Laienreanimation - Wiederbelebungsmaßnahmen nach telefonischer Anleitung
Ein Patient erinnert sich: "Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am leben!"
Etwa 50.000 Menschen erleiden in Deutschland pro Jahr einen plötzlichen Herzstillstand. Eine sehr bedrohliche Situation. Nun muss alles schnell gehen, weil nach drei bis fünf Minuten ohne Atmung und Blutkreislauf organische Schäden sehr wahrscheinlich sind und lediglich rund zehn Prozent diesen Herzstillstand überleben.
Durch sofortige Maßnahmen, wie beispielsweise eine Reanimation, könnten nach Einschätzung des Deutschen Rates für Wiederbelebung etwa 10000 Menschenleben gerettet werden und das ohne bleibende Schäden. Allerdings ist das nicht so einfach. Erstens haben die meisten Menschen ihre für den Führerschein erlernten Erste Hilfe Maßnahmen längst wieder vergessen. Zweitens sind sie in dem Moment, in dem ein Familienmitglied bewusstlos am Boden liegt, oft kopflos und von der Situation überfordert. Sie eilen zum Telefon, um die Notrufnummer 112 zu wählen und so schnelle Hilfe zu bekommen.
An acht hochtechnisch ausgestatteten Arbeitsplätzen nehmen Disponenten in der Kreisleitstelle die eingehenden Notrufe entgegen. Alle verfügen über spezielle Qualifikationen, die sie zusammen mit ihrer Erfahrung befähigen, die Situation einzuschätzen, nachdem sie den Anrufern gezielte Fragen stellen. Gleichzeitig veranlassen sie im Hintergrund bereits den Alarm für die Rettungskräfte, welche sich sofort auf den Weg zur angegebenen Adresse machen.
Dem Anrufer vermitteln, dass man ihn nicht allein lässt, bis die Kollegen da sind
Um die Zeit bis zum Eintreffen der Kräfte zu nutzen und so die Überlebenschancen des Patienten zu erhöhen, leitet der Disponent den Anrufer zu Reanimationsmaßnahmen an. „Dabei“, so der Leiter der Kreisleitstelle, Arno Hoffacker, „gilt es, dem Anrufer Ruhe zu vermitteln und ihm klarzumachen, dass er in dieser Situation nichts falsch machen kann“. „Wir lassen ihn nicht allein, bis unsere Kollegen bei ihm eintreffen“.
Dabei helfe es schon, wenn man ihm die Handgriffe für eine Herzmassage erklärt. „Nicht jeder ist in der Lage, eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen“, erklärt Hoffacker. Dabei reiche es schon, den restlichen im Körper befindlichen Sauerstoff sowie das Blut in Bewegung zu bringen und so die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken.
Jeder der Disponenten ist extra diese Vorgehensweise ausgebildet. Für die Tätigkeit kommen ausschließlich Berufsfeuerwehrleute infrage, die gleichzeitig Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter sind und somit über eine umfangreiche medizinische Bildung verfügen.
Zur Routine werde das für die Kollegen nie, auch wenn für den Einsatz jahrelange Berufserfahrung nötig sei. „Die in der Regel etwa fünf Minuten dauernden Gespräche können einen schon mitnehmen und hin und wieder muss man einfach mal aufstehen und sich vom Arbeitsplatz entfernen, um den Kopf freizubekommen“.
30 Stunden jedes Jahr
Jedes Jahr müssen von jedem im Rahmen der Fortbildung mindestens 30 Stunden im Rettungsdienst absolviert werden. Auch regelmäßige interne Weiterbildung ist unerlässlich. Um der Bevölkerung die Angst vor solchen Vorkommnissen ein wenig zu nehmen, haben die Mitarbeiter der Kreisleitstelle ein Video aufgenommen und es auf Youtube veröffentlicht.
Hauptbrandmeister Oliver Eichelberg, Familienvater aus Hamminkeln, ist seit 1998 dabei. Er hat schon viele Notrufe begleitet. „Aufgrund der langjährigen Erfahrung“, erklärt er, „ist man doch schon in der Lage, die Situation einzuschätzen und die Anrufer zu beruhigen“. Allerdings könne man nur Anweisungen geben, die Umsetzung derselben läge beim Anrufer.
Durchschnittlich einmal pro Tag führe die Leitstelle eine solche Laienreanimation am Telefon durch, resümiert Hoffacker. Er erinnert sich an einen Fall, nach dem der wieder genesene Patient in der Kreisleitstelle erschien, um sich mit den Worten. „ohne Sie wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben“, zu bedanken.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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