Singen ist Lebensfreude

Gibt es etwas schöneres als wenn im Radio plötzlich dein neuestes Lieblingslied ertönt und du gerade völlig allein bist und du lauthals anfängst "mit zu schmettern"?
Dieses Gefühl der Dankbarkeit aus dem Bauch heraus, fast als wäre man frisch verliebt, wie Schmetterlinge die wild durch deinen Körper flattern und es kribbelt überall und das nur weil da mal jemand eine Melodie und einen Text geschrieben hat, die direkt ins Herz stechen?
Du bist grad allein und wen kümmert's wenn du falsch singst? Glücklich macht's dich trotzdem, weil in dem Moment einfach alles stimmt nur aufgrund einer angenehmen Klangfolge.

Es sind diese Momente, die einen überlegen lassen vielleicht doch noch mal Profi Sänger zu werden. Man stellt sich vor auf einer Bühne vor einem großen Publikum zu stehen. Sie jubeln dir zu und wollen deine Stimme hören. Ihre Gesichter verschwimmen in der Masse, du kennst nur eine handvoll von ihnen aber sie alle sehen auf dich und jubeln dir zu. Sie wollen elektrisiert werden von dir, am Gemeinschaftsgefühl teilhaben, das DU ihnen bietest. Plötzlich wird dir bewusst, wie sehr du geliebt wirst von all diesen Menschen und es ist so schön bedingungslos geliebt zu werden! Du willst die Welt aus den Angeln heben, nein nicht nur das, du willst sie durch deinen Gesang zu einem besseren Ort machen, denn schließlich ist es das, was alle Menschen auf der Welt gemeinsam haben ...

Liebe
Da stört es dann auch nicht, dass du gerade ganz alleine bist und dich in deine Tagträumereien hineinsteigerst ... in dem Moment willst du einfach nur fühlen was du fühlst und am liebsten soll das ewig so weiter gehen.
Bumm Bumm Bumm
wummert es plötzlich von der anderen Seite der Wand.
"Du kannst nicht singen! Halt endlich die Klappe oder ich ruf die Polizei und verklage dich wegen Ruhestörung!"
Schreit der Kulturbanause aus deiner Nachbarwohnung. Scheinbar hat der Typ noch nicht begriffen, dass du gerade dabei bist die Welt zu verbessern. In einem Moment ist alles vorbei, die steile Gesangskarriere, die Bühne, der Applaus, die Liebe und die Verehrung. Das macht dich wütend und du legst dir schon eine gepfefferte Antwort zurecht. Was bildet der Typ sich eigentlich ein so frech zu werden, ich wollte doch nur ein wenig Freude in meinen Alltag bringen, darf man jetzt nicht mal mehr in seiner Wohnung ein fröhliches Liedchen trällern? Verdammte ungerechte Welt, dämliche Nachbarn, Häuser sollten Schalldicht gebaut werden und an allem ist sowieso nur Frau Merkel schuld!

Aber nach einer Weile kommst du wieder zur Besinnung, drehst das Radio leiser und murmelst ein durch die Leichtbauweise gerade noch hörbares "Sorry.." durch die Wand.

Ein paar Stunden später bei deinen Einkäufen im Supermarkt stehst du dann vor dem Keksregal und denkst an das geschehene zurück. Du kaufst eine Packung und schenkst sie später deinem Nachbarn. Er lächelt und lädt dich zu einem Kaffee ein. Ihr kommt ins Gespräch und merkt das ihr einander eigentlich ganz nett findet und er entschuldigt sich, dass er dir mit der Polizei gedroht hat, was dich dazu bringt zuzugeben, dass du ja wirklich nicht besonders gut den Ton halten kannst.

Und während ihr beiden so Kaffee trinkt und redet und lacht, läuft ganz leise im Hintergrund das Radio und spielt ein Lied das ihr beide mögt. Ihr lächelt euch an, dreht es lauter und fangt gemeinsam an zu singen. Laut und falsch :))

Autor:

Imke Schüring aus Wesel

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