Schulstory: Papa.....?
Mit gerade mal 4 Jahren hatte ich von dieser Welt noch nicht viel mehr gesehen als mein Elternhaus und unsere Gärtnerei. Noch nicht einmal einen Kindergarten habe ich besucht. Meine Welt war also recht klein und überschaubar.
Um sich in seiner Referendarzeit etwas hinzu zu verdienen, arbeitete in unserer Gärtnerei für kurze Zeit ein angehender Lehrer.
Ich mochte ihn auf Anhieb und meine Eltern hatten Mühe mich von ihm fernzuhalten. Ständig war ich in seiner Nähe zu finden. Wie eine kleine Klette hing ich an ihm. Sein Name war Werner, Werner Penderak.
Während einer Frühstückspause saß ich bei meinem Vater auf dem Schoss und „mein Werner“ daneben. Mein Vater hieß auch Werner. Ich schaute zwischen den beiden Männern hin und her und in meinem kleinen Kopf arbeitete es eifrig. Dann platzte es aus mir heraus und ich strahlte meinen Vater mit einem herzallerliebsten Blick an und fragte: “PAPA, HEISSEN ALLE MÄNNER WERNER?“
Die beiden Werner sahen sich an und brachen in herzhaftes Gelächter aus.
Diese Geschichte begleitete mich mein ganzes Leben lang, denn mein Vater erzählte sie immer und überall, wo es grade passte.
Für mich stand schon damals fest: Wenn ich in die Schule komme, möchte ich nur ihn als Lehrer haben. Doch meine Mutter zerstörte einfach meine Illusion und erklärte mir, dass es nicht gehen würde, da er an einer Schule unterrichten würde, an der es nur Jungen gibt. Na und, wollen wir doch mal sehen, ob ich nicht meinen Willen kriege, wie so oft…
Die Einschulung kam und ich hatte eine super nette Klassenlehrerin, na ja, passte schon.
Die Jahre vergingen, aber ich hatte ihn nie ganz vergessen. Als ich in die 5. Klasse kam stand er plötzlich vor mir: Mein neuer Klassenlehrer – mein Werner!!!!!
Mein Lehrer wusste schon wer ich war und hatte nicht vergessen, was damals in der Frühstückpause passiert ist. Er erzählte der ganzen Klasse davon und erzählen konnte er. Er schmückte die ganze Geschichte so richtig schön aus. Alle lachten und damit war das Eis gebrochen und alle anderen schlossen ihn auch ins Herz.
Aufgeregt saß ich auf meinem Platz und konnte es gar nicht abwarten nach Hause zu laufen und meinen Eltern zu erzählen, wen ich nun jeden Tag sehen würde.
Ich war super glücklich, der Star an diesem Tag und er war der beste Klassenlehrer, den ich in der ganzen Schulzeit hatte.
Heute bin ich selber Mutter und habe eine wunderbare kleine Schulstory nieder geschrieben, die mir mein Sohn beschert hat:
Heute brachte mein Sohn seine Englischarbeit mit nach Hause und ich las gerührt was dort stand:
I think my mum is a hero because she changed the world around her a little bit.To cross our street was very dangerous because we have no traffic light there and the cars drive fast. My mum was affraid because she knew about our street und I was young. More young people will have to cross the street too. My mum went into the city und protested for a traffic light in our street with our neighbours. For 6 years I didn’t know about this but today I’m proud of my mum and I think she is a little hero for me, my brother and all the other people who want to cross our street.
Übersetzung:
Ich denke meine Mutter ist ein Held, weil sie ändert die Welt um sie herum ein klein wenig. Über unsere Strasse zu gehen war sehr gefährlich, weil wir keine Ampel hatten und die Autos schnell fuhren. Meine Mutter war darüber aufgebracht, denn sie wusste davon und ich war jung. Noch mehr junge Menschen müssen immer über die Strasse gehen. Meine Mutter ging in die Stadt und protestierte mit unseren Nachbarn für eine Ampel. Vor 6 Jahren wusste ich das nicht, aber heute bin ich stolz auf meine Mutter und ich denke sie ist ein kleiner Held für mich, meinen Bruder und alle andere Menschen, die unsere Strasse überqueren wollen.
Die Lehrerin schrieb dazu: This is a really nice story
- für mich war es ein tolles Muttertagsgeschenk.
Autor:Jutta Mühle aus Wesel |
14 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.