Grillen

Wenn das Radio noch Gehör findet zwischen all den Spottifies, Tonträgern und gespeicherten Apps, kann es auch so richtig loslegen. In diesem Fall berichte ich kurz von der Entdeckung des Frühlings bei NDR2 und Radio KW, dem örtlichen Lautsprecher zwischen den Dörfern im Kreise Wesel. Der Wetterdienst hatte es korrekt angekündigt: Temperaturen über Null! Ja sogar zweistellig! Jetzt war kein Halten mehr fürs Wochenende. Die Berichterstattung drehte sich rund um die Uhr ums Grillen! Es hatte gegrillt zu werden! Wenigstens angegrillt.

Schlachter, Discounter, alle die etwas verkauften, was auf den Rost passte, bereiteten sich auf den Ansturm der Griller und Grillerinnen vor. Wiederholt wurden die Begriffe wie „Endlich Sommer“, „Wie grille ich richtig? „Holzkohle oder Elektro?“ Schon vormittags am Samstag zogen Rauchschwaden übers Ruhrgebiet, die ausnahmsweise nicht von einem Kraftwerk kamen, sondern von unzähligen Grills, die schon mal vorglühten..

In unmittelbarer Nachbarschaft erwachte der Überlebende vom halbjährigen Winterschlaf, und vertikutierte den Moosrasen, oder setzte den Kärcher in Gang. Erste Rasenmäher suchten nach Gras, das noch keine Nachrichten gehört hatte....Die Baumärkte quollen über von Primeln, die zwangsweise unterkühlt wurden, bevor sie ans Licht durften. Samstag. Radio KW: „Wo ist was los am Niederrhein?“ zählte Orte auf, an denen es sich vorzüglich Grillen ließe. Ich drehte die Lautstärke auf Aus, und taute demonstrativ eine Hühnersuppe auf.

Heute am Montag: Alles Asche! Am Weseler Auesee war man auf diese Massen nicht eingestellt. Wenige Mülltonnen standen sich schweigend den hunderten Angrillern gegenüber, und waren machtlos gegenüber Pappkartons und Ascheresten. Auf die Idee, selbst Tüten mitzubringen, kamen die wenigsten. Vielleicht passten sie auch nicht mehr ins Auto zwischen die Schweinehälften und Wurstschlangen. Aber demnächst, spricht die Stadtverwaltung, will man deren Zahl kontinuierlich erhöhen.

Wenn dann man nicht schon wieder Winter ist....