Landesweites LIFE-Projekt
Damit Wiesenvögel die Trendwende schaffen

Der Wiesenpieper - eine der Zielarten des Projektes | Foto: Hans Glader
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Die Rheinaue ist ein besonderer Ort. Zwischen den Deichen sieht die Welt anders aus. Hier, wo die Herrschaft des Flusses eine intensive Landnutzung erschwert, finden Tierarten ein Zuhause, die in der Normallandschaft kaum Bein an den Boden bekommen. Dazu gehört auch die breite Gilde der Wiesenvögel. Neben den schon öfter thematisierten Watvögeln (hier: Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel) gehören dazu auch Wiesenpieper, Knäkente und Löffelente. Von all diesen hat nur der Kiebitz außerhalb der Flussaue nennenswerte Vorkommen im Kreisgebiet.

Wie schon berichtet, gehen der Kiebitz aber seit Jahren zurück. Auch um die Uferschnepfe ist es schlecht bestellt. Der Rotschenkel hat es etwas besser, aber insgesamt ruft die Lage bei den Wiesenvögeln nach weiteren Schutzmaßnahmen. Anderswo in Nordrhein-Westfalen sieht die Lage ähnlich aus. Dort kommen noch Großer Brachvogel und die bei uns schon ausgestorbene "Himmelsziege", die Bekassine, hinzu. Von letzerer gibt es landesweit nur noch eine Handvoll Paare.

Deshalb haben sich 9 Biologische Stationen des Niederrheins und des westfälischen Tieflandes unter der Ägide des LANUV mit zwei weiteren Partnern zusammengetan und ein landesweites Projekt für den Wiesenvogelschutz aus der Taufe gehoben. "Life Wiesenvögel NRW" hat am 1.10.2020 begonnen und wird bis zum 30.06.2027 andauern. In dieser Zeit sollen in der Rheinaue die Bedingungen für die oben genannten Arten optimiert werden. 19 Millionen Euro werden dafür an die Partner verteilt, überwiegend von der EU, der Rest nahezu vollständig vom Land NRW.

Damit soll ein mehrteiliges Maßnahmenbündel gefüttert werden, beginnend beim kleinflächigen Aufbau der Blütenpflanzenvielfalt, wovon auch Insekten profitieren, die ihrerseits Nahrung für Vögel wie den Wiesenpieper sein können. So werden gleich drei Glieder der Nahrungskette gestärkt. Zu vergleichbaren Zweck wird es punktuelle Vernässungen geben, von denen Weichtiere wie Würmern und Schnecken etwas haben werden, die in der ausgetrockneten Landschaft keinen Halt finden. Diese wiederum schmecken den eingangs erwähnten Watvögeln. Hinzu kommen Untersuchungen darüber, inwieweit Beutegreifer den brütenden Vögeln gefährlich werden. Oft wird darüber berichtet, doch selten kommen aber belastbare Zahlen auf den Tisch. Es ist also fast überall unklar, genau wie groß oder klein die Bedrohung z.B. durch Rotfüchse ist und Ergebnisse aus einem Gebiet lassen sich oft nicht auf ein anderes übertragen.

Manche dieser Maßnahmen führen traditionell zu Konflikten mit der Bewirtschaftung. Deshalb haben wir im Kreis Wesel schon vor Projektbeginn sowohl mit den betroffenen Landwirten als auch mit den Vertretern von Kammer und Verband auf Kreisebene gesprochen. Wer bisher nicht eingebunden war, braucht also nicht zu befürchten, dass über seinen Kopf hinweg etwas auf seiner Fläche geplant wurde. Die Gespräche werden auch im Projekt weitergehen, denn nur dann kann aus den groben Plänen eine saubere Umsetzung werden.

Wir werden in den kommenden Jahren sicher noch öfter über den Fortgang von "Life Wiesenvögel NRW" berichten. Nun heißt es erstmal, die ersten Schritte zu gehen. Wir hoffen, dass in sieben Jahren wieder mehr Leben zwischen den Deichen ist.

Der Wiesenpieper - eine der Zielarten des Projektes | Foto: Hans Glader
Die Löffelente - ebenfalls Zielart im Projekt | Foto: Paul Schnitzler
Autor:

Biostation Kreis Wesel und Krefeld (Thomas Traill) aus Wesel

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