Abdel Karim im Comedy-DriveIn an der Weseler Rheinpromenade
Wie der schwarze Mann sein Blechpublikum mit Klischees und ein bisschen Politik unterhält
Muss manchmal hart sein für den Typ da hinten auf der Bühne. Immer diese Rumreiterei auf Herkunft, Optik, Wesensarten. Doch der Erfolg spricht für ihn. Und was soll er auch dagegen tun? Er ist halt Marokkaner! Und gebürtig aus Bielefeld. Was von Beidem ist denn jetzt schlimmer? Antworten finden Sie im aktuellen Programm dieses schwarzen Mannes.
Fast jeder kennt Abdel Karim, seit eine Gruppe Vollhonks ihn und ein TV-Team der "Heute Show" bei Dreharbeiten angegriffen hat. Was nicht dazu geführt hat, dass der Comedian jetzt Angst vor Vollhonks hat. Jedenfalls nicht so, wie vor Russen! Denen muss man vorsichtig gegenüber treten, denn ihre Volkseigenschaften sind keine gute Grundlage für Bühnenzitate. Meint jedenfalls Abdelkarim.
Wer einen spritzigen Vortrag erwartet, der ist falsch bei der Show des Wahl-Duisburgers. "Staatsfreund Nr. 1" ist quasi die Neuauflage des Vorgänger-Programms "Zwischen Ghetto und Germanen" und behandelt das Lieblingsthema des Künstlers: die alltägliche Begegnung zwischen Deutschen und Ausländern und ihre teils kruden Auswüchse. Dabei regt sich Abdelkarim (der sich mal zusammen, mal auseinander schreibt) nicht wirklich über irgendwas auf. Er schildert Dinge eher unaufgeregt und trifft so ziemlich oft den Nagel auf den Kopf.
"Darf man Witze über den Islam machen?", fragt er rethorisch? Klar, wenn man vorher die Fluchtwege gecheckt hat! Nafri? Ist kein fremdenfeindliches Schimpfwort. Bloß das nette Amts-Kürzel für Nordafrikaner. Und natürlich können auch muslimische Ausländer in Deutschland Karriere machen! Siehe Mesut Ösil, der allerdings ohne sein fußballerisches Talent Betreuer in der Spielothek geworden wäre. Erkenntnisse eines Standup-Comedians.
Abdel Karim isst gerne vom Asia-Büffet und ist auch gerne mal politisch. Aber er übertreibt's nicht damit - er scheint sein Publikum nicht überfordern zu wollen. Ein kleiner Seitenhieb auf die AfD (und ihre Wähler), dann wird's wieder simpler: Deutsch sei einer sehr schwierige Sprache. Und obwohl er Germane von Geburt sei, habe er lange gebraucht, um zu entdecken, dass Kapern, Meerrettich und Schattenmorellen keine Tiere sind.
Tatsächlich ist Abdelkarim ein Gesellschaftskritiker. "Sind die Flüchtlinge aus Syrien wirklich schuld an allem, was in Deutschland schief läuft?", fragt er beiläufig. Gibt Reichsbürgern wie Xavier Naidoo einen mit und freut sich drüber, dass "der wahrscheinlich als Erster abgeschoben wird", wenn die Regeln greifen, die er selber fordert.
Nach 90 Minuten Abdel Karim im Weseler Comedy-DriveIn weiß man: Der schwarze Mann aus Bielefeld kann lustig, isses aber nicht immer. Er kann politisch, will's aber nicht immer. Und er mag keine Auftritte vor Blechpublikum, sagt's aber nicht immer.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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