Aids Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V.
Infiziert und 15 Jahre Knast - Wie HIV dem 16-jährigen Torsten den Boden unter den Füßen wegzog

Er erhielt mit 16 die Diagnose HIV Positiv, Torsten Veganovic
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„Du bekommst die Diagnose und es zieht dir den Boden unter den Füßen weg“. Torsten Veganovic weiß, wovon er spricht. Mit 16 Jahren hat er sich infiziert, als er beim Düsseldorfer Karneval mit einer fremden Frau ungeschützten Sex hatte. „Aufgefallen ist es, weil ich Blutspender war und mein Blut vor der Übertragung untersucht wurde“. Fünf Jahre habe man ihm da noch gegeben, fünf Jahre für jemanden, der normalerweise sein ganzes Leben noch vor sich hat.

Da war mir alles egal

Er habe plötzlich keine Perspektive mehr gesehen, erinnert er sich. „Da war mir alles egal und ich dachte, dass ich diese fünf Jahre wenigstens noch gut leben wolle“. Gut leben, das hieß Geld haben. Ein Bankraub und eine weitere Straftat waren die Folge. „Entweder es klappt oder sie erschießen dich“, dachte ich bei mir. An die dritte Möglichkeit, hinter schwedischen Gardinen zu landen, habe er gar nicht gedacht. Doch genau das geschah, Torsten wurde erwischt und saß 15 Jahre hinter Gittern. Dort habe er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer absolviert. Seine Taten habe er schnell bereut und bezeichne sie mehr oder weniger als Kurzschlusshandlungen.
Seit 2005, kurz nach der Haftentlassung, lebt der mittlerweile 50jährige in der Hansestadt Wesel, hat seit einem dreiviertel Jahr eine Freundin und arbeitet als Servicekraft im Auftrag des SPIX e.V. Seit der Diagnose haben sich die Medikamente gegen die Krankheit weiterentwickelt und mit ihnen sowohl die Lebensqualität, als auch -erwartung wesentlich erhöht. „Musste ich zu Beginn dreimal täglich je 15 Tabletten einnehmen“, sagt Torsten, „so sind es mittlerweile nur noch zwei morgens und eine abends. 2008 bekam er eine schwere Lungenentzündung, die er trotz anderslautender Prognosen überstand und im letzten Jahr befiel die Menschheitsgeißel Krebs seine Lymphdrüsen. „Ich bin eben für alles offen“, scherzt er. Aber auch den Krebs hat Torsten überstanden, nachdem man ihm die befallenen Knoten entfernt hatte. Ansteckend ist der Wahl-Weseler dank der Medikation, die das Virus unterdrückt, nicht mehr. Alle drei Monate fährt er zur Kontrolluntersuchung nach Düsseldorf zur HIV Ambulanz, um sich testen zu lassen und dadurch sicherzugehen, dass er seine Freundin nicht infizieren kann. „Sex kommt aber trotzdem nur geschützt in Frage“, alles andere sei ihm zu riskant.
Die Aidshilfe Duisburg Kreis Wesel e.V. ist für ihn von Anfang an ein Halt. „Man ist froh, dass man Freunde hat, mit denen man über alles reden kann“, ist er froh Aber die Leute von der Aidshilfe verstehen seine Sorgen und Probleme nun mal besser.

Betroffene tauschen sich aus

Zudem biete der Verein Abwechslung, die sich viele normalerweise nicht leisten könnten. So fänden drei- bis viermal pro Jahr Treffen von 15 bis 20 innerhalb der einzelnen Gruppen, (Frauen, Männer, Kinder, Heterosexuelle, Homosexuelle) an unterschiedlichen Orten statt. Auch an der Nordsee habe man sich schon getroffen. Einmal im Jahr kommen dann unter dem Motto „Positivenbegegnung“ (PoBe) alle zusammen, um Erfahrungen auszutauschen.
Werner Garbe von der Geschäftsführung des Vereins sieht sich als Ansprechpartner zum Thema Sexuelle Gesundheitsförderung für den gesamten Kreis Wesel sowie die Stadt Duisburg. Die Hauptaufgaben bestünden in den Bereichen Beratung, Begleitung, Zielgruppenspezifische Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. „Unsere Angebote, die auch über diese vier Säulen hinausgehen, stehen jedem einzelnen persönlich zu. Zusätzlich gehen wir in Schulen, Firmen und Vereinen zur Beratung, Prävention oder Aufklärung, je nachdem, woran Bedarf besteht“, erklärt Garbe. Ein Problem stelle immer noch die Diskriminierung und Ausgrenzung dar, mit der nicht jeder der Betroffenen zurechtkomme. Andere hingegen lebten mit ihrer Infektion ganz normal. Es bestehe sowieso ein großer Unterschied zwischen den Begriffen „Aids“ und „HIV positiv“. Wer positiv ist, muss nicht an Aids erkrankt sein. Eigentlich könne nur ein Test Aufschluss über die Infektion geben, denn es sei möglich, dass ein Infizierter erst Jahre später Symptome feststelle und in dieser Zeit aber unter Umständen schon andere Personen angesteckt hat.

Nicht mehr nachweisbar

Einmal behandelt, sei das Virus gut im Zaum zu halten, so dass es im Blut nicht mehr nachweisbar und der Betroffene nicht infektiös sei. Dann sei das Virus auch nicht durch Sex übertragbar und Neugeborene könnten ungefährdet das Licht der Welt erblicken.
Was er sich wünsche, sei ein dichteres Netz an HIV Ambulanzen. Die Betroffenen müssten nach Düsseldorf, Köln oder in andere Großstädte fahren. Für Torsten stelle das kein Problem dar, weil er Arbeit habe und Geld verdiene. „Aber es gibt andere, die sich die Fahrten nicht leisten können“, versichert der Geschäftsführer. Da springe dann auch die Aidshilfe ein. Meist versuche man, die Termine mit eigenen Fahrten zusammenzulegen und nehme diejenigen dann mit. Ein dichteres Netz wäre sehr wünschenswert.

Wer Kontakt zur Aidshilfe sucht, kann diesen über die Homepage des Vereins herstellen.

Er erhielt mit 16 die Diagnose HIV Positiv, Torsten Veganovic
Geschäftsführer der Aidshilfe Duisburg Kreis Wesel e.V.: Marie Schellwat und Werner Garbe | Foto: Werner Garbe
Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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