Chris Talls derbe Dreistunden-Show mit sympathisch-frecher Publikumsverarsche
Kann man den überhaupt korrekt zitieren? Ich glaube nicht! Bis heute dachte ich, Jochen Malmsheimer hätte viel Text. Das muss ich ab sofort relativieren. Nein, kein Zweifel: Chris Tall ist der neue König der Vielsprecher - und dazu noch extrem witzig!
Klar, man muss derbe Ausdrücke mögen, denn der 24-jährige Hamburger mag sie auch, die Wörter mit -itten, -icken, -otze, und -umsen. Aber den Komödianten schert's sowieso nicht die Bohne, was irgendwer eventuell zu meckern hätte.
Sein Respekt fürs Publikum gedeiht aus der anerkennenswerten Erkenntnis: Ich darf alles und jeden verarschen. Witze über Schwarze und Schwule, Behinderte und Alte, Fette und Doofe gehen immer! Rassisten findet man eher unter denen, die sagen: Man macht keine Witze über Schwarze!
Und ob ein Schwarzer Humor hat, könne man zum Beispiel herausfinden, wenn man an seinem Pullover zuppelt und fragt: Ist der aus Baumwolle? Tallsche Logik. Leicht verdaulich nur für Lockerdenker.
Fette drei Stunden lang unterhielt der als Christopher Nast geborene Standup-Comedian das ausvekaufte Scala-Kino. Bewegt sich dabei sicher auf dem gar nicht so schmalen Grat leichter Unterhaltung, die voll auf Tuchfühlung setzt.
Das erfahren Anna mit dem schwulen Papa, Michael mit dem Arschkartenplatz hinter dem Lautsprecher, Bodos Freundin Vivien, die Tall von der Bühne aus anruft und zulabert und viele andere im Saal. Geht noch mehr Interaktion mit den Zuschauern? Nein, mehr geht nicht! Darf er das? Ist ihm egal, er macht einfach.
Nach Showschluss bewegt sich die überglückliche Menge nach draußen, versucht das unzitierbare Programm zu zitieren (natürlich vergeblich) und freut sich auf die Suche nach dem viel zu langen Video, das der Dicke von seinen Weseler Fans gemacht hat.
In Erinnerung bleibt ein sündhaft amüsanter Spaßabend vor optimaler Kulisse, an dem auch Jochen Malmsheimer seine helle Freude gehabt hätte.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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