Subjektiver Beitrag: Sprachkritik und Sprachwandel
Sprachkritik war, ist, und wird immer aktuell bleiben. Etliche Journalisten, Schriftsteller und Publizisten setzen sich mit diesem spannenden Thema auseinander. Radikale Sprachkritiker wie Wolf Schneider stehen liberalen Kritikern wie Jens Bisky gegenüber. Doch ist besagte Sprachkritik tatsächlich sinnvoll?
Ich denke das Sprachgehör, zumindest bei einem Großteil der Bevölkerung, ist konservativ. An dieser Stelle schließe ich mich der Position des mehrfach Ausgezeichneten Schriftstellers und Publizisten Dieter Eduard Zimmer an. „[Das Sprachgehör] mag nicht, was es nicht gewöhnt ist.“
Zur Verdeutlichung ein Beispiel von Süddeutsche Zeitung Redakteur Jens Bisky: Rollen sich bei ihnen nicht die Fußnägel beim Verb „lollen“ auf? Dieses gekünzelte Wort, falls sie davon verschont blieben, ist vom Chat- und SMS-Kürzel „lol“, also laughing out loud, abgeleitet, jedoch glücklicherweise aus der Jugendsprache mittlerweile wieder beinahe verschwunden.
Bis zu diesem Punkt komme ich Sprachkritikern also entgegen. Alles hat seine Grenze, manche Wörter sind auch mir tatsächlich kein Genuss. Kritik ist an dieser Stelle also sehr wohl angebracht. Wie sieht es jedoch im weiteren Sinne aus?
Blickt man in die Geschichte der deutschen Sprache, erkennt man, dass Sprachkritik alt ist, wie die Sprache selbst. Jene Sprachkritische Positionen von heute, verglichen mit mit älteren, ähneln sich bloß in ihrer konservativen Beschaffenheit. Es soll erhalten bleiben, was bestand, sich gegenüber neuem verschlossen werden. Jedoch inhaltlich wären die Forderungen heutiger Sprachkritiker, jenen früheren ein Gräuel. Der Grund: Sprachwandel.
„Der Sprachverstoß von heute, ist die potenzielle Sprachnorm von morgen“, sagte Dieter Eduard Zimmer sinngemäß, und hat, wie ich denke, recht mit dieser Aussage. Allein schon durch den enormen Flugverkehr und internationale geschäftliche Beziehungen, kommt es zwangsläufig zu Sprachmischungen. Sprache ist kein starres Gebilde, sondern verändert sich stetig. „Job“, „Computer“ und „Check-in“ sind bloß drei englische Begriffe von etlichen, welche in die deutsche Sprache Eingang gefunden haben. Daran ändert keine Sprachkritik etwas. Doch ist das schlimm? Ich denke nicht, bleibt der Sinn und Zweck der Sprache doch sich auszudrücken, sich mitzuteilen, zu kommunizieren. So lange genau das gelingt, besteht kein Anlass zur Beschwerde.
Den Schlusssatz überlasse ich Jens Bisky: „Herrscher des Himmels, erhöre das lollen und lass jeden reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.“
Autor:Moritz Lohmann aus Wesel |
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