Dachs-Population am Niederrhein ist stark gewachsen / Vermehrte Unfälle sind wahrscheinlich
Zwei Sekunden lang dachte ich, dort liegt ein Teddy am Straßenrand. Aber dann kam mir das Fell doch zu echt vor. Ich hielt an, stieg aus und sag mir das tote Tier genauer an. Und siehe da - ein Dachs! Der Geruch ließ darauf schließen, dass der Kadaver schon länger dort lag.
Ganz braver Bürger, meldete ich meinen Fund der Kreisjägerschaft Wesel. Deren ehemalger Chef Hermann Gottschalk verwies mich weiter an die Untere Jagdbehörde des Kreises Wesel, wo meine alte Schulkollegin Petra Teppenkamp mir versicherte, sich zu kümmern (was ihr Rückruf auch bewies - siehe weiter unten!).
Eines steht fest: Dies war die erste Dachs-Sichtung meines Lebens. Schade, dass Meister Grimbart nicht mehr lebte. In der Annahme, dass die Art (zumindest am Niederrhein) eher selten anzutreffen ist, kam mir die Idee: Warum nicht mal über Dachse berichten?!
Meine Fragen zum Thema beantwortete Alfred Nimphius, der Vorsitzende der Jägerschaft im Kreis Wesel.
Über Dachse und anderes Wild ...
1) Gibt's viele Dachse am Niederrhein?
Nimphius: Das Dachsvorkommen in unserer Region hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Dachsstrecke betrug 2014 noch 114 Stück und ist bis 2017 auf 214 Stück angestiegen. Das stellt schon einen außergewöhnlichen Zuwachs dar. Der Dachs war zu damaligen Zeiten, als die Tollwut noch sehr verbreitet war, durch das Vergasen der Fuchsbaue stark gefährdet. Es hat Jahre gedauert, bis die Population sich wieder richtig erholt hat. Der Dachs ist ein Allesfresser, der sowohl Aas als auch Mäuse, Junghasen und Gelege als Nahrungsquelle nutzt. Er gehört in unsere Tierwelt bedarf aber auch einer Bejagung. Der Dachs ist Dämmerungs - und Nachtaktiv, daher bekommt man ihn in freier Wildbahn nur selten zu Gesicht.
2) Wie oft kommt es vor, dass einer überfahren wird?
Nimphius: Bisher galten Dachse unter den Verkehrstoten eher als Ausnahme. Durch den starken Anstieg des Bestandes steigt natürlich auch diese Quote.
3) War es richtig, den Kadaver zu melden?
Nimphius: Grundsätzlich ja. Tiere in dieser Größe werden nicht am Wegrand zum Verludern liegen gelassen. Füchse und Rehwild werden auch gemeldet. Dies kann man bei der Polizei (allerdings nicht unter 110) und beim Bauhof tun. Im Normalfall entsorgt dann der Revierpächter den Kadaver.
4) Wie viele Wildunfälle (bzgl. aller Arten) gibt's im Schnitt pro Jahr in Bereich der Kreisjägerschaft?
Nimphius: Für die Listung von Wildunfällen führt die Kreisjägerschaft keine Aufstellungen.
5) Was machen die Autofahrer falsch, wenn gekracht hat?
Nimphius: Für Verkehrsunfälle mit Haarwild gibt es, wenn man Geld von der Versicherung bekommen möchte, klare Regeln. Bei Unfällen mit Schalenwild MUSS die Polizei gerufen werden. Bei anderem Haarwild reicht es, wenn man ihn kennt, den zuständigen Revierinhaber zu verständigen. Dies ist auch insoweit wichtig, da dass überfahrene Tier auch schwer verletzt sein kann. Wenn man als Autofahrer dies erkennt, muss reagiert werden. Im Zweifelsfall über die Polizei.
7) Gab's mal einen besonders aufsehenerregenden Unfall?
Nimphius: Ich persönlich kann mich an keinen spektakulären Unfall erinnern!
Der Beitrag wird später durch Angaben der Kreispolizei ergänzt.
Wer sich detaillierter schlau machen möchte, der sollte sich mal auf die Homepage des NRW-Umweltministeriums klicken. Dort gibt's jede Menge Zahlen und Daten zum Thema.
Petra Teppenkamp, Fachfrau bei der Unteren Jagdbehörde im Kreis Wesel, fügt der Thematik folgende Informationen bei:
Für den Kreis Wesel verhielt es sich in den vergangenen zwei Jagdjahren wie
folgt ...
- Jagdjahr 2015/16: 214 Dachse Gesamtstrecke, davon 79 Fallwild, davon 68 Verkehrsverluste
- Jagdjahr 2016/17: 217 Dachse Gesamtstrecke, davon 82 Fallwild, davon 78 Verkehrsverluste
Zitat: "... die zunehmende Tendenz der Dachsvorkommen kann man bei uns daran nur ganz sachte herauslesen, dafür müssen ja aber eigentlich wohl alle anderen Parameter wie Bejagungsintensität, Witterung o.ä. m.E. gleichbleiben (...) Überdies ist die Frage bei Fallwild und Verkehrsverlusten, wie umfassend das alles abdeckt oder ob es sich mehr oder minder ein wenig um Zufallstreffer/-beobachtungen handelt, also können diese Anteile ggf. auch noch höher sein."
Die für alle Wildarten insgesamt angezeigten Verkehrsverluste beliefen sich im Kreis Wesel zu letzt auf die folgenden Summen:
- Jagdjahr 2015/16: 1722 Stücke
- Jagdjahr 2016/17: 1769 Stücke
Dabei entfalle der größte Anteil auf Rehwild, gefolgt von Feldhasen und Kaninchen.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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