F*** dich, Corona!
Wenn sich ein Bakterium ganz ganz doll selbst lieb hat und es sich im Köttbullar muckelig & kuschelig macht … teilt es sich inzwei. Glückwunsch, Vermehrung geglückt.
Wenn sich zwei Lehrer ganz ganz doll lieb haben, kommt Bastian Bielendorfer*, das Lehrerkind, heraus. Glückwunsch, Vermehrung geglückt.
(*Der pflegt seine Radiokolumne abzuschließen mit den Worten: "Am Ende wird eh immer Alles gut. Nur am Anfang ist oft echt scheiße." Ich habe Sorge, dass sich das weltgeschichtlich gerade herumkehrt.)
Aber Viren? Viren treiben nix miteinander. Kein Bienchenblümchen. Nein. Sie brechen in Zellen ein und legen ihre hässliche Kackbratzen-DNS auf das genetische Kopiergerät und LASSEN sich vermehren. Das ist, wie wenn Hitler in der Firma anruft, die Klon-Schaf »Dolly« produziert hat und fragt, ob noch ein Termin frei wäre, weil er von einem Star Wars-Film auf eine tolle Idee gebracht wurde.
Weil Viren keinen Sex haben, sterben Menschen. Darum, in aller Derbheit: f*** dich, Corona, und lass die Menschheit bei Deinen Vermehrungsumtrieben in Frieden.
Das ist so einfach und so grausam und so verrückt.
Wir haben keine Kraft, die mögliche Todeszahl zu fassen und jetzige Todeszahl zu ertragen. Während draußen der Frühling dafür sorgt, dass die Luft mit der Vorahnung von Leben, Blumen und Sommer geschwängert ist, wachsen in den Sinnen unzählbar Vieler rostige Dornen der Traurigkeit und Angst um ihre Nächsten.
Und die Informationsflut, die uns mit Planungssicherheit lockt, ist mit ihrer zweiten Medaillenseite das dröhnende Hämmern der lauter werdenden Maschinerien des Chaos.
Angst ist das Treibhausgas der Irrationalität. Irrationalität wiederum ist die Salzsäure der Gesellschaft. Das Virus geht nicht nur den Menschen an die Gurgel, es zermürbt auch unsere Zivilisation.
These: Die Natur ist ein erbarmungsloser Hindernislauf um Nahrung, Territorium und Überleben. These: Zivilisation ist ein System, das diese Dinge in so befriedigendem Maße bereit stellt, dass die harten Regeln der Natur abdämpft und nach und nach mit gewissen Sicherheiten überschrieben werden. Je tiefer wir Menschen in die Ausweglosigkeit schliddern, desto mehr kämpft sich die Urkraft des kompromissscheuen Überlebenstriebes aber wieder hoch. Nach welchen Regeln wird dann gespielt?
Das Bundesverfassungsgericht hat 2005 in der Frage, ob ein entführtes Flugzeug mit unbeteiligten Passagieren abgeschossen werden darf, entschieden, dass Leben nicht gegen Leben aufgerechnet werden dürfte. Diese Entscheidungen werden (z.B. in Italien) heutzutage aber nicht in Bezug auf Flugzeugen getroffen, sondern in Krankenhausfluren gegenüber Patienten. Wenn nämlich mehr Menschen versorgt werden müssen, als versorgt werden können. Egal, welchem Regelwerk man sich dann unterstellt, um Eigenverantwortung gegen Pflichtgefühl einzutauschen: es wird verdammt sein, den faulen Gestank von Ungerechtigkeit auszudünsten.
Bayern ist ein Polizeistaat, auf dem in hellblauer Schreibschrift »light« steht.
Wir haben Verzweiflung in der Stärke von radioaktiver Strahlung in vielen Krankenzimmern dieser Welt, wo sich Patienten, Pflegende und Angehörige fragen, wie viel Leben man dem Tod noch entreißen könne und welche Leben man dafür vergehen lassen muss. Es wird Jahre dauern, das kollektive Trauern zu bewältigen. Und dabei spielt es keine große Rolle, ob Deutschland statistisch gut wegkommt [was es tatsächlich tut], denn es ist eine globalisierte Welt und die Gefühlslage ist global und allumfassend. Es ist ein neues Nine Eleven, überall und mit unbegreiflicher Unsichtbarkeit. Die Sorge, die Schwermut, die Panik werden als corona-farbene und verkrustete Sedimentschicht in den Hirnwindungen zurückbleiben, selbst wenn längst Pakete mit Impfstoffen etikettiert und versandt werden. Die Welt hat ein neues Trauma. Und es liegt an uns, es uns gegenseitig nicht zu schwer zu machen, damit umgehen zu lernen.
Corona gibt nun allerdings Egoisten die Motivation, ihren Umtrieben den Stempel des emanzipierten Selbstversorgens aufzudrücken. Es ist ein erkaufter Sieg und ehrenloser Triumph, seine Prepperqualitäten durch einen Keller zu beweisen, in dem es sich 6 Monate auf vierkommafünf-Sterne-Niveau leben lässt, während Menschen aus finanziell unterversorgten Lebensumständen vor leer gefegten Regalwänden stehen. Ich hab Regale gesehen, bei denen ich mich wunderte, keine Grille zirpen zu hören — bis mir einfiel, das die Grille wahrscheinlich auch mitgenommen wurde ("Kann man vielleicht doch mal gebrauchen").
Und Corona gibt den dummen Menschen ungeahnte Möglichkeiten, noch dümmer zu werden und diese Dummheit ZUM QUADRAT in Verantwortungslose Unbedarftheit zu konvertieren. Ich spreche noch nicht mal von Corona-Parties. Ich spreche von dieser einen Verkäuferin, die sich mir gegenüber über — jetzt malt sie auch noch Anführungsschrichelchen in die Luft! — "d•i•e•s•e•s C•o•r•o•n•a" echauffiert hat. Sie hatte nämlich ein WhatsApp-Video bekommen, in dem jemand gezeigt hat, dass auf einer Desinfektionsmittelflasche schon vorher Corona draufstand. Ha! Siehe da! Eine Verschwörung! … Auf meinen SARS-2003-Hinweis reagierte sie verschnupft. Ok, Boomerspreader.
Leute! WhatsApp-Videos werden diese Welt nicht aus ihrer humanistischen Insuffizienz retten, ich sag's nur mal so!
…Ich habe eine Immunschwäche.
Unter Umständen könnte ich also an Corona krepieren, bevor ich erfahre, in welchem zeitlichen Abstand Kaugummiautomaten an Fassaden nachgefüllt werden (das würd' mich schon ein bisschen wurmen). Dass ich sterben könnte — damit kann ich leben. Irgendwann muss ich ja sowieso dran glauben… Vielleicht überfährt mich mal ein Dinkel-Laster. Oder ich verrecke nach dem 17. Kaffee an 'nem Herzinfakt und auf dem Obduktionstisch dufte ich nach Wiener Kaffeehaus. (…Oder die eben zitierte Verkäuferin liest diesem Text und erschlägt mich mit 'nem WhatsApp-Video, in dem jemand die Funktion von Äxten erklärt.)
Schlimmer, als die Möglichkeit des Sterbens ist für mich aber die Möglichkeit des potenzierten Sterbens, also das der Anderen, wenn ich das Virus weiter in die Welt trüge. Es wäre Oppenheimers "Jetzt bin ich zum Tod geworden, der Zerstörer der Welten" in einem Gewand von Machtlosigkeit.
Darum trag ich jetzt Schal vor Mund & Nase und Handschuhe. Wenn ich also vollverschleiert ein Geschäft betrete: ich bin kein vermummter Ladendieb, ich handle ab jetzt nur konsequent nach der Devise:
Gebt Viren keine Chance.
Danke für's Zuhören.
Autor:Timothy Kampmann aus Wesel |
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