Generalisierte Angststörung
Teil 9 - Das Gefühl für Raum und Zeit
Donnerstag, der 25. Februar 2021 22.52 Uhr
Teil 9 - Angsterkrankung – Das Gefühl von Raum und Zeit
Über die verschiedenen Symptome einzelner Arten von Panikattacken zu schreiben ist gar nicht so einfach, weil mir da die Vergleiche fehlen.
Zur Info: es gibt bei meinen Panikattacken unterschiedliche Arten.
Das ÄLTESTE Angstgefühl hatte ich das erste mal zu Beginn der Grundschule, als meine Mitschüler mal wieder wie wild in der Klasse umher rannten und ich nicht verstand, warum sie das immer so machten.
Ein Mädchen fragte mich was und ich wusste spontan keine Antwort. Rückblickend betrachtet hätte ich für eine Antwort wohl noch etwas Bedenkzeit gebraucht, aber so eine Bitte ist unter Grundschulkindern ja eher unüblich. Also sagte ich nur: „Ich weis grad auch nicht ...“
Wenn ich mich richtig erinnere wurde mir meine Unentschlossenheit übel genommen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mich einfach verteidigt hätte, aber in diesem Moment zogen sich Magen und Herz zu kleinen Organbällchen zusammen und ich hatte winzig kleine Sternchen vor den Augen.
„Du brauchst dich vor deinen Mitschülern nicht zu fürchten!“, hatte meine Mutter gesagt, also konnte ich mir meine körperlichen Reaktionen nicht erklären. Die genaue Bedeutung von Worten war für mich schon damals existenziell, so kann ich das wohl zurückblickend feststellen.
Diplomatisches drum herum reden war mir einfach nicht in die Wiege gelegt.
Und wenn meine eigene Mutter mir sagt, ich brauche mich nicht zu fürchten, dann konnte etwas mit mir nicht stimmen, so meine Schlußfolgerung damals. (Ein echt mieses Gefühl!)
So wanderte das Angstgefühl vom Magen-Herz-Bereich weiter in den Kopf und sorgte dort für die Sinneswahrnehmung:
„Ich-glaub-ich-träum-das-alles-nur“
was sich in Sekundenschnelle körperlich manifestierte. So war ich mir in dem Moment wirklich nicht ganz sicher ob ich in Wahrheit vielleicht daheim im Bett lag und schlief.
Das Gefühl machte mich sprachlos und unsicher und ich suchte verzweifelt nach etwas das mir Halt bot, aber ich fand nichts.
Nicht mal die Lehrerin hatte Zeit für mich, denn sie schlichtete gerade einen Streit zwischen anderen Schülern.
Meine Tischnachbarn waren auch keine Hilfe. Sie nahmen mir wohl meine Unentschlossenheit von vorhin noch übel und das Mädchen zu meiner linken sagte nur: „Was guckst du so blöd?“
Während dessen rannten die meisten anderen Schüler immer noch kreuz und quer durch das Klassenzimmer und ich wünschte mir so sehr, die Lehrerin würde endlich wieder das Heft in die Hand nehmen und Frontalunterricht machen. Alle Kinder würden wieder ordentlich am Tisch sitzen und sich mit erhobener Hand melden, wenn sie was beitragen wollten.
Damals hatte ich noch keine Worte dafür aber ich sehnte mich nach Ordnung und Struktur. Das kindliche herumgerenne und laute Geschrei machten mich wahnsinnig.
Mit diesem Artikel habe ich hauptsächlich meine Gefühlswelt von damals zum Ausdruck gebracht, gekleidet in eine Geschichte, die der Leser hoffentlich nachvollziehen kann. Sie hat sich ähnlich tatsächlich ereignet, aber Punkt für Punkt sind meine Erinnerungen eher „verschwommen“, also keine Garantie auf Tatsächlichkeit.
Autor:Imke Schüring aus Wesel |
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