Darbende Straßenbäume, Gießaktionen und öffentliche Wasserquellen
Experten beurteilen private Rettungsmaßnahmen mit Trinkwasser, dem "Gold der Zukunft"

Verena Hankeln in Dingden (Am Freibad) hat aus alten Planschbecken Bewässerungssäcke genäht und verwogrt die Bäume am Postweg und am Freibad. "Das ist aktive Hilfe zum Klimaschutz", meint ihr Nachbar Dieter Stiller und schickt uns dieses Foto. Respekt - meint die Redaktion. | Foto: privat
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  • Verena Hankeln in Dingden (Am Freibad) hat aus alten Planschbecken Bewässerungssäcke genäht und verwogrt die Bäume am Postweg und am Freibad. "Das ist aktive Hilfe zum Klimaschutz", meint ihr Nachbar Dieter Stiller und schickt uns dieses Foto. Respekt - meint die Redaktion.
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Helfen Sie Bäume gießen?

Mittlerweile regnet's ab und zu. Aber reicht das, um alle Bäume zu retten? Antworten finden Sie weiter unten ...

Manche Privatbürger wie Verena Hankeln in Dingden machen Nägel mit Köpfen und gießen die Stadtbäume mittels handwerklich kreativer Ideen. So sind laut einer Umfrage auf unserer Facebook-Fanpage rund 60 Prozent der Teilnehmer dafür, sich auch privat am Bäumegießen zu beteiligen, etwa 40 Prozent sehen das (trotz Freigabe städtischer Wasserquellen) nicht als ihr Problem an. Und wie ist die Gesamtlage einzuschätzen? Eine Situationsbeschreibung.

Michael Wolbring, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Hamminkeln, meint: "Ich kann ihnen leider keine umfängliche Einschätzung abgeben, da ich nicht alle Bereiche der 164 Quadratkilometer des Stadtgebietes Hamminkeln regelmäßig in Augenschein nehme.
Meine Wahrnehmung ist jedoch, dass der Trockenstress den Bäumen schon zusetzt. Ich beobachte, dass manche Bäumen anfangen ihre Blätter abzuwerfen um weniger Wasser zu verdunsten. Dies wiederum wird sich negativ auf die Luftqualität auswirken, da durch die Verdunstung auch keine Wärme aus der Umgebungsluft entzogen wird. Das wirkt sich somit auch indirekt auf den Menschen aus. Sofern die Wasserversorger keine Bedenken zur Verwendung von Trinkwasser haben, schätze ich das Wässern von Bäumen als nützlich."

Peter Malzbender (Naturschutzbund Kreis Wesel): "Überall im Kreis Wesel ist das Bäumesterben, insbesondere in den Wäldern, deutlich zu sehen. Vorrangig trifft es Nadelhölzer, aber auch zunehmend Buchen. Die Fichten stechen besonders ins Auge, da sie ja in unserem Forst weit verbreitet sind. Da diese auch auf Sandböden gedeihen, können sie als Flachwurzler nicht genügend Wasser für ihre Existenz gewinnen. Denn: durch diese lockeren Böden sickert die Feuchtigkeit ganz schnell in tiefere Bodenregionen, die vom flachen Wurzelwerk nicht mehr erreicht werden können.

Zudem sind diese Nadelbäume sowieso, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, in riesigen Monokulturen angepflanzt worden, weil dieses Holz schnell wächst und somit der wirtschaftliche Forstbetrieb schnell Erträge erzeugen konnte. Durch den Klimawandel muss sich natürlich auch die herkömmliche Forstwirtschaft dringend dem Wandel anpassen. Mischwälder mit Laubbaumarten, die auch extreme Trockenperioden überstehen, sind das Mantra der Zukunft.

Auch jetzt schon beweisen kleine Waldabschnitte am Niederrhein, die als Mischwälder gedeihen, dass sie wesentlich weniger anfällig sind. Ein weiteres Problem ist, dass die abgestorbenen Nadelbäume jetzt natürlich Paradiese für Borkenkäfer und Co sind. Beim Monoforst müssen diese Bäume schnellstens heraus geholt werden, da der andere Bereich in diesen angelegten Forsten oftmals sonst auch vor Befall gefährdet ist. Laubmischwälder haben zudem eine größerer Biodiversität, was nicht nur insektenfressenden Vogelarten zugute kommt, sondern auch einen hochwertigen Waldboden schafft.

Die Buche, ein markanter und viel verbreiteter typischer Laubbaum unserer Wälder, wird zunehmend die Segel streichen. Der trockene Sommer 2018 hat diese Bäume schon sehr gestresst. Die Waldböden sind daher noch lange nicht wieder so wasserreich, auch in unteren Schichten, sodass auch dieser viel zu trockener Sommer den oft gigantischen Baumriesen den Garaus macht. Ich befürchte, dass die Buche zukünftig in unseren Wäldern weitgehend verschwunden sein wird.

Stadt-, Park- und Straßenbäume durch Bewässerung von Bürgern ein Überleben zu sichern, ist mit Sicherheit ein guter Ansatz, der auch dem Menschen zum umweltbewussten Handeln anregen kann. Ich befürchte allerdings auch, dass diese Maßnahme vorne und hinten nicht ausreichen wird. Süßwasser ist das Gold der Zukunft. Es gehört zu den dringendsten Aufgaben aller Entscheidungsträger samt seiner Bürger, mit der Ressource Trinkwasser sehr sehr sensibel umzugehen. Niederrheinische Flüssen, Bäche und auch Badeseen sind jetzt schon in Mitleidenschaft gezogen."

Verena Hankeln in Dingden (Am Freibad) hat aus alten Planschbecken Bewässerungssäcke genäht und verwogrt die Bäume am Postweg und am Freibad. "Das ist aktive Hilfe zum Klimaschutz", meint ihr Nachbar Dieter Stiller und schickt uns dieses Foto. Respekt - meint die Redaktion. | Foto: privat
Gießen mit privatem oder öffentlichem Wasser. Finden Sie das gut oder schlecht, fragen wir auf der Facebookfanpage des Weselers.
Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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