Erinnerungen an die Kornmarkt-Wesel-Hochkultur in den 80iger und 90iger Jahren
Gedanken zum Thema „Kneipenkultur“ oder „Wo die Blu(h)men immer blühen“

Kennt ihr das: Es gibt Orte an denen du tagtäglich vorübergehst, die du bisweilen sogar übersiehst und die auf dich keinen besonderen Eindruck (mehr) machen. Und dann geschieht etwas, ein kleiner Moment und auf einmal sind deine Erinnerungen an diesen Ort wieder da, du beginnst über ihn nachzudenken und dir wird ganz warm dabei. So geschehen heute Abend, als ich mit Kind und Hund zügigen Schrittes den Kornmarkt in Wesel überquerte, zufällig in eine Eckkneipe schaute und mein Blick sich mit dem eines wild, freundlich winkenden Bar-Wirtes kreuzte (Gruß an Jörg Bluhm)… Aber jetzt muss ich mal wieder ein wenig ausholen:
Ich bin ja Ende der 80iger, Anfang der 90iger einer derjenigen gewesen, die den aufblühenden Kornmarkt mit seinen Restaurant und seiner Kneipenkultur mit voller Wucht abbekommen haben. YEAH! Gerade Mitte 20, aufgrund meines damaligen Jobs recht gut situiert (häufiges Ausgehen ist leider teuer, damals wie heute), fingen bei meiner Clique und mir die Wochenenden immer schon donnerstags an. Unvergessen der Moment, wenn man im Sommer dem ausgelassenen Stimmengewirr durch die Fußgängerzone folgte, plötzlich um die Ecke kam und vor lauter Menschen keinen Boden mehr sah. BÄÄM! Der Kornmarkt platzte aus allen Nähten, Sitzplätze waren Mangelware und das meistens schon um 19 Uhr. Aber sitzen wollten wir auch gar nicht unbedingt. Wir wanderten zwischen den Tischen und Kneipen umher, redeten hier, flirteten dort, tranken oder aßen etwas in den unterschiedlichen Kneipen und Restaurants. Es war wunderbar! Freitags und samstags war der Kornmarkt unser Sammelplatz, von dem aus wir dann später (gegen 23 – 24 Uhr ) in alle Richtungen des Ruhrgebiets fuhren um in irgendwelchen Discotheken zu tanzen. Sonntags ging es dann zum Ausklingen für einen Kaffee wieder an den Markt, diesmal war es hier (und wir vor allem auch) deutlich ruhiger. Das ging ein paar Jahre so und im Winter hielten wir uns meistens nur in 1 oder 2 bestimmten Kneipen auf und damit bin ich wieder am Anfang meiner kleinen Erzählung. Die „Kornmarkt“ Kneipe, liebevoll „by Blühmi“ genannt war bei uns von Anfang an immer sehr beliebt. Zwar nicht sehr groß und mittendrin auch etwas schmal, aber zum Flirten und um vielleicht mal jemanden kennenzulernen optimal, denn man kam kaum aneinander vorbei. Im Gedränge stand man für eine kleine Unterhaltung auch schon mal auf der Kellertreppe. Für uns Mädels (damals alle Single) also hervorragend geeignet und ich erinnere mich sehr gerne an einige nette und unterhaltsame Abende dort zurück. Irgendwann wurde es dann ruhiger bei uns, um uns herum. Die Eine oder Andere war mittlerweile liiert, die familiären Verhältnisse änderten sich und wir gingen seltener aus. Bis vor gut 10 Jahren traf ich mich noch mit meiner Freundin Monika kurz vor Weihnachten am Kornmarkt. Anstelle von Geschenken „schenkten“ wir uns nämlich immer einen schönen Abend, gingen Essen und danach noch auf einen Absacker zu „Blühmi“. Seit Moni einen festen Partner hat, ist diese nette Tradition leider auch eingeschlafen. Durch meinen Job im SCALA bin ich an vielen Abenden (vor allem an den Wochenenden) abends eingespannt und vergesse das Ausgehen dann auch einfach mal oder genieße die Abende mit meiner kleinen Familie zu Haus.
Über den Kornmarkt laufe ich auch heute noch oft, schaue mich zwar kaum um, aber bemerke doch: Es ist dort deutlich ruhiger geworden. Die Lokalitäten verändern sich, schließen oder erfinden sich neu. Aber eben nicht alle, manche sind fest verwurzelt, wie die kleine "Blu(h)me" an der Ecke. Im Vorbeigehen erkenne ich einige treue Gäste von damals, wie sie immer noch gemeinsam an den Tischen sitzen, ein Bier trinken und plaudern oder draußen rauchen. Dann stoppe ich manchmal kurz, halte einen kleinen Smalltalk; bewusst drinnen war ich aber schon lange nicht mehr. Dabei sieht man auch mit einem flüchtigen Blick, dass sich der Charme der kleinen Lokalität nicht verändert hat und auch der Wirt sich treu geblieben ist.
Ach herrje, warum muss ich jetzt gerade an den alten Peter Alexander Song „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ denken (da sieht man mal wieder, wie alt ich bin). By the way: Ich glaube, ich sollte mal wieder was trinken gehen...

Autor:

Heike Mühlen aus Wesel

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