Biotoppflege in der Lippeaue
Mit Kleinbagger für den Naturschutz
Biologische Station dämmt Ginster in der Barnumer Weide ein.
Eigentlich sind Nährstoffe gut. Ohne Essen geht schließlich nichts. Aber des einen Freud ist des anderen Leid: Auf besonders „fetten“ Böden (ja, so heißt es wirklich), setzen sich oft die immer gleichen Pflanzenarten durch, andere sehen kein Land. Das ist in unserer Landschaft der Normalfall. „Magere“ Böden sind eher selten. Selten sind deshalb auch viele der Arten, die auf ihnen wachsen.
Im Naturschutzgebiet Lippeaue bei Schermbeck-Bricht liegt, von Altarmen der Lippe umschlossen, die Barnumer Weide. Hier gibt es gleich zwei Sorten magerer Lebensräume: Trockenrasen und Magerweide. Auf 10 Hektar gedeihen hier seltene Pflanzen wie Heidenelke, Bauernsenf und Wildes Stiefmütterchen – nicht zu verwechseln mit der Garten-Variante.
Doch auch eine andere Pflanzenart hat sich hier breit gemacht: der Besenginster. Von Mai bis August trägt er knallgelbe Blüten, die als Futterstelle bei vielen Wildbienen und anderen Insekten sehr beliebt sind. Nicht weniger als 280 Insektenarten können Besenginster für sich nutzen, sei es als Futterpflanze für Raupen, wie beim Späten Ginsterspanner, oder als Kinderzimmer für Käferlarven, wie beim Besenginster-Samenkäfer.
Die Sache hat jedoch einen Haken: Von alleine würde das Offenland der Barnumer Weide ziemlich schnell zuwachsen, da sich Besenginster rasch ausbreitet. Der östliche Teil der Barnumer Weide ist bereits stark von dem Strauch überwuchert. Im Schatten der bis zu zwei Meter hohen Sträucher haben seltene Kräuter keine Chance. Auch manche Tierart tut sich schwer: Die Zauneidechse braucht Sonne und sucht gezielt warme Plätze auf, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Offener Sandboden, der von der Sonne erwärmt wird, wird wiederum für die Eiablage benötigt. Dauer-Sonnenschirme aus Ginster kann sie nicht gebrauchen.
Deshalb steht hier Biotoppflege auf dem Programm. „Pflege“ ist dabei robust zu verstehen: Auf Initiative der Biologischen Station Kreis Wesel und Krefeld wird aktuell mit einem Kleinbagger Besenginster auf einer Fläche von knapp 0,8 Hektar mitsamt Wurzeln aus dem Boden gezogen und als Schnittgut entsorgt. Für die Insektenwelt verbleibt aber noch ausreichend Besenginster auf der Fläche. Finanziert wird das Projekt durch den Eigentümer der Fläche, das Land NRW, aus dem Programm „Förderrichtlinie Naturschutz“.
Junge Bäume und Sträucher einzudämmen bleibt aber eine Daueraufgabe. Damit sie nicht aufwändig mit Freischneidern erledigt werden muss, stehen auf der Weide Heckrinder, denen die Arbeit – das heißt, der Jungwuchs – besser schmeckt. Die Herde steht das ganze Jahr über auf den Weiden, betreten sollte man diese daher nicht ‒ man kann das Verhalten der Tiere nicht einschätzen!
Text: Johanna Kasper und Thomas Traill
Autor:Biostation Kreis Wesel und Krefeld (Thomas Traill) aus Wesel |
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