Kümmerin bei der Hospiz Initiative Wesel
"Starke Frau" Claudia Böckmann - auch im Ruhestand keine Rast und keine Ruhe!

"Sterbende nicht allein lassen", das ist der Grundsatz der Vorsitzenden der Hospizinitiative Wesel, Claudia Böckmann
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Eigentlich hatte die in Wesel-Büderich geborene Claudia Böckmann Französisch und Pädagogik auf Lehramt studiert, war nach dem Studium für vier Jahre in die französische Großstadt Orleans gezogen und hatte dort als Lektorin Deutsch unterrichtet. Aus dieser Arbeit seien Freundschaften entstanden, die teilweise bis heute Bestand hätten, so Böckmann. Auch ihr heutiges Engagement resultiere aus einer dieser Freundschaften. Aber der Reihe nach.

Nach ihrer Rückkehr fand sie im Jahr 1990 eine Anstellung als Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschüler bei der Bundesanstalt für Arbeit, die sie zwei Jahre später durch die Elternzeit zur Geburt ihres Sohnes unterbrach. Nach dieser Elternzeit übte sie den Beruf noch einige Zeit als Teilzeitkraft aus. „Ich merkte aber, dass mir dabei die Möglichkeit, meine Französisch Kenntnisse anzuwenden, fehlte“, begründet sie ihren nächsten Schritt. Deshalb bewarb sie sich bei der Volkshochschule Wesel, wo sie Französisch unterrichtete und ab 2007 den Posten der Fachbereichsleiterin für Fremdsprachen und Kultur bekleidete. „Das war für mich eine sehr schöne und unheimlich bereichernde Aufgabe“, erinnert sich die 66-jährige heute. Im Jahre 2021 trat sie in den wohlverdienten Ruhestand ein, was ihr ermöglichte, hauptsächlich Großmutter für ihren mittlerweile geborenen Enkel zu sein.
Doch auch bis dahin war ihre Arbeit nicht die einzige Beschäftigung. Bereits im Jahr 1997 hatte sie erfahren, dass Jacqueline, eine gute Freundin aus der Zeit in Orleans, an Krebs erkrankt war und nur noch wenige Monate zu leben haben sollte.

Sterbende nicht allein lassen

„Ich wollte sie gerne noch einmal lebend sehen“, so Böckmann, „und fuhr deshalb in den Sommerferien nach Frankreich“. Leider sei ihre Freundin verstorben, während sie noch unterwegs zu ihr war. Allerdings habe sie bei ihrer Ankunft Freunde und Verwandte der Verstorbenen getroffen und erfahren, dass Jacqueline zum Lebensende zu keiner Zeit allein gewesen sei, sondern ihre Lieben sie bis zu ihrem Tode begleitet hätten. „Das hat in mir einen Funken ausgelöst“, versichert sie. Wenn sie einerseits auch traurig gewesen sei, ihre Freundin nicht mehr gesehen zu haben, so sei sie doch glücklich gewesen, dass diese in ihrer schwersten Stunde nicht allein gewesen sei. „Was die Freunde und Verwandten für Jacqueline getan hatten, das wollte ich zukünftig für andere tun“. So kontaktierte sie die Hospizinitiative Wesel und absolvierte im Jahre 1999 einen entsprechenden Vorbereitungslehrgang und begleitet nun seit 2000 ehrenamtlich Sterbende. Seit 2013 hat sie den Vorsitz im Förderverein der Initiative inne. „Wir begleiten zu Hause, im Krankenhaus, Altenheim und demnächst auch im dann fertiggestellten neuen Hospiz am Evangelischen Krankenhaus Wesel“, beschreibt sie ihre Tätigkeit und legt Wert auf die Feststellung, dass „nicht nur ich allein eine starke Frau bin“. Vielmehr sei sie eine von etwa 100 starken Ehrenamtlern, die ihre Freizeit zur Verfügung stellten, um Menschen ihren letzten Weg ein wenig zu erleichtern.„Leider nimmt die Bereitschaft dazu ab und wir suchen dringend weitere Sterbebegleiterinnen und -begleiter, besonders für die Nachtwachen“, bedauert die engagierte Ehrenamtlerin. Man merke oft erst beim Ausüben der Tätigkeit, wie bereichernd und befriedigend diese sei, weiß sie zu berichten. Man unterliege dabei keinem strikten Zeitplan, sondern könne selbst bestimmen, wie oft man sie ausübe. „Und um eventuelle seelische Belastungen zu kompensieren, kann man Supervisionen in Anspruch nehmen, sozusagen als Seelenhygiene".
Wer sich für dieses bereichernde und nicht immer einfache Ehrenamt interessiert, kann sich gerne jederzeit per email an claudia.boeckmann@outlook.de wenden oder die Homepage des Vereins besuchen, um weitere Informationen zu erhalten.

Randolf Vastmans

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Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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