Salzabbau der ESCO und seine Folgen
WDR dreht in Ginderich
Im Rahmen der Dokumentationsreihe „Heimatflimmern“
geht es diesmal um die Salzvorkommen in NRW und die Folgen des Abbaus, die am Niederrhein im Abbaugebiet der „European Salt Company“ in Rheinberg-Borth (ESCO), einer Tochter der K&S Gruppe besonders gut zu sehen sind.
Im linksrheinischen Weseler Ortsteil und Wallfahrtsort Ginderich sind laut Wilhelm Fischer und Karl-Heinz Kamps aus dem Beirat der Bürgerinitiative erhebliche Schäden an vielen Gebäuden zu beobachten, welche sie dem Salzbergbau zuschreiben.
So sei auch die Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt betroffen. Sowohl das Innere als auch die Außenmauern der Kirche wiesen erhebliche Schäden aufgrund der Bergsenkungen auf.
Doch nicht nur die Kirche sei in Mitleidenschaft gezogen, vielmehr gelte dies für viele weitere Gebäude im Ort sowie in weiteren Orten zwischen Rheinberg und Xanten.
Abwasserkanal in zehn Metern Tiefe
Seit mehr als drei Jahren werde daran gearbeitet, die Kanalisation im Ort zu erneuern, da sich, wie Kamps erklärt, durch die Bergsenkungen die Fließrichtung des Abwassers umgekehrt habe. Der neue Kanal werde auf eine Tiefe von zehn Metern gelegt und die Anlieger müssten die Anpassung ihrer Kanalanschlüsse aus eigener Tasche bezahlen.
„Zudem“, so Kamps, „werden sich die Arbeiten bestimmt noch bis ins Jahr 2025, eher 2027 ziehen“. Außerdem führten auch diese Arbeiten zu weiteren Absenkungen und somit zu weiteren Schäden an den anliegenden Häusern, die lediglich wenige Meter von der Kanalisation entfernt sind.
Weiter beanstandet die Bürgerinitiative das stetige Absacken der landwirtschaftlichen Flächen zwischen Ginderich und dem Luftkurort Xanten unmittelbar neben dem Rhein.
„Die Deiche müssen ständig erhöht werden und haben bereits Ausmaße wie die an den norddeutschen Küsten“, erklärt der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Torsten Schäfer.
Karl-Heinz Kamps erinnert sich an das Hochwasser von 1926, als der Rhein über die Ufer trat und den Wallfahrtsort unter Wasser setzte. „Damals stand das Wasser bis zu dem Vorsprung an der Kirchenmauer“, sagt er und zeigt mir ein Bild aus dieser Zeit. „Würde das heute passieren, stünde die Kirche meterhoch unter Wasser“, ist er sich sicher.
„Wir verlangen ja nicht, dass gar kein Salz mehr abgebaut wird“, so Fischer, „aber mit diesem zügellosen Ausbeuten muss endlich Schluss sein“.
Die Salzvorkommen am Niederrhein brächten sehr reines Salz zutage. Davon würden nur knapp zehn Prozent als Kochsalz genutzt, während der Rest als Streusalz in die ganze Welt exportiert werde. „Warum muss dafür unser reines Salz genommen werden“, fragen sich nicht nur die beiden, „während es Gegenden gibt mit weniger reinem Salz und einer wesentlich geringeren Bevölkerungsdichte“.
Verantwortungsvoller Abbau gefordert
Zudem fordert die Bürgerinitiative die Schaffung einer Schiedsstelle als unabhängige Instanz zur objektiven Beurteilung der entstandenen Schäden. Bis jetzt sei es so, dass nur das Bergbauunternehmen selber den Schadensumfang bewertet und die Höhe festlegt;
die Bildung einer langfristig gesicherten finanziellen Rücklage zum Ausgleich der Ewigkeitslasten über die aktive Salzabbauphase hinaus, ohne das Umlegen der Folgekosten auf Bürger und öffentliche Einrichtungen sowie
einen Salzbergbau, der seiner Verantwortung für Bürger und Umwelt endlich nachhaltig gerecht wird und von dem nicht nur die Betreiberfirma profitiert, während Bevölkerung und Umwelt langfristig beeinträchtigt und geschädigt werden.
Geschädigte aber auch Bewohnern der neuen Abbaugebiete, die sich die Dreharbeiten nicht entgehen lassen wollen, sollten sich am Montag, 26. Oktober 2020 in Ginderich einfinden, wo gegen 12 Uhr an der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt die Dreharbeiten beginnen.
Wer der Bürgerinitiative, die bereits etwa 1700 Mitglieder zählt, beitreten möchte, kann dies hier online tun. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
Hier finden sich auch weitere Informationen.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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