NABU bangt um Weiterführung der Bildungswerkstatt Natur
Eine erschreckende Bilanz hat unlängst NRW-Landesumweltminister Johannes Remmel vorgelegt: Rund 44 Prozent unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile in ihrem Bestand gefährdet und haben somit einen unrühmlichen Platz auf der Roten Liste ergattert. Und am Niederrhein? Leider ist auch hier das Ergebnis katastrophal. Selbst in den meisten Schutzgebieten geht der Artenschwund signifikant weiter.
Insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die Artenvielfalt in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. Gülleschwemme und Pestizide machen Wissenschaftler dafür verantwortlich. Aber auch in fast allen anderen Lebensräumen bei uns sind die Arten auf dem Rückzug. Unfreiwillig.
Dabei wird das heimliche Verschwinden vieler Spezies häufig von der Bevölkerung gar nicht mehr wahrgenommen. Wie denn auch? Allgemein sind heute Artenkenntnisse bei den Menschen nur noch rudimentär vorhanden. Das Naturkunde-Basiswissen, was früher noch in den Familien, Kindergärten und Schulen vermittelt wurde, ist heute dort kaum noch vorhanden. Somit fehlen auch zunehmend sachkundige Mitstreiter für die Belange der Natur. Dagegen anzusteuern hat sich die Kreisgruppe Wesel im Naturschutzbund Deutschland (NABU) schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben. Allein in den letzten zwei Jahren konnten sieben neue NABU-Kindergruppen im Kreis Wesel ins Leben gerufen werden, die allesamt von erfahrenden, ausgebildeten Naturerlebnispädagoginnen geleitet werden. „Es ist beeindruckend mit welcher Begeisterung sich Kinder für alles interessieren was kreucht und fleucht, wenn sie spielerisch-pädagogisch dazu angeleitet werden“, freut sich NABU-Kreisvorsitzender Peter Malzbender.
Kleine Kinder an die Natur heranführen soll zudem zusätzlich mit dem Projekt NABU-Bildungswerkstatt unterstützt werden. Das Projekt läuft nunmehr seit acht Jahren. Und zunehmend erfolgreich. Zurzeit pflegt der NABU mit über 90 Einrichtungen im Kreis Wesel Kooperationen. Kindergärten, Familienzentren und Grundschulen sind vorgesehen, die davon auch reichlich Gebrauch machen. So konnten in den letzten vier Jahren bei 256 Veranstaltungen insgesamt über 3000 Kinder Naturkunde hautnah erfahren. Die NABU-Bildungswerkstatt wird vom Kreis mit knapp 10.000 € pro Jahr gefördert. Dieses Geld wird benötigt für Sachkosten die anfallen. Baumaterialien für Nistkästen und Insektenhotels sowie Becherlupen, Bestimmungsmaterial und Kinder-Forscherausrüstung. Aber auch das Honorar für Fachkräfte sowie die Bustransfers für die Kinder zu einigen auserwählten Naturerlebnisräumen schlagen zu Buche. Die Ausgaben werden übrigens auf Heller und Cent von der Kreisbehörde Wesel geprüft. Ehrenamtlich leistet der NABU für dieses Projekt 400 Stunden pro Jahr.
Der Naturschutzverband möchte die Bildungswerkstatt auch für die nächsten vier Jahre unbedingt weiterführen. Die weitere Förderung muss aber im Kreistag entschieden werden. Der Umwelt- und Planungsausschuss im Kreis Wesel hat dazu mehrheitlich bei seiner Sitzung am 30.11.2016 grünes Licht gegeben.
NABU-Chef Malzbender appelliert: „Auch unsere Kooperationspartner hoffen doch sehr, dass diese nachhaltigen Naturerlebnisprogramme für die Kleinsten weitergeführt werden können.“
Das hat der NABU für die Bildungswerkstatt Natur 2017-2020 vorgesehen:
• Zukünftig sollen alle Veranstaltungen nach dem Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ ausgerichtet werden
• 64 Veranstaltungen pro Jahr stehen weiter auf dem Programm
• Nach wie vor ist das Angebot für die Kooperationspartner kostenlos
• Themenschwerpunkte wurden aus den Erfahrungen der letzten 8 Jahre entwickelt
• Dabei wurden Naturerlebnisse herausgesucht, die sich insbesondere bzgl. der Natur- und Umweltpädagogik für Kinder bewährt haben
• Die Kinder sollen in verschiedenen heimischen Lebensräumen, die hier lebenden Tiere und Pflanzen hautnah kennenlernen
Autor:Uwe Heinrich aus Wesel |
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