Durch die blaue Brille gesehen: Die Macht der Narren - oder: Gedanken und Fotos zum Karneval

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Haben Sie auch den Eindruck, die Zeit stehe irgendwie still? Als ob die hohen Tage der Narretei allerorten einen Deckmantel des Verharrens übers Geschehen legen. Aber auch ein bisschen, als ob die Allgemeinheit sich wegduckt vor dem jecken Treiben in der Stadt.

Kein Zweifel: die Karnevalisten haben das Zeiten-Zepter in der Hand. Obwohl beispielsweise in Wesel der Altweiberdonnerstag nach Heiligabend der ruhigste Tag des Jahres ist, fühlte man die dunkle Macht, die von der Frauen ausgeht. Nicht nur das Rathaus konnte dem Klammergriff der ollen Wiever kaum entkommen. Auch der Rest der Bevölkerung scheint sich in Myhomeismycastle zurückgezogen zu haben und auf ein baldiges Ende der Narrenherrschaft zu warten.

Ich weiß, das klingt jetzt alles wieder so negativ. Aber auch, wenn Ihnen diese Zeilen überhaupt nicht gefallen: Die Statistik ist auf meiner Seite. Ein Beispiel: Wenn 1000 Menschen eine karnevalistische Veranstaltung besuchen, dann ist das nur jeder Sechzigste der Weseler Bevölkerung. Und von diesen Tausend wiederum ist ja nur jeder Zehnte wirklich närrisch.
Die anderen wollen doch nur ma kurz kucken!

Und dieser Handvoll überlassen wir die Macht? Ja sachma! Warum machen wir eigentlich nix Eigenes los - starten sozusagen 'ne Gegenfete?! Eine ohne ausufernde Saufgelage und Keilereien, wie bei den Zügen in Moers und Voerde.

Man könnte das auch den Blick durch die blaue Brille nennen. Besser gesagt, die andere Sichtweise auf den Karneval. In diesem Fall steht BLAU für KRITISCH.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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