Talk unterm Schirm
Die Schirmherrschaft der Lesermeinungen war eine schöne
Gestern stand Der-Weseler-Redakteur Dirk Bohlen zum dritten und letzten mal an der Ecke Schmidtstraße und stellte sich seinen Lesern: war für Lob und Kritik empfänglich. Und sorgte nebenher noch für gutes Ohrenfutter — denn die beiden Musiker Franz und Klaus erklärten mit ihren Instrumenten die Seitenstraße zur Saitenstraße (komm, den darf man bringen) und haben ihren ganz ausgezeichneten Draht zum Publikum mehrfach unter Beweis gestellt. Einfach mal mitten im herzhaften Country-Song über die Straße querfragen, wie's gefällt? Das ist mal gepflegte Coolness!
Unter dem Publikum war auch die sofort akustisch beglückte Ingrid Sommer, die nicht nur Vorlesepatin in der Stadtbücherei ist, sondern sich auch fleißig bei der Unicef einbringt (und nicht zuletzt deswegen auch im vergangenen Jahr für den “Goldenen Kulturesel” nominiert war).
Aber zurück zur Meinungseinholung:
Wenn man heutzutage um Feedback bittet, sieht man sich in meinungsstarken Zeiten schnell mal in Extemsituationen hineinkatapultiert:
- Im besten Fall campen die lobhudelnden Leutchen schon drei Nächte im Vorfeld, um Hymnen von Wertschätzung und Made-my-day-Bestätigungen loszuwerden, bringen ihre eigenen Autogrammmarker (3× m?!) mit und haschen nach freudentränentriefenden Selfies.
- Aber im schlimmsten Fall bilden sich auch geheime WhatsApp-Gruppen der Proto-Hasser, deren Besitzer ihre Handys mit purer Aggression auf konstanter 90% Akkuleistung halten und dann gemeinsam einen Sprinter mieten, der einem prall gefüllte Säcke mit Beschwerdebriefen mit dem gefühlten Gewicht von fünf Peter Altmaiers vor die Füße schüttet.
Wenn keine dieser Ausnahmesituationen eintrifft, ist doch alles gut!
Und so gab´s gestern von Passanten ein paar Hinweise zur Themenentwicklung, ein paar Zufriedenheitsbekundungen, hier und da Wünsche bzgl. Stoffaufbereitung… doch im Großen und Ganzen war es eher das Miteinander bei Musik, das beim Talk unterm Schirm am meisten zählte.
Und wenn man davon ausgeht, dass Zeitung erfunden wurde, um Menschen Stimme zu geben, Ohr zu leihen, die Welt und den Ort zu verorten und zu erörtern… wenn Zeitung erfunden wurde, um Menschen zu verbinden, und das, was sie bewegt, in Zeilen festzuhalten — dann macht der Weseler einen sehr guten Job.
Ob unterm Schirm oder auf dem Papier.
Autor:Timothy Kampmann aus Wesel |
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