Eine persönliche Hommage an Wesels alte Kinos
Gedanken zum Thema “Nostalgische Momente“ oder “Nightmare on Wilhelmstreet“

Leute, es ist Sonntag, schlechtes Wetter, mir geht`s heute nicht so gut (mittelschwere Grippe – vergleichbar mit Männerschnupfen) und Müßiggang ist angesagt. Erinnerungen kommen hoch und mir fällt gerade etwas ein, dass ich seit jeher gerne an Sonntagen gemacht habe: Ins Kino gehen! Ich liebe es ins Kino zu gehen und habe es auch schon immer geliebt. YEAH! Erste Kindheitserinnerungen gehen zurück in meine Geburtsstadt Berlin und an alte Walt Disney Klassiker im Zoo Palast. Lang, lang ist`s her… Als ich dann 1976 nach Wesel kam, gab es damals noch drei Kinos: Das APOLLO THEATER in der Fußgängerzone, dass SCALA KINO in der Wilhelmstraße und das CINEMA. Das CINEMA war ein recht kleines Kino, direkt um die Ecke an der Wilhelmstraße, noch vor Lohschelder gelegen. Lohschelder gab`s damals schon, die Kugel Eis für 20 Pfennig. Ich kaufte mir immer zwei Hörnchen, weil ich die Waffeln so lecker fand und schleckte dann parallel. Erdbeere und Vanille, bis heute für mich unerreicht. Sie mir nacheinander zu kaufen, kam mir damals nicht in den Sinn, warum auch immer, vermutlich weil ich sie auf dem Heimweg aus der Stadt aß. Zwei Hörnchen war im Sommer manchmal ganz schön stressig, aber die Gier siegte immer. Aber zurück zum Thema: Denke ich heute an die alten Kinos, fallen mir spontan auch direkt ein paar Filme ein, die ich in meiner Jugend dort gesehen habe: “Star Wars“ im Apollo Theater, “Grease“ im Cinema (mindestens 5x) und die “Nightmare on Elm Street“ Nacht im SCALA. Ich bin kein Fan von Horrorfilmen, damals wie heute nicht und ja: Natürlich waren die Horrorfilme der 80iger nichts im Vergleich zu den Heutigen (die würde ich mir ja auch im Leben nicht ansehen; allerhöchstens ohne Ton, in einem hell erleuchteten Raum und niemals alleine, evtl. bewaffnet). Damals erlag ich aber wohl dem Gruppenzwang, als ich mit Freunden Karten für die Freddy-Krueger-Nacht im SCALA kaufte. Unvergessen die 1 Mark teureren Plätze oben auf dem Balkon um nicht zwischen den Rauchern unten im Saal sitzen zu müssen. Mitunter konnte man durch den hochziehenden Qualm die Leinwand kaum sehen und da auch im Foyer fleißig geraucht wurde, schmeckte sogar das Popcorn (ein Must-have im Kino) leicht nach Teer, lecker (na ja)! Gezeigt wurden an jenem Abend (jener Nacht) die ersten drei Teile, der mittlerweile acht Filme umfassenden Reihe. Worum geht´s im Groben: Schlechte Träume hat jeder mal. Doch wer von Freddy Krueger träumt, wacht meistens nicht mehr auf. Ein furchterregender Mann mit gestreiftem Pullover, Hut und einem von Brandnarben entstellten Gesicht (der Vergleich mit einer Pizza hinkt kein bisschen). Der vernarbte Hutträger ist ein fleischgewordener Albtraum, der nur darauf wartet, dass seine Opfer tief und fest einschlummern. An seiner rechten Hand trägt Krueger lange, scharfe Klingen, mit denen er seine jugendlichen Albtraum-Opfer aufschlitzt. Die wünschen sich natürlich nichts sehnlicher, als schweißgebadet in ihrem Bett aufzuwachen.  Das Problem ist nur: Aus einem Traum mit Freddy Krueger gibt es meistens kein Erwachen. Wenn der wahnsinnige Massenmörder seine Zielperson im Traum tötet, stirbt sie auch in der Realität. Begleitet wurden die Filme immer von einem Singsang aus Kinderstimmen, die den sogenannten Freddy Krueger Song sangen: “Eins, zwei – Freddy kommt vorbei. Drei, vier – schließ ab deine Tür. Fünf, sechs – nimm dein Kruzifix. Sieben, acht – schlaf nicht ein bei Nacht. Neun, zehn – du sollst nicht schlafen gehn!“ Irgendwie machte mich dieser Gesang immer total fertig, weil unmittelbar dabei oder danach im Film etwas Schreckliches passierte, ein Jump-Scare jagte den Nächsten. Unvergessen der Moment, als ich während des zweiten Teils auf die Toilette musste. Die Toiletten im SCALA haben sich seit damals kaum verändert und der Gang in den Keller fiel mir an diesem Abend besonders schwer. Als ich gerade auf dem Weg nach unten war ertönte der Song im Hintergrund und endlich unten angekommen, hatte wohl noch jemand Not und ich hörte mir nachfolgende Schritte und die Tür zum Herrenklo zuschlagen. Gebannt erwartete ich das Kreide-auf-Tafel ähnliche Kratzen von Freddy`s Klingen an der Wand, beeilte mich und huschte schnell wieder nach oben, bevor sich die andere Tür wieder öffnete. By the way: Den Schweißausbruch (okay, findet manch eine vielleicht lächerlich, für mich war das aber damals ein echter Stressmoment) kann ich heute noch nachempfinden und seit ich regelmäßig wieder im SCALA (mittlerweile ein Kulturspielhaus) “aufschlage“ kommt der Gedanke an damals und die Freddy-Krueger-Nacht immer wieder mal bei mir hoch, wenn ich nach unten, in den Keller gehe… Untersteht euch, mir zu folgen und mit dem Schlüssel an die Wand zu kratzen!!!
So, der beim Schreiben getrunkene Pfefferminztee macht mich gerade mal wieder ein wenig müde und ich werde mich noch etwas hinlegen. Eine innere Stimme flüstert mir gerade zu: "Aber bitte nicht von Freddy träumen!" BÄÄM - Wieder hellwach!
Übrigens: Ab und an steht im SCALA Kulturspielhaus Programm (unter www.scala-kulturspielhaus.de oder bei Facebook) auch mal wieder ein Spielfilm oder eine Dokumentation an. Dann sitze ich meistens erst an der Kasse und danach IMMER unten. Das lasse ich mir nicht entgehen! Ich mag den Saal, erst recht, wenn er wieder zu dem wird, wofür er ursprünglich mal gebaut wurde... Und mir fällt auch noch ein Zitat von Alfred Hitchcock ein: "Ich muss Ihnen gestehen, die Liebe zum Kino ist mir wichtiger als jede Moral." Gute Worte - gute Nacht.

Autor:

Heike Mühlen aus Wesel

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.