Gänseführungen bei der Biologischen Station
Die Stimme des Winters

Wildgänse in Keilformation | Foto: Hans Glader

Wie klingt der Niederrhein? Was hören Sie, wenn Sie den Kopf ins Freie stecken? Ich höre zuerst Verkehrslärm: ein beständiges, schläfriges Rauschen von allen Horizonten, in dem alle anderen Klänge städtischen und ländlichen Treibens mitschwimmen. Doch in dieses Potpourri mischt sich seit dem vergangenen Wochenende eine fremde Note. Nicht laut, oft nur sekundenweise, aber unverkennbar: die Stimme unseres Winters, der Klang der Arktis: Die Blessgänse sind zurück.

Der Blick geht in die Ferne, wo irgendwo ein wackliges „V“ zwischen den Häusern hindurchzieht. Wohin? Vielleicht wieder zum Nordpolarmeer? Von Winter ist hier derzeit ja noch praktisch nichts zu spüren. Das allerdings ist den Gänsen gleich. Sie kommen nicht zum Frieren her, sondern zum Fressen. Mit dem einsetzenden Herbst steigen im hohen Norden die Schneehöhen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der letzte Grashalm im weißen Meer verschwindet. Wenn jede Mahlzeit eine Ausgrabung voraussetzt, wird gans nicht satt. Bevor es dazu kommen kann, steigen die Tiere lieber in den Nordostwind nach Mitteleuropa, Haltepunkt Rheinaue, Ausstieg in Flugrichtung unten.

Ganz so kraftsparend wie Zugfahren (wenn er denn fährt) ist das allerdings nicht. Auch mit dem Wind geflogen kostet die Fernreise eine Menge Treibstoff, das heißt Fett, und das will wieder angefressen werden, zumal es im März wieder zurück in die Arktis geht. Deshalb haben die Gänse auch wenig Mühe, den Tag hier herumzukriegen. Zwischen Essen, Trinken und Schlafen kommt keine Langeweile auf, erst recht nicht wenn Feinde wie Seeadler, Mensch, Hund oder Fuchs unverhofft die Bühne betreten. Da schnellt der Hals in die Höhe und, wenn sich die Drohung verschärft, bald auch der Rest der Gans.

Zumindest dass vom Menschen hier kaum Gefahr ausgeht, lernen die Tiere aber im Laufe des Winters. Anfangs sehr scheu, lassen sie sich mit der Zeit aus immer geringerer Entfernung beobachten. Ein wenig Argwohn gegen uns bleibt bis zuletzt – berechtigterweise, denn er beruht auf Gegenseitigkeit. Weniger als ein paar Zig Meter lassen sie uns nicht heran.

Aber wozu gibt es Ferngläser? Wer den Gänsen zusehen möchte, ohne sie zu stören, hat bei uns die Gelegenheit – nicht nur mit dem Fernglas, sondern sogar mit dem Spektiv (so nennen Ornithologen ihre Teleskope). Bei fünf Führungen im Laufe des Winters (Termine unten) fahren wir per Bus mit Ihnen hinaus und machen Sie mit unseren arktischen Gästen vertraut. Details zur Anmeldung finden Sie unten oder auf unserer Homepage unter http://www.bskw.de/termine.html.

Sie sind herzlich eingeladen!

Führungen: Wildgänse am Niederrhein

Termine: Samstag 25. November 2023 sowie 20. & 27. Januar, 24. Februar & 2. März 2024
Beginn: jeweils ab 10:00 Uhr
Dauer: 3,5 bis 4 Stunden
Treffpunkt: Biologische Station im Kreis Wesel, Freybergweg 9, 46483 Wesel
Leitung: Thomas Traill
Kosten: 12 Euro pro Person, 6 Euro pro Kind bis 14 Jahre
Anmeldung: Biologische Station im Kreis Wesel, Freybergweg 9, 46483 Wesel
Tel.: 02 81 / 9 62 52 – 0 Fax: 02 81 / 9 62 52 – 22
Email: info@bskw.de
Internet: bskw.de oder www.wildgaense-niederrhein.de

Autor:

Biostation Kreis Wesel und Krefeld (Thomas Traill) aus Wesel

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