ob jemand einen (überall möglichen) lokalen Lockdown mit dem Reisen oder der Sessionseröffnung in Verbindung bringt.
Spätestens dann zeigt sich, wo die wahren Narren stecken.