Ankündigung sorgt für Zündstoff
Nu(h)r ein Esel?
»Esel geht immer!«, dachte man sich wohl bei der Stadt Wesel, die kürzlich bekannt gab, der Innenstadt im Mai 2021 ein neues Denkmal zu spendieren. Direkt am Bahnhof, auf der Grünfläche am Franz-Etzel-Platz, möchte man einen Dieter-Nuhr-gesichtigen Bronze-Esel aufstellen. Doch nicht allen gefällt diese Idee. Lesen Sie hier, warum.
Dieter Herbert Nuhr ist nicht nur eine der bekanntesten Persönlichkeiten Deutschlands, er ist auch eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die ursprünglich aus Wesel kommen.
Um diesem Sohn der Stadt ein Denkmal zu setzen, musste es schon was Besonderes sein. Daher, so wurde es heute bekanntgegeben, wird Dieter Nuhr ein Denkmal in Form eines Esels mit seinem Konterfei bekommen.
Das Management von Dieter Nuhr gibt sich darüber indes wenig begeistert: "Natürlich freuen wir uns, wenn unsere Bühnenkünstler über Shows und Sendungen hinaus Wertschätzung und Aufmerksamkeit erfahren, wie in diesem Fall dank eines Denkmals. Aber es mutet möglicherweise missverständlich an, dass Dieter Nuhr hier als Esel dargestellt wird", ließ die Agentur auf ihrer Facebookseite verlauten. Ein Facebook-User kommentierte spontan: "lmao".
Die Stadt Wesel kann die Skepsis darüber nicht nachvollziehen: "Das Herz der Weseler Bürgerinnen und Bürger schlägt, weil ein kleiner Esel darin gegen die Herzklappen tritt. Wesel liebt alle seine Esel und wir glauben, das man unter diesem Gesichtspunkt ausschließlich von Ehre und Würdigung sprechen sollte", hieß es in einer Mitteilung, die an ein schwarzes Brett neben dem Rathaus geheftet war.
Zuletzt war der Satiriker Dieter Nuhr immer wieder in die Kritik geraten, weil er sich für seine midlifecrisigen, nihilistischen Gags über Greta Thunberg und Jutta Ditfurth aus der Rechten Community feiern ließ. Immer wieder nimmt der Komiker kein Blatt vor dem Mund, um Themen wie Feminismus, Ökologiebewegung, und Gender Equality zu zerreißen und damit dem Progressivitäts-Streben unserer Gesellschaft Tumbheit zu unterstellen. Der bekennende Fan von Zeitlupen-Entertainment ist also durchaus umstritten und spaltet mit seinem quotenstarken Humor und irritiert mit griesgrämig präsentierter Lebensermunterung.
Ist es dann eine gute Entscheidung, die Statue eines derart streitbaren Künstlers zur Begrüßung der Reisenden und Besucher*innen am Bahnhof aufzustellen?
Ein Kunsthistoriker erklärte auf Anfrage: "Das ist ein bemerkenswerter Fall. In gewisser Weise hat es die Spielart einer inszenierten Ambiguität; eine Refferenzierung an das Œuvre des Herrn Nuhr, die das Auslegbare an sich immer so derart kultiviert. Die Statue könnte als trojanischer Esel dechiffriert werden, der in einem Bild der Huldigung die Pigmente der Kritik einsickern lässt. Ein spezieller Fall. Wie auch immer das bewertbar ist oder eben auch nicht bewertbar ist: das ist eine wunderschöne, grazile Statue, die sehr viele Menschen in Staunen versetzen kann".
Wir sind gespannt.
Autor:Timothy Kampmann aus Wesel |
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