Digitale Diskussion (initiiert von den Dinslakener Grünen) zum niederrheinischen Wolfsproblem
Viola Hebeler: "Der Eindruck hat sich verfestigt, wir seien (...) zu blöd für diese Herausforderung!"

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Unterm Strich gab's nicht ganz viel Neues - und doch: Wer sich am Samstagabend zwei Stunden von der Corona-Langeweile abknapste, der erhielt einen aussagekräftigen Überblick über die existenten Haltungsvarianten zur Anwesenheit des Wolfes am Niederrhein.

Eingeladen hatten die Dinslakener Grünen, deren politischer Geschäftsführer Niklas Graf ins Thema einführte und am Ende rund insgesamt rund 2100 Zuhörer zählen konnte. Lauschen konnte man via YouTube oder direkt auf der grünen Homepage. Als erster Redner (jeder Beitrag durfte maximal vier Minuten dauern) positionierte sich Ingo Hülser, Deichgräf in Voerde-Mehrum. Man könne von keinem Schafhalter oder Grundbesitzer erwarten, mehrere zig-Kilometer mit Herdenschutzzaun einzufrieden. Zudem seien diese Zäune im Naturschutzgebiet Rheinauenlandschaft nicht erwünscht.
Günther Rinke (BUND Kreis Wesel) pochte dagegen auf effektiven Herdenschutz durch kompatible Zäune und/oder Herdenschutzhunde bei gleichzeitiger Fachberatung der örtlichen Tierhalter durch das Landesumweltamt (LANUV) und Experten des Wolfsmonitorings.

Eindrücklich präsentierten die Pferdezüchter Jörg Zahn (Alpen) und Peter Lautz (Bergisch-Gladbach) ihre Sorgen. "Pferde sind Fluchttiere! Wer zahlt den Schaden, wenn der Wolf meine Pferde erschreckt, die dann unter Umständen auf die Straße oder die Autobahn rennen und dort einen Unfall verursachen?", gab Großpferdehalter Jörg Zahn zu bedenken.
Jos de Bruin, der in Sonsbeck eine Wolfsaufzuchtstation betreibt, brach seine allseits bekannte Lanze für den Wolf: Die Tiere seien keine Gefahr für den Menschen und machten nur dann Beute in Herdenbeständen, wenn mangelnde Schutzmaßnahmen sie förmlich dazu einluden. Im Übrigen bewiesen die Erfahrungen aus Italien, Spanien oder Frankreich, dass man mit dem Wolfsproblem durchaus umgehen könne.
Markante Worte fand die Vetarinärin Viola Hebeler: In der Öffentlichkeit habe sich der Eindruck verfestigt, in Deutschland sei man "zu blöd", um mit der Herausforderung klarzukommen. Die Probleme seien aber tatsächlich in allen Ländern dieselben. In Italien beispielsweise koche die Diskussion über den Wolf nur darum nicht höher, weil die Bestände schlicht und einfach durch Wilderei eingedämmt würden.
Der Weseler Schafzüchter Maik Dünow betonte mehrfach, dass seine Zunft sich von Politik und Behörden allein gelassen fühlt. Im Schadensfalle komme es vor Ort auf schnelle Hilfe und zielführende Beratung an: "Warum kommt nicht sofort ein Vertreter der Kreisbauernschaft dazu, wenn das LANUV seine Gutachter zum Riss-Ort schickt?", regte Dünow an. So könne man schnell und effektiv überlegen, ob der jeweilige Zaunschutz ausreiche oder nicht.
Dr. Matthias Kaiser (Wolfsmonitoring NRW) erklärte intensiv, dass Herdenschutzprogramme nicht aus dem Ärmel geschüttelt werden können. Allerdings sei auch amtlich bestätigt, dass deutlich weniger als 50 Prozent der Nutztierhalter sich bislang überhaupt um Zaunschutz für ihre Weiden gekümmert hätten. Zudem sei sicher, so der Experte, dass bald ein neues Rudel zuwandern werde, wenn "Glorias" Familie durch eine entsprechende Entscheidung entnommen werde.

Um das Diskussionsfeld abzurunden, nahm auch Sven Zwirner teilt. Der Vertreter einer niedersächsischen Zaunbau-Unternehmung nutzte unaufdringlich aber konsequent seine Chance, auf den Nutzwert solcher Anlagen hinzuweisen. Der Journalist Andreas Vollmert moderierte die Zweistundenrunde, deren Statement-Teil mit einer Fragerunde interessierter Zuhörer endete. 
Und ganz zum Schluss gab's einen Video-Teaser über Jos de Bruins Aufzuchtwölfe, präsentiert vom Dinslakener Filmemacher Adnan Köse, der wahrscheinlich den Großteil der ViKo-Teilnehmer eher verärgerte.
Doch dass die Diskussion mindestens so lebendig bleibt, wie sie auf der Stelle tritt, bezweifelt sowieso niemand.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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