Nachlese der BLÜTENTRÄUME
Eines soll schon mal im Voraus gesagt (geschrieben) sein: Ein besseres Ensemble für dieses Schauspiel von Lutz Hübner hätte die Konzertdirektion Landgraf nicht zusammenstellen können. Oder anders: Die engagierten Schauspieler dieser Produktion haben mit all ihrem Können die vom Buch abgeforderten Charaktere mit so viel Überzeugung dargestellt, dass ihnen höchstes Lob auszusprechen ist.
Schon das spärliche, und dennoch treffende Bühnenbild, ein Seminarraum der Volkshochschule gleich zu Beginn der Aufführung, stimmte die Zuschauer in die Erwartungshaltung, ob des Spiels, was nun kommen sollte.
Nach und nach trudelten sie in den Klassenraum ein und es dauerte auch nicht lange, bis man herausfand mit welchem Menschentyp man es hier zu tuen bekam.
Alle wollten schließlich das gleiche mit diesem Seminar erreichen, den Kontakt zu anderen Personen vertiefen. Da war Frieda (Claudia Rieschel) eine zurückhaltende Witwe, Gila (Renée Zalusky) eine aufgeschlossene Witwe und Frohnatur, Britta (Antje Cornelissen) eine mehr als kritische Bibliothekarin und Julia (Saskia Valencia) eine Maklerin. Julia, wesentlich jünger, als alle anderen Teilnehmer des Kursus', die bereits das Lebensalter weit über die 50 überschritten hatten, fühlt sich dieser Altergruppe zugeordnet. Ihnen stehen drei Seminarteinehmer gegenüber, da ist der blasierte Schuldirektor Friedrich (Hans-Peter Deppe), der Automechaniker Heinz (Michael Derda) ein Simpel mit dem Herz am rechten Fleck und schließlich Ulf (Michael Altmann) ein geschiedener Schreiner. Die sieben Teilnehmer sollen nun von dem jungen, verhinderten Schauspieler und umgeschulten Seminarleiter Jan (Ben Zimmermann) mit verschiedenen Übungen die Kommunikation über Körper, Seele und Geist erreichen. Jans erwarteter Erfolg seiner Methoden bleiben aus, die "Schüler" boykottieren seine Übungsstunden. Jan gibt auf!
Nach der Pause hat sich das Bühnenbild des Seminarraums in Friedas Wohnzimmer verwandelt. Statt das Seminar weiterhin zu besuchen, haben sich alle Kursteilnehmer bei Frieda eingefunden. Die Wirkung des Alkohols, der in rauhen Mengen fließt und die verqualmte Luft umnebelt die Gedanken aller Partyteilnehmer. Sie kommen zu dem Entschluß, eine riesige gemeinsame Wohnung über die Maklerin Julia anzumieten, um dort gemeinsam die geglaubte Zusammengehörigkeit ausleben zu können. Ernüchtet beim nächsten Treffen in Friedas Wohnung springt einer nach dem anderen von dem in Suff-Laune geglaubten Ideal zurück und zieht sich in seine alten Kreise zurück.
Ulf, als letzter mit Frieda in deren Wohnung zurück geblieben, läd Frieda in ein Cafè ein. Nach einigem Zögern willigt sie ein. Es scheint sich doch noch ein Paar gefunden zu haben. Mit großer Begeisterung feierte das Weseler Theater-Publikum mit einem stürmischen Applaus die Mimen des wunderbaren Schauspiels, das durch die führende Hand des Regiseurs Kay Neumann den richtigen Weg zum Publikum gefunden hatte
Autor:Peter Reiss aus Wesel |
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