Zeit und Raum für die Kultur: Was Hußmann und Schulz über Weseler Sparten-Events wissen

Gut gelaunte Kulturgestalter: Moritz Hußmann (links), Hilmar Schulz.
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  • Gut gelaunte Kulturgestalter: Moritz Hußmann (links), Hilmar Schulz.
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Seit dreieinhalb Jahren machen Moritz Hußmann (32) und Hilmar Schulz (34) in Kultur. Die beiden Weselaner mischen ordentlich mit bei der Gestaltung des hansestädtischen Bühnengeschehens.

Hier und heute bekommen Sie die Gelegenheit, Hußmann und Schulz näher kennen zu lernen. Ein Interview.

Redaktion: Kann es sein, dass nur ein Bruchteil des Publikums „kultur.raum.zeit“ kennt?
Hilmar: Als wir Ende 2013 damit angefangen haben als Veranstalter in Wesel was zu machen, war das sicherlich so. Der Name ist so gewählt, dass er ein Lebensgefühl verdeutlichen soll. Wie wollten die Verbindung zwischen Kultur, der Schaffung und Nutzung von Räumen und einer wundervollen Zeit mit Kultur verbinden. Das ist uns, denken wir, ganz gut gelungen. Zu Beginn haben wir eine Akustikkonzertreihe begonnen und haben so drei bis fünf Veranstaltungen im Jahr vorgesehen. Mittlerweile machen wir 20 bis 25 im Jahr. Viele unserer Stammgäste wissen, wer hinter Kultur.Raum.Zeit. steht, aber das ist nicht das Entscheidende.

Redaktion: Wie seid Ihr zufrieden mit der Resonanz auf Eure Veranstaltungen?
Moritz: Alles in allem kann man sagen, dass unsere Veranstaltungen gut besucht sind. Es gibt Ausreißer nach oben und ganz wenige die nicht funktionieren. Das ist aber auch ganz normal. Wir sind neugierig auf neue Sachen und versuchen, den Spagat zwischen Risiko und Nummer sicher zu finden. Wir haben etablierte Formate entwickelt und in der Regel ist der Dienstag als Comedydienstag akzeptiert und wird angenommen. Mit Heinz Gröning (Bei Heinz – nächster Termin 9.5.2017) läuft erfolgreich eine wiederkehrende Comedyshow im Scala, die ein sehr hohes Niveau hat. Im Januar ist immer das traditionelle Lanko-Neujahrskonzert, was fest im Weseler Kulturkalender verankert ist.

Redaktion: Wie genau entscheidet Ihr, wen Ihr ins Scala einladet?
Hilmar: Wir beide mögen Comedy sehr gerne. Wir schauen uns auch privat ziemlich viel an und schicken uns gegenseitig Videos. Sondieren den Markt und haben selber Spaß daran. Wenn uns beiden jemand gefällt, dann fragen wir uns, ob der Künstler ins Scala passen würde und dann gehen wir das Projekt an. Wir bekommen auch Hinweise von Besuchern, die diesen und jenen Künstler gerne mal im Scala sehen wollen. Wenn es machbar ist, dann wird das realisiert.

Redaktion: Woran liegt's, wenn nur 40 Zuschauer zu bekannten Leuten wie Kalle Pohl kommen?
Moritz: Zu allererst waren es 60 Zuschauer ;) Aber Spaß beiseite, natürlich denkt man bei etablierten Comedians und Künstlern, dass es ein Selbstläufer wird. Aber man merkt schon, dass es natürlich immer von „Nachteil“ ist, wenn Künstler nicht die nötigen TV-Präsenz haben. Aber das ist nicht der künstlerische Maßstab. Manchmal ist einfach ein Termin für das Publikum ungünstig oder die Konkurrenz in anderen Städten oder in Wesel zu groß. Das kann halt schon mal passieren, obwohl es ein grandioser Abend mit dem kleinen Mann war.
Das entscheidende ist aber, dass die Künstler immer positiv von Wesel berichten. Es ist oftmals so, dass wir nicht mehr anfragen brauchen, sondern Agenturen ihre Künstler platzieren wollen. Das ist dann auch ein Lob für die Arbeit.

Redaktion: Ihr lernt viele Menge Stars und Sternchen kennen. Welches Zusammentreffen blieb besonders haften?
Hilmar: Ach, da gibt es viele kleine Geschichten zu erzählen. Natürlich war Chris Tall ein Highlight für uns und auch fürs Scala. Wenn du innerhalb von drei Tagen die Hütte voll hast, ist dies grandios. Wenn man dann noch bis 5 Uhr morgens mit dem um die Häuser zieht, dann hat das schon was. Aber wir fanden zum Beispiel den Besuch von Hans-Werner Olm sehr bemerkenswert. Er berichtete nach dem Auftritt (er hatte 45 Minuten überzogen), dass er die Atmosphäre sehr schön fand, denn er war es nicht mehr gewohnt, dass er mehr als die ersten beiden Reihen im Publikum sieht. Spannend waren dabei natürlich auch die Anekdoten aus den frühen Zeiten in Berlin.
Was aber total schön ist, dass die Künstler alle auf dem Teppich geblieben sind. Wir haben bisher noch keine Diven erlebt.

Redaktion: Ist die Weseler Kultursparte überfüttert?
Moritz: Wesel hat lange Zeit in einem Dornröschenschlaf gesteckt. Das hat sich grundlegend seit ungefähr 4-5 Jahren geändert. Überfüttert würden wir nicht sagen, sondern breit aufgestellt. Klar ist aber auch, es ist durch die Vielzahl der kulturellen Angebote Bewegung in der Szene ist. Wir müssen wie andere (Bühnenhaus, Niederrheinhalle etc.) um jede verkaufte Karte im Wettbewerb bestehen. Was wir aber gut finden ist, dass dieses Gemeckere in den sozialen Medien und auf der Straße aufgehört hat, dass in Wesel nix läuft.

Redaktion: Seid Ihr zufrieden mit der Planung und Abwicklung der städtischen Kultur in Wesel?
Hilmar: Wir denken, dass für jeden Bürger etwas dabei ist. Alles hat seine Daseinsberechtigung. Wir setzen auf Kooperation und nicht auf Konkurrenz, denn so wird ein Schuh draus. WeselMarketing hat mit dem Stadtfest 775 einen Riesenjob gemacht. Das Bühnenhaus ist gut besucht und die freie Kulturszene hat auch seine Entfaltungsräume entwickelt. Alles in allem verbessert die Kulturszene in Wesel, dass städtische Klima und zeigt das Kreativität in Wesel einen festen Platz hat.

Redaktion: Ihr habt einen Wunsch frei an die Weseler Politik. Welcher wäre das?
Moritz: Das ist eine Fangfrage oder? Da wir beide selber politisch aktiv sind,
ist das mit den Wünschen immer eine solche Sache. Wesel könnte im Sommer eine Outdoorlocation vertragen.

Redaktion: Wir danken fürs Gespräch!
(ab Foto zwei stammen alle Bilder von Günter Wormann)

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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