Altersarmut zunehmend?
Der demographische Wandel verheißt uns, dass wir alle älter werden, aber auch, dass wir früher oder später auf Pflege angewiesen sein könnten. Das Älter werden ist an und für sich ein positiver Lebensgewinn, können wir doch mehr Jahre mit unserer Familie, den Kindern und Enkelkindern glücklich verbringen. Unangenehmer wird das Älter werden unter Umständen, auf Pflege angewiesen zu sein. Einmal werden durch die körperliche Pflege im Alter Grenzen überschritten, die wir bei Gesundheit nicht zu lassen würden. Eine Besserung ist da meistens nicht in Sicht. Bei stationärer Pflege reicht zum anderen die Rente in der Regel nicht aus. Auch das teilweise mühsam Ersparte ist als bald aufgezerrt. Eine positive Kosten-Nutzen-Rechnung lässt sich nicht immer erkennen.
Kurze Einblende: Im Kreis Wesel werden in der gewohnten häuslichen Umgebung 3.300 Personen mit der professionellen Hilfe von ambulanten Pflegediensten betreut und gepflegt. Rund 7.400 Pflegebedürftige, die Geldleistungen der Pflegekasse in Anspruch nehmen, werden von Angehörigen gepflegt.
Von den 46 Alten- und Pflegeheimen im Kreis Wesel werden 4.450 vollstationäre Pflegeplätze und über 200 Kurzzeitpflegeplätze angeboten. Um es vorweg zu sagen, es wird immer Pflegebedürftige geben, die stationär gepflegt werden müssen. Aber seit mehreren Jahren werden Alternativen diskutiert, um Kostenexplosionen zu vermeiden, ohne das eine spürbare Änderung in Aussicht steht. Experten sind der Auffassung, dass das Pflegesystem an der Förderung krankt. Der Ausbau von stationären Einrichtungen wird vielerorts immer noch erheblich staatlich gefördert. Zudem erhalten Heimbewohner, deren Rente zur Bezahlung der Heimkosten nicht ausreicht, vom Staat finanzielle Hilfe zur Pflege in Einrichtungen. Eine sichere Einnahmequelle. Je nach Höhe des bereinigtem Einkommens können allerdings Angehörige verpflichtet sein, sich an den Heimkosten zu beteiligen. Anders ist die Situation bei den ambulanten Pflegediensten, sie werden nicht in allen Kommunen gefördert. Wenn sich das Prinzip „ambulant vor stationär“ durchsetzen soll, dann müssen die ambulanten Pflegedienste auch im Kreis Wesel stärker unterstützt werden. Ein Überdenken der Förderungspraxis der Pflegestellen tut dringend Not, wenn nicht die Mehrheit der älteren Pflegebedürftigen am Ende ihres Lebens in die Armut abgleiten sollen.
Autor:Neithard Kuhrke aus Wesel |
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