Wie die Afrikanische Schweinepest einen Wirtschaftszweig in die Knie zwingen könnte

Wird der Kontakt zu Wildschweinen zum Todesurteil für unsere Hausschweine? | Foto: LK-Archiv
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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bewegt sich laut diverser Berichtsquellen von Osten her auf Westeuropa zu. "Nachdem die hochansteckende und meist tödlich verlaufende Viruskrankheit bei Wildschweinen in Litauen festgestellt wurde, sorgen sich jetzt auch die rheinischen Schweinehalter um ihre Tierbestände", formuliert der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) in einer Pressemitteilung.

Der freie Handel im Binnenmarkt und die enorme Mobilität der Menschen erhöhten das Risiko, dass die Seuche auch nach Deutschland eingeschleppt wird. Besondere Gefahr gehe von infizierten Wildschweinen und damit in Berührung gekommenen Jägern aus.

Ist das Virus erst einmal im Handelskreislauf, wird's richtig gefährlich: In Fleisch- und Wurstwaren halte sich das Virus über Wochen und Monate. Besonders das (illegale) Verfüttern von Speiseabfällen stelle eine Infektionsquelle dar, so der RLV. Erschwerend komme hinzu, dass es für die Afrikanischen Schweinepest noch keinen Impfstoff gebe. Die Seuche könne daher bei einem Ausbruch nur durch Tötung betroffener Tierbestände bekämpft werden. 

Was nun? Ist Panik angesagt am Niederrhein? Womit muss man rechnen, falls das Virus aus Tschechien (wo es derzeit zuhauf gemeldet wird) nach NRW herüberschwappt? Wir fragten einige Experten nach ihrer Einschätzung.

Alfred Nimphius, Vorsitzender der Weseler Kreisjägerschaft, beantwortet nachfolgend drei Fragen.

1) Wie bewerten Sie die Problemlage?
Nimphius: meint: "Die Lage ist als sehr ernst zu betrachten. In Tschechien grassiert diese Seuche bereits. Damit rückt sie sehr nahe an unsere Grenzen. Es gibt bisher keine Möglichkeit, mit Medikamenten hier einzugreifen. Ein Impfstoff ist nicht in Sicht. Der Virus der ASP ist extrem aggressiv und hochansteckend. Es genügen wenige Tropfen Blut, um ihn zu übertragen. Es wird befürchtet, dass er durch Fernfahrer aus diesen Regionen verschleppt wird. Der Virus hält sich in Wurstsorten, die nicht gekocht werden ( Salami, Schinken).
Wird nun von Fernfahrern, die ständig in unseren Regionen unterwegs sind, ein mit dieser Wurst infiziertes, belegtes Brot weggeworfen und von unseren Wildschweinen aufgemommen, die Allesfresser sind, dann ist es soweit. Die Autobahnmeistereien haben hier bereits entsprechende Anweisungen. Bricht die Krankheit aus, wird es auf Jahre hinaus kaum noch Schweine geben. Und zwar sowohl im Wald als auch in den Mastbetrieben."

2) Sind Ihnen Bereiche im Kreis Wesel bekannt, in denen Wildschweine Kontakt mit Hausschwein-Beständen haben?
Nimphius: "Es ist so gut wie unmöglich, das Hausschweine in Kontakt mit Wildschweinen gelangen. Die Stallungen sind sicher und mit Desinfektionsschleusen ausgerüstet. Aber, es braucht keinen unmittelbaren Kontakt. Man kann gar nicht so um die Ecke denken, um zu glauben, dass das Risiko damit gebannt ist. Die Viren haften auch an Ratten und Mäusen die mit infizierten Wildschweinen in Kontakt waren." 

3) Was sagen Sie zu dem Vorwurf (Bezug auf TV-Berichte), die Jäger seien zum Teil verantwortlich für die Weiterverbreitung der Seuche?
Nimphius: "Es ist natürlich nie auszuschließen, dass ein Jäger, der in diesen Gebieten war diesen Virus am Stiefel hat, wenn er nach Hause kommt. Das gilt aber auch für Schuhe von Urlaubern die dort Waldspaziergänge unternehmen. Die Jägerschaft ist extrem sensibilisiert und desinfiziert daher alles, was diese Viren übertragen kann. Des weiteren unterstützt die Jägerschaft die Schweinebauern dahingehend, dass die Wildschweinbestände in Absprache mit der unteren Jagdbehörde, dem Veterinäramt, dem Landwirtschaftsverbandes und der Kreisjägerschaft mit allen zulässigen Mitteln reduziert werden. Bedingt durch den Klimawandel, geht die Sterblichkeitsrate der Frischlinge mittlerweile gegen Null - sie lag früher bei 60 bis 70 Prozent.
In der Folge ist der Sauenbestand drastisch angestiegen. Es wird in Frühjahr nicht mehr kalt und die Buchen und Eichen tragen mittlerweile jedes Jahr massenhaft Früchte. Der Tisch ist gedeckt. Sauen kann man aber nur nachts bejagen und das nur bei Vollmond. Dadurch reduziert sich die Jagdzeit auf maximal eine Woche im Monat. Wenn es dann regnet, geht wieder nichts. Die Frischlinge die im diesem Februar geboren wurden, werden in diesem Jahr selber Junge bekommen. Man kann daraus erkennen, wie schwierig es ist hier einzugreifen. Die Kreisjägerschaft hat im November und Dezember diesen Jahres nun mit den Pächtern revierübergreifende Drückjagden vereinbart und organisiert. Dies soll die Bestände reduzieren.

Eine weitere Meinung kommt von Wilhelm Wefelnberg. Der Schweine-Fachmann in der Kreisbauernschaft Wesel meint:
"Die Afrikanische Schweinepest ist wesentlich schlimmer als die klassische Schweinepest. Wenn die Viren den Sprung nach Deutschland schaffen, ist die Situation äußerst erst!" Wefelnberg zitiert Experten, die von einem so genannten "Stand still" reden. Der Begriff bezeichne einen Zustand, in dem Produktion und Handel völlig zum Erliegen kommen. Das sei binnen Tagen der Fall, sobald ein Befall gemeldet wird.
Wefelnberg schildert eine drastische Situation: "Sobald ein Betrieb mit ASP infiziert ist, können im Umkreis von drei Kilometern alle Schweine gekeult werden!" Über viele Monate (bis zu anderthalb Jahren) könnten keine Tiere verkauft werden. Prekär zudem: "Auch alle gesunden Tiere müssten getötet werden!" Außerdem würden weiträumige Beobachtungs- und Pufferzonen in einer Größe von 10.000 km und mehr eingerichtet werden.

Der Experte sieht einen Knackpunkt des Problems in der hohen Wildschwein-Population - vor allem rechtsrheinisch: "Da muss rigoros etwas unternommen werden, wir müssen die Bestände stark dezimieren!" Das Problem würde potenziert, weil die Infektionszeit bei ASP vier bis fünf Tage beträgt. Ist ein Betrieb betroffen, werden lange Sperrfristen fällig. Schützen könne man sich nur durch eine Einfriedung des Geländes und wirkungsvolle Desinfektionsmaßnahmen.

Wilhelm Wefelnberg: "ASP wird auch zu uns kommen - die Frage ist nur wann!" Der Hünxer betont: "Das ist keine Panikmache, sondern traurige Wahrheit." Die Konsequenzen seien wahrscheinlich krass: "Der Preis für Schweinefleisch fällt ins Bodenlose.Abgesehen vom finanziellen Verlust können wir unsere Tiere einfach nicht mehr verkaufen. Da ständig neue Ferkel geboren werden und die Schweine immer weiter wachsen, werden die Ställe bald viel zu klein sein. Dies ist für die Tiere und den Halter eine beängstigende und unzumutbare Situation

Kommentar zum Thema

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Info

Nach Angaben des Bundesforschungsinstitutes für Tiergesundheit (FLI) tritt die Afrikanische Schweinepest bei Wild- und Hausschweinen auf und ähnelt bei den Symptomen erkrankter Tiere denen der Klassischen Schweinepest, die zuletzt im Jahre 2006 große Verluste in NRW verursacht hatte.
Hier finden Sie einen Anschlussbericht!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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